Freitag, 5. Juli 2024

frühstücksbrötchenkomatös

Herz­lich will­kom­men beim Web­log aus dem In­ne­ren der Dol­met­scher­ka­bi­ne. Über den All­tag der Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher schreibt hier je­mand aus der Fran­zö­sis­chka­bi­ne. Wir werden in Paris tätig, in Hei­del­berg, Ber­lin und an­ders­wo. Der Wo­chen­an­fang war an­stren­gend, weil ich kurz­fris­tig ein­sprin­gen muss­te.

Was lecker aus­sieht, sind nur Bits & Bytes
Mei­ne Hand auf der Tas­te schal­tet das Pult au­to­ma­tisch aus. Ich ha­be eben die Be­grü­ßungs­re­den und das For­ma­le ge­dol­metscht, jetzt über­nimmt die Kol­le­gin. Ich muss mich zu­sam­men­rei­ßen, um nicht auf­zu­seuf­zen. Mü­dig­keit hängt schwer in der Luft.
Es fühlt sich an, als wä­re der Sau­er­stoff in der Ka­bi­ne knapp, als würde mir Ener­gie ent­zo­gen. So kom­pli­ziert wa­ren die Be­grü­ßun­gen am ers­ten Kon­fe­renz­mor­gen jetzt nun nicht, den­ke ich noch und ge­be es auf, mich ge­gen den Ul­tra­kurz­po­wer­nap zu weh­ren.

We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter schaue ich in die Run­de. Et­li­che Teil­neh­men­de kom­men erst jetzt in den Saal, die Kaf­fee­be­cher in der Hand. Wa­ren auch die mü­de nach der ers­ten Mahl­zeit des Ta­ges und sind erst­mal raus an die frische Luft? Was wir er­le­ben, ist kein Sup­pen­ko­ma, son­dern ein ve­ri­tab­les Früh­stücks­bröt­chen­ko­ma.

Wie kann meine Kol­le­gin nur so wach sein?

Da wir al­le wich­ti­gen In­fos, Teil­neh­mer­lis­ten, Fir­men- und Stel­len­be­zeich­nun­gen und Key­notes vorab erhalten haben, nut­ze ich die Ge­le­gen­heit, um Luft zu schnap­pen.

An der Kaf­fee­bar, zum Glück wird der Kon­fe­renz­ton auch hier­her über­tra­gen, sodass ich mit hal­bem Ohr mit­hö­ren kann, ge­he ich kurz in mich. Ich muss mei­ne Ge­wohn­hei­ten än­dern. Wir ha­ben ge­ra­de mal Tag eins von drei Ta­gen im Kon­fe­renz­ho­tel, in dem wir auch woh­nen. So möch­te ich mich nicht durch die hal­be Woche schlep­pen. Ich muss Wege fin­den, um mei­ne Mü­dig­keit nach dem Früh­stück zu über­win­den.

Ich über­le­ge, was ich tun könn­te. In­ter­vall­fas­ten wä­re viel­leicht eine Op­tion, um mei­nen Kör­per zu ent­las­ten und mei­ne Ener­gie zu stei­gern. Wenn da nur nicht das Ma­gen­knur­ren wä­re. (Mein Or­gan ist da be­son­ders kom­mu­ni­ka­tiv.) Viel­leicht könn­te ich auch ei­ne et­was län­ge­re Yo­ga­ses­si­on als mein aus­führ­li­ches, fünf­mi­nüti­ges Recken und Strecken oder eine kur­ze Me­di­ta­ti­on in mei­ne Mor­gen­rou­ti­ne ein­bau­en, um mei­ne Kon­zen­tra­ti­on zu ver­bes­sern.

Ein Bul­let­proof Cof­fee könn­te mir den nö­ti­gen Ener­gie­schub ge­ben, oh­ne mei­nen Ma­gen zu be­las­ten. Kann ich so­was im Ho­tel­re­stau­rant be­stel­len? Eher nicht. Eben­so­ we­nig ein ke­to­ge­nes Ga­bel­früh­stück, das zu ver­dau­en bei mir nicht so sehr ins Kon­tor schla­gen wür­de.

Könnte ich ir­gend­wo hand­li­che Sau­er­stoff­am­pul­len be­sor­gen? Dol­met­sche­r­ka­bi­ne mit Frisch­luft­zu­fuhr aus der Do­se, so­was würde Mü­dig­keit ver­trei­ben.

Ich ha­be vie­le ernst­ge­mein­te und we­ni­ger ernst­ge­mein­te Ideen. Was ich rea­li­sie­ren kann, hängt von der Ho­tel­kü­che ab. Ich werde das mor­gen früh gleich an­spre­chen, denn so geht's nicht wei­ter.

Und, oh Wun­der, der Ober­kel­ler kennt nicht nur Bul­let­proof Cof­fee, son­dern er hat die Zu­ta­ten vor­rä­tig, da auch er mor­gens ger­ne ei­nen trinkt, also mil­den Kaffee, gute Wei­de­but­ter und un­ge­süß­tes Nuss­mus, und in die­ser aus­ge­wähl­ten Her­ber­ge wird uns das dann auch gleich an­ge­bo­ten. Die Kol­le­gin ist neu­gie­rig und macht mit. Wir sind bei­de an­ge­nehm über­rascht: Kei­ne Post­früh­stücks­mü­dig­keit und ei­nen kla­ren Kopf macht das.

Eine Stunde vor dem Mit­tag­es­sen wird uns ein Obst­teller ge­reicht. In den zwei­ten Kon­fe­renz­tag bin ich mit fri­scher Ener­gie ge­star­tet und ha­be die kür­ze­re Früh­stücks­zeit in Yo­ga in­ves­tiert.

Und ich ha­be ei­ne Wet­te ge­won­nen, ein Wort mit vier Um­lau­ten ge­fun­den und be­bloggt!

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Il­lus­tra­tion: Pixlr.com 

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