Mittwoch, 9. Juni 2010

Unterwegs arbeiten

Reisezeit ist Arbeitszeit - das stimmt oft, aber nicht immer. Manchmal sind es einfach nur verlorene Tage, beim Schlangestehen an der Sicherheitskontrolle, beim Warten auf den Check in, beim Stress, wenn es zu Turbulenzen kommt. Da ist dann kein Buch spannend genug, um mich abzulenken, da gehe ich in den Stromsparmodus und sammle bestenfalls Energien für den nächsten Dolmetscheinsatz.
Inzwischen nehme ich lieber den Zug. Sehr gerne fahre ich nachts, doch manchmal buche ich zu kurzfristig und der Nachtzug fährt auch nicht an allen Tagen. 8,5 Stunden Berlin-Paris, das ist tags ein Nachmittag und ein Abend, verglichen mit den sechs Stunden von Haus zu Haus die ich brauche, wenn ich den Flieger nehme, Pufferzeiten und Reisezeiten von und zum Flughafen eingerechnet. Wenn ich Glück habe (wie auf dem ersten Bild im April), kann ich arbeiten. Gegen Hockeymannschaften und Kinderlärm helfen Ohrstöpsel und Kopfhörer, die mir Klassik oder als Pausenprogramm meine Lieblingssendungen von France Culture bringen. Denn das, was da zwischen den Sitzreihen lautstark verhandelt wird, muss ich nicht mit anhören, nein danke!
Es bleiben Fragen offen. Wieso hat die Bahn noch keine Arbeitswagons eingerichtet, in die definitiv keine Reisegruppen zugebucht werden UND in denen Handy-Ruhezone ist? Großraumwagen, in denen vielleicht bei den Stops in den Bahnhöfen sogar kostenloser Internetzugang angeboten wird? (Länger wäre sicher für viele praktisch, also gerne auch länger ... - Ich aber genieße die Zeit im Off, die ich zuhause auch immer wieder herstelle, wenn ich konzentriert monotasken möchte). Warum gibt es nicht mehr Kinderabteile, von denen einige auch für größere Kinder ausgestattet sein könnten? (Ganz offensichtlich fahren ja nicht nur Geschäftsleute und erwachsene Touristen auf den internationalen Linien ...) Wann gibt es die TGV-Verbindung Paris-Berlin?

Von Paris aus geht es in knapp drei Stunden nach Marseille, das sind 660 km Luftlinie.
Von Paris nach Berlin ist es mit 880 km nur ein Fitzelchen weiter, OK, ich untertreibe, aber in viereinhalb Stunden sollte das doch mit einer TGV-Linie zu schaffen sein, oder?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liebe Caro,
ist Dir eigentlich klar, dass Du hier den Parallelartikel zur Bahn-Spiegel-Kritik geschrieben hast, die übrigens die gleiche Verbindung Paris-Marseille erwähnen?
Du bist mal wieder am Puls der Zeit, hihi.
Grüße und bis Freitag,
Anne