Dienstag, 25. Februar 2020

Homo Berlinalicus (I)

Willkommen auf den Seiten des digitalen Logbuchs einer Sprachmittlerin. Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch ... und Film. An dieser Stelle schreibe ich regelmäßig und so, dass man nicht die Betreffenden, dafür aber durchaus die Situationen erkennen kann, über meinen vielfältigen Berufsalltag.

Im Festivalpalast
Erste Folge: Der Homo Ber­li­na­licus lässt sich seit Jahr­zehn­ten in je­dem Fe­bruar um den Brei­ten­grad 52.509352 / Län­gen­grad 13.375739 herum beobachten. Er oder sie tritt in der Nähe von Kinos, Ver­an­stal­tungs­ge­bäu­den, an­ge­sag­ten Gas­tro­no­mie­be­trie­ben und Hotels in Er­schei­nung.
Er oder sie ver­mei­det das Al­lein­sein, zieht kleine bis größere Grup­pen vor.

Dabei zeichnet sich dieses Wesen durch zwei tele­zen­trische licht­empfindliche Sen­so­ren mit De­co­dierungsfeedback aus und zwar an der Stelle, an der andere Men­schen ihre Augen zum Filme­sehen haben. Dieser Homo Berlinalicus tastet seine Umgebung auf wichtige Men­schen hin ab, misst Entfernungen und schätzt Ge­le­gen­heiten ein.

In der Zwischen­zeit kann es durchaus vorkommen, dass sie oder er sich mit je­man­dem unterhält, der/die nicht wichtig ist. Zeichnet sich jedoch durch gewisse kör­per­sprach­li­che Signale ab, dass sich die Unterhaltung der Zielpersonen dem Ende nähert, findet dieses Platzhaltergespräch ein möglicherweise jähes Ende und das hier beschriebene Wesen setzt zum Sprung an.

Weitere Eigenschaften: freundliches Zunicken in Richtung vermeintlich rang­hö­he­rer Personen, Übersehen von als nicht nutzbringend betrachteten Menschen sowie Verteilen kleiner Zettel mit Botschaften, ebenso das Schneiden diverser Gri­mas­sen, die Wichtig­keit aus­drücken sollen.

Filme sieht dieses Wesen indes kaum bis gar kei­ne.

______________________________  
Foto: C.E. (Archiv)
tags: #Berlinale2020 #1nt #xl8

Keine Kommentare: