Nein, ich mache keine eigene Kategorie "Final Draft-Hasstiraden" auf. Aber diese Software, die für Drehbuchautoren und Produktionsfirmen entwickelt wurde, macht uns Übersetzern und Korrektoren das Leben schwerer als nötig. Mir gefällt nicht, dass hier ein Softwarehersteller offenbar mehr Geld und Zeit in die Verschlüsselung seines Programms investiert, um sich vor Dieben zu schützen, als in die Behebung von Fehlern, Verbesserung der Nutzbarkeit und die Entwicklung neuer "Tools". Damit geht der Anbieter am Trend vorbei: Koproduktionen sind immer häufiger wirtschaftlich notwendig und kulturell interessant.
Wenn ich meine Übersetzungen zum Gegenlesen nach außen gebe — meistens tausche ich mit Kolleginnen die Korrektorate — kann ich auf einen Stamm von Leuten zurückgreifen, die über das gleiche Programm verfügen, die also alle wie ich einmal die Summe von seinerzeit 249 $ gelatzt haben (und für jedes Update erneut Geld hinlegen). Und ich fühle mich immer genau dann behindert, wenn keine(r) meiner Stammkolleginnen und -kollegen Zeit hat. Dann muss ich, was ich wegen der katastrophalen Rechtschreibprüfung der deutschsprachigen FD-Version ja ohnehin machen muss: exportieren. Über die damit verbunden Ärgernisse schrieb ich ja bereits.
Beim Exportieren geht teilweise die Formatierung, die Nummerierung der Szenen aber vollständig verloren. Nun, Szenennummern sind überbewertet, wer will, kann sie ja von Hand wieder reinfummeln. Ansonsten lassen sich auch über die Suchfunktion und eine möglichst eindeutige Szenenbeschreibung problemlos die jeweiligen Szenen ansteuern.
Doof ist nur, dass ich die Korrekturen, die dann die Word-Kollegen im Word-Dokument machten, am Ende ebenso von Hand wieder bei meinem Text in das Final Draft-Dokument übertragen darf. Und wir lesen in mehreren Durchgängen.
Warum hab ich eigentlich so viel für den Sch...wachsinn bezahlt?
Auch doof: Eine Produktion will auf Grundlage eines FD-Exports weiterarbeiten. Bei der rtf-Version (rich text format) sind zwar ebenfalls die Szenennummern im digitalen Labyrinth verschwunden, dafür stimmt die Formatierung dort, wo die Figuren und die Dialoge eingerückt sind. Die Ränder wiederum stimmen gar nicht: Wer ohne weitere Fummelei derlei einfach ausdrucken will, bekommt viel vom Text überhaupt nicht zu Gesicht, denn der landet rechts vom Blattrand.
Aber alles weitere Fluchen über die Inkompatiblität der unterschiedlichen Drehbuchsoftware nützt nichts. Einmal Joggen gehen hilft mehr.
Und ich suche weiter nach Alternativen. Hallo, Nachwuchsprogrammierer, hier ist ein Markt. Ich prüfe eine andere Software, Celtx, die aber auch nicht mit FD kombinierbar zu sein scheint. Über Acrobate Pro solle man auch zu halbwegs ordentlichen Ergebnissen kommen, steht unter Wiki.Celtx.com. Irgendwo im Netz soll sogar ein Progrämmle sein, das eine Brücke baut, nur wo?
Und so wundert es mich nicht, wenn immer mehr Produktionsfirmen, die FD besitzen, ihre Bücher in der Entwicklungsphase von Hand formatieren lassen.
Dafür gibt es wenigstens ein Hilfmittel: PlotPot. Aber am Ende, wenn's dann weiter geht in Richtung Drehvorbereitung, und die ganzen drehplanpraktischen Funktionen von FD gebraucht werden, muss irgendwo ein armer Praktikant dran glauben. Und dann folgt, was ich in einer Newsgroup und beim Celtx-Wiki so wie unten beschrieben fand (sorry für die Stammleser, ich hatte das Zitat schon mal, aber es ist einfach zu schön ...)
(... nervtötend ... 90 Minuten ... machbar ... Leg' passende Musik auf. Hau richtig rein. Bring's hinter dich.)
In Sachen guter Drehbuchsoftware suche und berichte ich weiter.
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Illus: Wiki.Celtx.com, eigene Aufnahme
von FD (Archiv)
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