Heute bereite ich meine Vokabelliste von letzter Woche nach. Dazu höre ich auch eine Radiosendung, die noch auf meiner Liste war. Dabei werde ich überrascht.
Clickworking ist heute keine Nische mehr, es betrifft bis zu zwei Prozent der Beschäftigten Deutschlands. Für viele handelt es sich um einen Nebenverdienst; die Anzahl jener, die versuchen, damit ihren Lebensunterhalt zu gestalten, nimmt zu. Fachleute rechnen damit, dass sich innerhalb von einigen Jahren der Anteil der über Webseiten kurzfristig Beschäftigten verzehnfachen wird.
Lange haben solche Beschäftigungsverhältnisse unterhalb des Radars von Gewerkschaften und Arbeitsmarktpolitikern gelegen. Die unternehmerischen Risiken müssen die sogenannten Selbständigen selbst tragen, sie arbeiten oft mit eigenem "Werkzeug". Schutz durch das Arbeitsrecht, soziale Errungenschaften: Meistens Fehlanzeige. Hier entsteht ein neues Prekariat.
Clickworking umfasst unqualifizierte Tätigkeiten (das Klassifizieren von Fotos zum Beispiel), aber auch hochqualifizierte Aufgaben wie Online-Nachhilfeunterricht, Design von Webseiten oder Programmierungsaufträge.
Damit verbunden sind andere Beschäftigungen der Plattformökonomie wie zum Beispiel Bringdienste für Essen oder Haushaltstätigkeiten, sowie Tätigkeiten, die es vorher nicht gab, Mystery Shopping oder das Dokumentieren der Sauberkeit von Autobahnraststätten.
Auch wir Spracharbeiterinnen und Spracharbeiter sind längst in den Fokus der Anbieter geraten. Ich habe hier wiederholt über Pseudo-Agenturen geschrieben.
Augen auf in der Arbeitswelt! |
Kein Mensch wird lange Studien- und Ausbildungszeiten in Kauf nehmen, um am Ende weniger Einkommen zu haben als ein Müllmann.
Hier der Link zu einer Radiosendung, an der ich letztes Jahr teilgenommen habe, das war mein Überraschungsmoment, ich hatte es fast vergessen: Digitale Tagelöhner / Ausbeutung durch Crowdworking, Plattformökonomie und Startups, DLF, vom 27.4.2019. (Ich spreche ab 18'28'' vom Ende her betrachtet, da der DLF-Player die verbleibende Zeit anzeigt. Merksatz für mich selbst: Beim Interview sollte ich mir künftig (wie sonst beim Dolmetschen) direkt zuhören, denn nur so spreche ich alle Silben aus und insgesamt etwas langsamer.)
Und ja, ich denke, dass es auch in fünf bis zehn Jahren noch Übersetzerinnen und Dolmetscher (und Dolmetscherinnen und Übersetzer) geben wird, denn Sprache ist zu komplex für Bits & Bytes.
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Foto: C.E.
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