Neulich saßen meine Mutter und ich an einem Samstag nach dem Einkauf auf dem Marktplatz der Kleinstadt, in der ein Teil meiner Angehörigen wohnen. Wir stärkten uns mit echten französischen Croissants und Kaffee, als nacheinander zwei Leute mich vorsichtig ansprachen, ob sie mich etwas fragen dürften.
Balkonien |
Dazu muss ich erwähnen, dass es in der Nachbarschaft einen Gemeinschaftsgarten gibt, in den ich manchmal gehe, um mein Wissen über Kompost weiterzugeben. Dort bringen wir auch unsere Gemüseabfälle, Apfelgriebse, Teereste und Kaffeesatz hin. Mein Engagement hat mir dort den Spitznamen "Frau Kompost" eingebracht.
Ich empfehle immer, eine Ecke im Garten zu wählen, wo der Kompost Kontakt zum Boden hat. Und zwar so, das war auch die Antwort an die zweite Person, dass der Komposthaufen im Schatten steht. In sehr heißen Wochen ist es ratsam, den Kompost alle zwei bis drei Tage mitzugießen (die Menge hängt von der Größe des Komposthaufens ab), auch gelegentlich in der kalten Jahreszeit, wenn es lange nicht geregnet hat, nur nicht bei Minusgraden.
Einfache Probleme, einfache Lösungen. In Berlin gebe ich manchmal kleine Kurse in Sachen Hinterhofkompost oder Kompostkiste auf dem Balkon, dabei gebe ich gerne den jeweils benötigten "Ansatz" fürs Kompostieren mit, eine Schippe Erde, in der mehr Würmer zu sein scheinen als Krume, das Ganze bei Bedarf auch auf Englisch oder Französisch, hej, ich bin Dolmetscherin und arbeite sehr gerne auch zu den Themen Humusaufbau und Biolandwirtschaft!
Bei einem solchen backyard composting and balcony composting-Einsatz ist mir neulich rausgerutscht, dass sich 200 Jahre Gartenwissen in mir sammeln. Darauf hab ich große Augen bei der geneigten Zuhörerschaft geerntet. Ich meine es ernst, schon mein Ururgroßvater war ein begeisterter Gärtner und bewirtschaftete aus Liebhaberei einen Ar Gemüsegarten samt Gewächshaus. In der DDR durfte unser Vater als "Kapitalistensohn" nicht studieren und hat erst einmal Gärtner gelernt.
Später habe ich beim Kaffeetrinken noch etwas über Epigenetik erzählt, die Lehre von der Weitergabe von Informationen, die sich über das Basisgenom hinaus an die nächste Generation vererben. Vor Jahren habe ich mal auf einer Konferenz folgende Versuchsanordnung verdolmetscht, die ich in der Literatur noch nicht wiedergefunden habe: eine Handvoll Nagetiere, ich glaube, es war die klassische weiße Labormaus, sitzt in einem Käfig und hat Hunger. Am anderen Ende des Käfigs wird 'lecker Fresschen' reingestellt. Die Mäuse laufen nun zum anderen Ende und lassen es sich schmecken.
Bei den nächsten Malen kommt ein optischer Reiz ins Spiel: Der Boden leuchtet plötzlich hellgelb, aber nur in einzelnen Bereichen, durch die zugleich Strom fließt. Das versperrt visuell den Weg zum Fressen, denn der Strom ist für die Mäusepfoten zwar nicht tödlich, aber schmerzhaft. Zunächst laufen die Mäuse immer wieder darüber und sind erschrocken, einige rennen zurück; bald meiden die Mäuse den beleuchteten Boden, warten lieber hungrig, bis das gelbe Licht erlischt und sie gefahrlos darüber laufen können.
So weit, so gut. Diese Mäuse bekommen Junge, die noch nie in diesem elektrifizierten Käfig waren, die noch nie ihre Eltern dort beobachtet haben, bis sie eines Tages hungrig hineingesetzt werden, das gelbe Licht angeht und den Boden erhellt ... und ja, liebe Leserin, lieber Leser, Sie ahnen es richtig, die kleinen Mäuse erschrocken stehenbleiben und warten, bis der Boden nicht mehr hellgelb leuchtet.
Jetzt dürfen wir alle selbst unsere Schlüsse ziehen in Sachen transgenerationelle Weitergabe von|Wissen| Intuition, Vorlieben, Ängsten und Traumata.
(Und als 'Gartentante' behalte ich meine natürliche Umgebung im Auge und muss feststellen, dass zum ersten Mal seit mehr als 25 Jahren eine größere Anzahl von Möwen am Landwehrkanal zu sehen ist, die in diesem Jahr nicht in ihr Sommerquartier ans Meer gezogen sind, sondern — warum auch immer — im Winterquartier am Maybachufer geblieben sind).
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Foto: C.E.
