Dienstag, 1. Oktober 2024

Textunfall

Bien­‍ve­nue im di­‍gi­ta­‍len Log­‍buch ei­‍ner Sprach­‍ar­‍bei­‍te­‍rin. Was Dol­‍met­‍scher und Über­‍set­‍zer (und Dol­‍met­‍sche­‍rin­‍nen und Über­‍set­‍ze­‍rin­‍nen) ma­‍chen, wie sie bzw. wir ar­‍bei­‍ten, be­‍schrei­‍be ich hier. Fran­‍zö­‍sisch ist mei­ne zwei­‍te Ar­‍beits­‍spra­‍che, Eng­lisch die so­ge­nann­te "pas­si­ve" Spra­‍che. Ich den­ke auch viel nach über mein Ar­beits­ma­te­ri­al, die Spra­chen.

Wie Spra­che Welt er­schafft, da­zu gab es neu­lich in den Me­dien aus mehr­fa­chen Grün­den ei­ne sehr trau­ri­ge, häss­li­che Bei­spiel­se­rie. "Fuß­gän­ge­rin kol­li­diert mit Au­to", be­rich­tet ei­ne Zei­tung. "Fuß­gän­ge­rin von Au­to an­ge­fah­ren" steht in ei­ner an­de­ren. 

Auto­ren­nen in Ber­lin (*)
Das zeigt schon auf, dass die Fuß­gän­ge­rin nicht in ein Au­to hin­ein­ge­tau­melt ist, das Au­to hat hier den ak­tiven Part. "Fuß­gän­ge­rin bei il­le­ga­lem Au­to­ren­nen in der In­nen­stadt über­fah­ren, die Frau ist vor Ort ih­ren Ver­let­zun­gen er­le­gen" — hier, an drit­ter Stel­le, wer­den die Fak­ten wie­der­ge­ge­ben.

Die drei Zei­tungs­mel­dun­gen be­zie­hen sich auf ein­- und ­den­sel­ben Un­fall, ge­sche­hen in Ber­lin im Sep­tem­ber 2024. Screens­hots ha­be ich da­zu lei­der nicht, aber al­les mit ei­ge­nen Au­gen ge­le­sen. Mich re­gt derlei auf, als Sprach­wis­sen­schaft­le­rin und na­tür­lich auch als Ex-Jour­na­lis­tin.

Of­fen­bar ist in der Aus­bil­dung der Leu­te noch viel zu tun. Sie müs­sen da­rin trai­niert wer­den, nicht al­les für ein paar sen­sa­tions­hei­schen­de Schlag­zei­len, die zu vielen Klicks füh­ren, zu ma­chen.

Wie Spra­che Welt er­schafft und wie Spra­che auch Fak­ten ver­dreht in den Köp­fen der Le­se­rin­nen und Le­ser, muss Schul­stoff wer­den, wenn uns die De­mo­kra­tie et­was wert ist. Denn der me­dia­le Um­gang mit die­sem  Ver­kehrs­un­fall steht bei­spiel­haft auch für vie­le an­dere "Un­fälle".

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Il­lus­tra­tion / (*): pixlr.com zu­fol­ge

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