Mittwoch, 30. Juni 2010

Noch eins drauf!

Als Kind hörte ich immer: Sprich nicht zu schnell! Heute, wenn ich auf der Bühne als Dolmetscherin neben Filmstars stehe, hänge ich mir meine gedachte "Langsam!"-Inschrift in roten Schreibschriftbuchstaben in den Bühnenraum, gleich über die Rampe. (Das hilft! Meistens.)

Es gibt Orte, wo ich schnellsprechen darf, ja muss und sogar am Ende auch noch Lob dafür bekomme: In der Dolmetscherkabine. Das fiel mir neulich ein, als ich off mike (ohne Mikro, also Eigentext!) mal wieder ins Superschnellsprechen verfiel, weil mir wie früher alles auf einmal einfiel. Einst war's ein Problem, heute ist's ein Pluspunkt, mein Mundwerkzeug eine Runde schneller als der Durchschnitt bedienen zu können (und im Vergleich - aber den kann ich nicht wirklich anstellen - geht dem Schnellerquatschen vermutlich auch Schnellerdenken voraus.)

Außerdem spreche ich richtig gern. So war ich als Kind schon. Auch heute neige ich eher zur verbalen Kontaktaufnahme als zur Stummfischerei, um's durch die Blume zu sagen. Und so, wie ich manchmal augenzwinkernd sage, dass ich aus meinem größten Fehler, der Neigung zum Vielsprecherei, meinen Beruf gemacht habe, kann ich ab jetzt noch eins draufsetzten: auch aus dem zweitgrößten Fehler, der Schnellsprecherei.

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Foto: "etwas durch die Blume sagen" - eine Kritik indirekt ausdrücken, oft unter Verwendung eines Bildes

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