Klima ist nicht gleich Wetter |
Statistiker vermelden, dass sich die Zahl der jährlichen Hitzetage in Deutschland
seit den 1950er Jahren bis heute auf neun Tage verdreifacht hat. Dem steht
ein Rückgang der "Eistage" gegenüber. Dazu zählen alle Tage, an denen die
Lufttemperatur unter null Grad Celsius liegt. In den 50er Jahren waren
es noch 28 per annum, heute sind es 19.
Deshalb geht es jetzt darum, die Städte anders zu planen, mehr auf bereits
erschlossene Flächen zurückzugreifen, den Bestand klimagerecht
umzubauen, Stichwort Schwammstädte, mit Retentionsflächen, Zisternen und
viel, viel mehr Grün als heute, auch an den Fassaden, in den Höfen und
Gärten, um das Regenwasser dort zu sammeln, wo Pflanzen kühlen und
Schatten spenden.
Es gibt bereits wunderbare Beispiele für vertikale und horizontale Begrünungen von Neu- und Altbauten, von Ablufttürmen als überdimensionale Ranksysteme und von Mikrowäldern, auch Tiny Forest genannt. (Unsere Stadtväter und -mütter sollten mal einen Abstecher nach Singapur und Japan machen — oder öfter die entsprechenden Fachkonferenzen besuchen).
Es fällt mir schwer, Menschen zu verstehen, die aktuelle Entwicklungen leugnen oder auf natürliche Prozesse schieben. Im Zug führe ich manchmal solche Gespräche. Ich bin inzwischen zu einer Salamitaktik übergegangen. Ein paar emotionale Zustimmungen, unterfüttert mit eigenen Lebenserfahrungen, könnten die Leute aufs richtige Gleis setzen, um im Bild zu bleiben. Da war der zu heiße Urlaub in Südeuropa, heute fühlt sich der Ostseestrand oft an wie Italien, erstes Nicken. Die Leute stimmen weiter zu, wenn wir auf die Insekten zu sprechen kommen, die wir vor nicht allzulanger Zeit immer von der Windschutzscheibe kratzen mussten bei längeren Fahrten.
Es gibt bereits wunderbare Beispiele für vertikale und horizontale Begrünungen von Neu- und Altbauten, von Ablufttürmen als überdimensionale Ranksysteme und von Mikrowäldern, auch Tiny Forest genannt. (Unsere Stadtväter und -mütter sollten mal einen Abstecher nach Singapur und Japan machen — oder öfter die entsprechenden Fachkonferenzen besuchen).
Es fällt mir schwer, Menschen zu verstehen, die aktuelle Entwicklungen leugnen oder auf natürliche Prozesse schieben. Im Zug führe ich manchmal solche Gespräche. Ich bin inzwischen zu einer Salamitaktik übergegangen. Ein paar emotionale Zustimmungen, unterfüttert mit eigenen Lebenserfahrungen, könnten die Leute aufs richtige Gleis setzen, um im Bild zu bleiben. Da war der zu heiße Urlaub in Südeuropa, heute fühlt sich der Ostseestrand oft an wie Italien, erstes Nicken. Die Leute stimmen weiter zu, wenn wir auf die Insekten zu sprechen kommen, die wir vor nicht allzulanger Zeit immer von der Windschutzscheibe kratzen mussten bei längeren Fahrten.
Schmetterlinge und Libellen, kennen das die Kinder von heute? Außer
dem "Kleinen Kohlweißling" sehen wir heute oft fast nichts mehr
fliegen. Und das Vogelgezwitscher ist leiser geworden. (Kleine
Biologiestunde für Laien: "Kein Wunder, die fressen ja Insekten!")
...
Irgendwann denke ich laut über die eigentlich langsame Evolution nach, dass Pflanzen und Tiere normalerweise gar nicht so schnell wandern können, es sei denn, sie sind im Ballastwasser von Schiffen gefangen oder stecken zwischen Waren, die mit dem Flugzeug kommen. Bevor mein Gegenüber auf krude pseudowissenschaftliche Themen kommt, lenke ich das Gespräch auf die Tigermücke und die Gefahren neuer Krankheiten. Oder die Zunahme von Zecken, die gefährliche Krankheiten übertragen, und das vermehrte Auftreten von Tropenzecken. Heute kennt leider jeder jemanden, der an Borreliose erkrankt ist. Das Gegenüber nickt wieder.
Mir ist es wichtig, Leugner durch solche Plaudereien behutsam aus ihrer argumentativen Ritterburg herauszuholen bzw. sie gar nicht erst reinkommen zu lassen in ihr Debattenschema mit den Sprachstanzen. Ich mache das hin und wieder als Hobby. Ich führe sie von den Totschlagargumenten zurück auf den Boden ihrer eigenen Beobachtungen. Es geht mir darum, ihre Aufmerksamkeit zu schärfen, dabei an ihre Erfahrungen anzuknüpfen, ich bringe dabei auch immer einen gewissen Konservatismus ins Spiel. Der Begriff bedeutet ja eigentlich "bewahren, erhalten", und wir wollen ja nicht noch mehr Risiken provozieren, sondern wünschen uns für unsere Anverwandten und Freunde eine Zukunft mit möglichst viel Sicherheit, oder?
Natürlich gehört zur Sicherheit auch eine gewisse Berechenbarkeit. Beim Thema Schiene ist es ähnlich. Meistens sitzen wir in einem verspäteten Zug. Irgendwann benenne ich das Bahndrama als das, was es ist: Folge der geplanten Privatisierung, der unterlassenen Investitionen in Erhalt und Modernisierung, obwohl Investitionen in staatliche Infrastruktur rechnerisch keine Schulden sind, weil ihnen gebaute Vermögenswerte gegenüberstehen, mit denen wiederum gearbeitet wird, was Umsatz, Einkommen und Steuereinnahmen generiert.
Ich hoffe, dass Industrie, Banken und Versicherungen langsam mehr Druck auf die Politik ausüben. Investitionen in den Klimaschutz sind billig im Vergleich zu den Folgekosten, die sonst in einigen Jahren und Jahrzehnten auf uns zukommen.
Zum Thema werde ich weiterlesen und mir auch kleine Kärtchen zum
Auswendiglernen machen.
Link zum PIK, für das ich schon gedolmetscht habe. Ich nenne das Arbeit an der Demokratie.
P.S.: Der letzte Sonntag war weltweit der heißeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen. Prosit!
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Foto: C.E. (gesehen in Sachsen)
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