Selten bekam ich so viele direkte Zuschriften wie auf meinen Eintrag von gestern! Der Hals, diese einzigartige Verengung der Linie des menschlichen Körpers, ist offenbar bei vielen eine Schwachstelle.
Was für Tricks habe ich als Dolmetscherin, damit umzugehen? Auf Berlinale-Parties, auf denen leider zum Teil noch immer geraucht wird (Privatveranstaltungen! Tabakkonzerne als Sponsoren - igitt!, aber Wirklichkeit!), bleibe ich dann nicht lange. Oft bemühe ich mich nach einem Flop im Folgejahr gar nicht mal mehr um eine Einladung. Denn den ganzen Tag labern, abends in einer Waschküche, in der heftig geraucht wurde, am besten noch tanzen - da kann ich am Folgetag meine Stimme vergessen, da spricht dann nicht mal mehr Zarah Leander aus dem Jenseits.
Trinken, währenddessen maßvoll, hinterher viel, weil ich, wenn ich zum Beispiel bei der Berlinale einen Film alleine einspreche, eben nicht mal kurz austreten kann. In diesem Zusammenhang sei noch angefügt, dass alle Regisseure, die einen Film herstellen, der auf internationalen Festivals laufen soll, sich doch bitte Geräusche fließenden Wassers in den letzten zwanzig Spielminuten verkneifen sollten, so schön dramatisch Bäche, Schleusen, Flüsse, Wasserhähne und Wasserfälle auch mitunter sein mögen! Denkt an die Dolmetscher!
Ist der Film erst abjeblendt, Caro schnell zum Wasser rennt. So stürze ich zum Beispiel im Delphi-Filmpalast nach Berlinalefilm und Diskussion immer ausgetrocknet an die Theke und verlange nach einem Glas Wasser. Alle Ästheten bitte weghören: Ich erbitte stets ein großes Bierglas lauwarmen Wassers. Das fließt schön sanft und streichelzart an den Stimmbändern vorbei und der Körper muss es nicht erst mühsam anwärmen. Das zweite Glas ist dann, bitte weiter weghören, eine Apfelsaft'schorle' aus Apfelsaft und lauwarmem Wasser. Zum Glück kennt mich das Thekenteam inzwischen und ist ganz diskret, so dass ich mit meinen (leise vorgetragenen) Ansagen kaum noch jemanden schockieren muss. Alkoholika fasse ich in solchen intensiven Arbeitswochen übrigens gar nicht an.
Räuspern ist an solchen Tagen auch nicht angeraten, denn jedes derartige Ereignis strengt den Sprechapparat aufs Neue an. Stattdessen lutsche ich Emser Salz, Isländisch Moos und derlei, was mich jedes Jahr auf der Berlinale rettet - oder nächsten Monat retten wird, beim Festival International du Documentaire de Marseille (FIDMarseille). Am Ende krächze ich aber doch meistens. Macht nichts, weil nach acht Tagen Festival bin ich ohnehin leer im Kopf.
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