Freitag, 21. Oktober 2011

Mit vollem Mund ...

Willkommen auf den Seiten meines Logbuchs aus dem Dolmetscher- und Übersetzerleben! Hier berichte ich (unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse) über unseren Arbeitsalltag. Dieser in der Allgemeinheit kaum bekannte Beruf birgt so manche Überraschung. Einerseits verbraucht so ein Dolmetscherhirn bei der Sprachmittlerei sehr viel Energie, anderseits kommt unsereiner manchmal kaum zur Nahrungsaufnahme ...

Früher eine Schule, heute ein Restaurant, dazwischen ...
Mit vollem Mund spricht man nicht, denn es könnte auf Kosten der Verständlichkeit gehen!

Diese Woche in Leipzig: Wir sitzen in der Alten Nikolaischule an der Nikolaikirche beim Pressegespräch zusammen. Die Vorgespräche zu diesem Termin haben auf Englisch stattgefunden, aber ich kenne meine Pappenheimer, räusper, also Luc aus Paris kenne ich, und das immerhin schon seit 19 Jahren, aber das ist eine andere Geschichte.

Die Journalisten sind bereits da, wir schreiten erstmal zum Buffet. Ich lasse die Vorspeisen aus, probiere gleich ein bisschen die Hauptgänge, ich weiß, warum. Denn nach den hors d'oeuvres geht's auch schon los mit dem "lockeren Pressegespräch". Nach wenigen Sätzen ist Luc zurück in seiner Muttersprache. Ich war gerade beim 2. Teller angelangt, bei einem Hauch Vorspeisen, einem Hauch Obst. Aber das ist jetzt egal, jetzt wird gesprochen. Die Kaffeebestellung bekomme ich nicht mit, von den anderen Essensgästen ebensowenig, auch wenn ich weiß, dass ich etliche freundliche Zunicker erwidert habe, denn gerade findet das Festival DOK Leipzig statt und die Stadt ist voller Filmleute.

Als plötzlich alle aufstehen und gehen, bin ich noch hungrig. Aber schnell die Siebensachen eingesammelt und mit. Wie gut, dass ich noch mein Pausenbrot vom Frühstücksbuffet in der Tasche habe!

Arbeitsplatz Restaurant
Macht man nicht, das mit der "Bemme" vom Hotelfrühstück, weiß ich. Morgens bekomme ich aber nie so viel runter, dafür kommt mittags der Hunger. Zu Hause esse ich ja genauso, zu Hause schmiere ich dem Knaben und mir auch immer Pausenbrote. Warum soll ich es an dem Ort, der mit etwas à la "Ihr Zuhause auf Reisen" wirbt, anders halten? Zeit, um mir schnell was zwischendurch zu kaufen, habe ich nicht. Bleibt noch das Restaurant: Ich stelle mir vor, wie mir eine aufmerksame Bedienung zum Abschied diskret ein lunch package reicht. Naja, ich werde doch mal träumen dürfen! Die Werktätigen müssen sich heute halt selber schützen!


Andere Arbeitsessen hier.
______________________________  
Fotos: C.E., Alte Nikolaischule Leipzig

Keine Kommentare: