Montag, 21. Oktober 2019

"Kulturfrequenzen"

Hier schreibt und denkt eine Übersetzerin und Dolmetscherin, derzeit in Berlin. Ich arbeite aber auch in Paris, Brüssel, Erfurt, Cannes und dort, wo Sie mich brauchen. Ich denke über unser Arbeitsmaterial nach, die Sprache, und wie sie von A nach B kommt.

Das UKW-Radio rauscht im Kurzwellenbereich nur noch. Manche Sender sind gar nicht mehr in meinem Wohngebiet zu empfangen, rbb-Kulturradio zum Beispiel, anderes klingt abgehackt.

"Sie klingen so abgehackt!"
"Macht nur die Hälfte!", wür­de ein mir be­kannter Teen­ager jetzt statt "halb so schlimm!" sa­gen, denn ich hö­re inzwischen sowieso meis­tens nur Deutsch­land­funk Kultur sowie im Netz meine fran­zö­si­schen und englischen Sender France Culture und BBC4.

Dabei macht mich das Thema durch­aus nos­tal­gisch.

Hätte ich als Teenager irgendwo zwischen dem Schwarzwald und Stuttgart nicht Ra­dio France Culture ter­rest­risch rein­be­kom­men, lange vor Verbreitung des welt­wei­ten Netzes, ich weiß nicht, wo ich heute beruflich ste­hen würde.

Trotzdem lässt mich dieses Funk­wel­len­thema par­tout nicht los. Früher gab es dazu sogar komische Episoden. Wir Dol­met­scher funken auch oft, in sehr kleinem Rah­men, aber es sind ter­rest­ri­sche Funk­­wellen. Hier eine Pres­se­­mel­dung, die mich aufhorchen ließ.
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Pressemitteilung Deutscher Kulturrat
Bundesregierung muss auf der Weltfunkkonferenz in Ägypten 600 MHz-Band für die Kultur sichern

Berlin, den 21.10.2019. In einer Woche, am 28.10.2019, beginnt in Sharm El Sheik (Ägypten) die Weltfunkkonferenz WRC-19 mit mehr als 3.000 Teilnehmern. Hier könnten zum Schaden für den Kulturbereich in Deutschland weitere Rundfunk- und Kulturfrequenzen (600 MHz-Band) für den Mobilfunk geöffnet werden.
 
Das Fre­quenz­band zwischen 470 und 694 MHz wird der­zeit für die ter­rest­ris­che Rundfunk­verbreitung von audiovisuellen Medien einschließlich TV und Radio und den Einsatz drahtloser Pro­duk­tions­mit­tel (z. B. Funk­mi­kro­fo­ne) — die im Kul­tur­be­reich von hoher Be­deu­tung sind — genutzt.
 
Mit einer Öffnung des 600 MHz-Bandes für mobile Breit­band­diens­te würden diese Fre­quenzen de facto für Veranstalter aus der Kulturwirtschaft, öffentliche Thea­ter- und Orchester, soziokul­turelle Zentren sowie auch andere Kul­tur­ver­an­stal­ter wie beispielsweise die Amateurtheater langfristig nicht mehr zur Verfügung ste­hen.
Das würde den gesamten Kultur­bereich vor große Probleme stellen, weil es keine gleichwertigen Ersatz­frequenzen gibt, unabhängig von den dann erforderlichen Investi­tio­nen in neue Empfangs- und Produktionsgeräte.

Am vergangenen Mittwoch wurde im zuständigen Ausschuss für Verkehr und di­gi­ta­le Infrastruk­tur des Deutschen Bundes­tages ein Antrag der FDP-Bun­des­tags­frak­tion "Funkfre­quen­zen für Medien und Kultur dauerhaft erhalten" (Drucksache 19/11035) abgelehnt.

Ziel des Antrages ist es, die sogenannten Kultur­fre­quen­zen für Theater, Opern, Veranstaltungs­wirt­schaft sowie Rundfunk und Fernsehen zu sichern. Min­destens bis zum Jahr 2030 sollte es hier Planungs­sicherheit geben, bis dahin sollten die UHF-Frequen­zen (im Bereich zwischen 470 und 697 MHz) für Kultur und Medien be­ste­hen bleiben. Unterstützt wurde der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, der AfD und der Linken, abgelehnt wurde er von CDU/CSU und SPD.
 
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Die Ab­leh­nung des FDP-Antrages durch die Regierungskoalition im Ausschuss für Verkehr und di­gi­ta­le Infrastruk­tur des Deutschen Bundes­tages ist bedauerlich und unver­ständlich.

In den vergan­genen Jahren gingen für den Kulturbereich durch die Verstei­gerung der Rundfunk- und Kultur­frequenzen an den Mobilfunk bereits die Hälfte der für unseren Sektor wichtigen Fre­quenzen verloren. Wenn der Abbau an Frequen­zen nicht gestoppt wird, ist die Funktionsfähigkeit von Kultur­einrich­tungen in Deutsch­land in Gefahr.

Neben den Theatern und Orches­tern sind viele weitere Ver­an­stalter, wie z.B. Kirchen, Stadthallen, sozio­kul­tu­rel­le Zentren, Volksfeste, die ebenfalls alle Funk­mi­kro­fone ein­setzen, unmittelbar betroffen.
Der Deutsche Kulturrat fordert daher die Bundes­re­gierung auf, sich bei der in der kommenden Woche beginnenden Weltfunk­konferenz in Sharm El Sheik dafür ein­set­zen, dass das 600 MHz-Band nicht für den Mobil­funk freigegeben und für den Kultur­bereich gesichert wird."
 
Deutscher Kulturrat e.V.
Taubenstr. 1
10117 Berlin
Web: www.kulturrat.de
E-Mail: post@kulturrat.de
 
Verantwortlich:
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
Quelle: www.kulturrat.de

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