Freitag, 7. Oktober 2011

Rhabarber

Willkommen beim Logbuch einer Französischdolmetscherin aus dem Inneren der Dolmetschkabine. Wir arbeiten in Berlin, Paris, Cannes, Marseille, München, Hamburg usw. und gewähren hier Einblicke in unseren Alltag. Hier denke ich über unser Material nach, die Sprache(n), über das, was wir machen und über unsere Rolle als Teil von Arbeitsprozessen, das Ganze stets unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse. Gegen Ende der Woche nehmen private Momente zu. 

Barbarabarbarabarhabarbaraschorle
Es war das Szenegetränk dieses nassen Sommers, der (trocken) im Herbst stattfand: Rhabarberschorle! Einer der Gründe dafür, dass sie Bionade in Berlin damit (fast) abgelöst hat, mag sein, dass die Bio-Limo vor einiger Zeit an die Oetker-Gruppe verkauft wurde.
Der andere ist die Rückbesinnung auf Ländliches: Es ist Zeigeist, auf den Markt zu gehen, einen Kleingarten zu haben, Marmelade einzukochen und die einfachen Dinge zu genießen.

Oder, um es mit einem Trendausdruck zu sagen, "Rhabarberschorle ist die neue Bionade!" Und weil jenseits aller Moden Sprach- und Wortspiele Teil des Sprachenlernens sind, üben der weltbeste Patensohn und ich weiter auf dem Weg vom Biomarkt: "Barbarabarbarabarbarabarba" oder das schöne "Apotheke"-Spiel, dem bei jeder Wiederholung ein Buchstabe fehlt:
Apotheke
  potheke
    otheke
      theke
       heke
         eke
           ke
             e

Und jetzt nochmal, aber ganz schnell: Apotheke-potheke-otheke-theke-heke-eke-ke-e. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Genuss und gesunde Lebensmittel sind wie Medizin. Für manche geht das so weit, dass sie den Oktober 2011 zum Monat der unbehandelten Lebensmittel ausgerufen haben. (Wir profitieren da nur von einigen Rezepten, die uns mitsamt der Einladung zugingen.)

Und ein französisches Drehbuch, das gerade einen deutschen Koproduzenten sucht und 2012 in Berlin spielen soll, konnten wir diese Woche wunschgemäß korrekt "lokalisieren" und das (zumindest zur Zeit aktuelle) alkoholfreie Szenegetränk reinschreiben. Auch und gerade, weil Schorle in Frankreich bislang kaum bekannt ist. Wir, das sind jetzt eine Übersetzerkollegin und ich, die ich als Lektorin fungierte.

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Foto: C.E.

4 Kommentare:

B.M. hat gesagt…

Hallo unbekannte Sprachmittlerin,

selten einen so liebevoll gemachten, gut geschriebenen und zugleich informativen Weblog gesehen wie den Ihren! Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Sie haben in mir eine begeistere Leserin gefunden.

Aber eine Bitte habe ich heute: Wäre es möglich, Ihre Einträge als E-Mail zu erhalten? Bietet Blogspot dieses Feature? Das wäre für mich die ideale Weise, Ihren Alltag zu verfolgen.

Ich selbst bin Fremdsprachenkorrespondentin, arbeite aber seit Jahren in einer Anwaltskanzlei als Sachbearbeiterin, da ich ein nicht abgeschlossenes Jurastudium aufweisen kann. Für eventuelle Dolmetscheinsätze im Medienrecht haben wir Sie vorgemerkt ;-)

MfG,
Brigitte M.

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Frau M.,
das werde ich recherchieren. Danke für die Blumen!
Mit freundlichen Grüßen,
C.E.

H. hat gesagt…

Als ich 1960 auf Althistorischer Exkursion in Florenz und es sehr heiß war, empfahl mir Onkel Hans Wildt (verheirateter Strozzi), in der Kneipe am Tresen "acqua con rabarbaro" zu verlangen, das koste wenig und stille den Durst am besten. Also nichts Neues. Dein H.

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Brigitte M.,

inzwischen ist das möglich ... bzw. seit einigen Monaten. Ganz unten gibt es dann, wenn Sie auf die Startseite gehen, die Möglichkeit, Ihre Mailadresse einzugeben.
Sorry, dass es einige Monate gedauert hat, aber ich bin eine reine Nutzerin, keine Fachfrau ;-)

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre
CE