Die Fragenden hatten so schöne Probleme wie: "In der Plastiktonne meiner Mutter bewegt sich seit Jahren nichts mehr in Sachen Kompost, was können wir tun?" Madame hat einen großen, grauen Kompostbehälter an der Hausecke stehen.
Eine andere Person berichtete von einem Komposthaufen, der in der prallen Sonne stand und wo auch nicht wirklich was "abging". Die Lösungen waren einfach: Der Kompostbehälter könnte ein Thermokomposter oder ein Wurmkomposter sein, auf jeden Fall fehlt es ihm an Leben und Feuchtigkeit. Wenn es unbedingt ein Plastikbehälter sein muss, dann sollte man sich ein wenig belesen, im Netz gibt es Quellen, damit habe ich noch keine Erfahrung.
Grundlage: der Standort
Ich empfehle immer, eine Ecke im Garten zu wählen, wo der Kompost Kontakt zum Boden hat. Und zwar so, das war auch die Antwort an die zweite Person, dass der Komposthaufen im Schatten steht. In sehr heißen Wochen ist es ratsam, den Kompost alle zwei bis drei Tage mitzugießen (die Menge hängt von der Größe des Komposthaufens ab), auch gelegentlich in der kalten Jahreszeit, wenn es lange nicht geregnet hat, nur nicht bei Minusgraden.
Einfache Probleme, einfache Lösungen. In Berlin gebe ich manchmal kleine Kurse in Sachen Hinterhofkompost oder Kompostkiste auf dem Balkon, dabei gebe ich gerne den jeweils benötigten "Ansatz" fürs Kompostieren mit, eine Schippe Erde, in der mehr Würmer zu sein scheinen als Krume, das Ganze bei Bedarf auch auf Englisch oder Französisch, hej, ich bin Dolmetscherin und arbeite sehr gerne auch zu den Themen Humusaufbau und Biolandwirtschaft!
Geerbtes Wissen
Bei einem solchen backyard composting and balcony composting-Einsatz ist mir neulich rausgerutscht, dass sich 200 Jahre Gartenwissen in mir sammeln. Darauf hab ich große Augen bei der geneigten Zuhörerschaft geerntet. Ich meine es ernst, schon mein Ururgroßvater war ein begeisterter Gärtner und bewirtschaftete aus Liebhaberei einen Ar Gemüsegarten samt Gewächshaus. In der DDR durfte unser Vater als "Kapitalistensohn" nicht studieren und hat erst einmal Gärtner gelernt.
Pawlow weiterentwickelt
Später habe ich beim Kaffeetrinken noch etwas über Epigenetik erzählt, die Lehre von der Weitergabe von Informationen, die sich über das Basisgenom hinaus an die nächste Generation vererben. Vor Jahren habe ich mal auf einer Konferenz folgende Versuchsanordnung verdolmetscht, die ich in der Literatur noch nicht wiedergefunden habe: eine Handvoll Nagetiere, ich glaube, es war die klassische weiße Labormaus, sitzt in einem Käfig und hat Hunger. Am anderen Ende des Käfigs wird 'lecker Fresschen' reingestellt. Die Mäuse laufen nun zum anderen Ende und lassen es sich schmecken.
Bei den nächsten Malen kommt ein optischer Reiz ins Spiel: Der Boden leuchtet plötzlich hellgelb, aber nur in einzelnen Bereichen, durch die zugleich Strom fließt. Das versperrt visuell den Weg zum Fressen, denn der Strom ist für die Mäusepfoten zwar nicht tödlich, aber schmerzhaft. Zunächst laufen die Mäuse immer wieder darüber und sind erschrocken, einige rennen zurück; bald meiden die Mäuse den beleuchteten Boden, warten lieber hungrig, bis das gelbe Licht erlischt und sie gefahrlos darüber laufen können.
So weit, so gut. Diese Mäuse bekommen Junge, die noch nie in diesem elektrifizierten Käfig waren, die noch nie ihre Eltern dort beobachtet haben, bis sie eines Tages hungrig hineingesetzt werden, das gelbe Licht angeht und den Boden erhellt ... und ja, liebe Leserin, lieber Leser, Sie ahnen es richtig, die kleinen Mäuse erschrocken stehenbleiben und warten, bis der Boden nicht mehr hellgelb leuchtet.
Das gilt auch für uns
Jetzt dürfen wir alle selbst unsere Schlüsse ziehen in Sachen transgenerationelle Weitergabe von
(Und als 'Gartentante' behalte ich meine natürliche Umgebung im Auge und muss feststellen, dass zum ersten Mal seit mehr als 25 Jahren eine größere Anzahl von Möwen am Landwehrkanal zu sehen ist, die in diesem Jahr nicht in ihr Sommerquartier ans Meer gezogen sind, sondern — warum auch immer — im Winterquartier am Maybachufer geblieben sind).
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Foto: C.E.
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