„Was braucht sie noch zum Dolmetschen?“, fragt der Redner den Veranstalter in der Kaffeepause und nickt in meine Richtung, während ich unübersehbar daneben stehe. Die Kollegin ist gerade mit dem Konferenztechniker im Gespräch.
Hohe Kalauerologie: Stachbubenlasatsuniverum |
Diese Antwort gibt er dem Veranstalter, nicht uns. Dann fällt ihm noch ein, dass er Präsentationsbilder hat und einen Film zeigen möchte. Der ist auf YouTube und es gibt eine englische Untertitelung, das erfahren wir wenig später, als der Techniker Film und Untertitel bei einem Probelauf einblendet.
Wir waren sehr höflich, höflicher geht nicht. Wir suchen trotzdem nach Kommunikationsfehlern auf unserer Seite. Später werden wir begreifen, dass er ein Kommunikationsmümmler ist. Und ein Sprachmümmler. Nach der Pause wird er seine Worte so in sich hineinmümmeln, dass auch die deutschsprachigen Zuhörer unruhig werden, denn es ist schwer, ihm zu folgen: Lange Sätze mit zwei Punkten auf einer DINA 4-Seite, hochkomplexer Inhalt, zwei fette Buchstabendreher in der PowerPointPräsentation, leise Stimme, unsaubere Artikulation.
Wir drehen die Lautstärke unserer Kopfhörer hoch. Er spricht, setzt eine Kunstpause, trinkt etwas Wasser, setzt den Vortrag fort, merkt Unruhe im Saal, klopft ohne Vorwarnung auf das Mikrofon, so dass es uns fast die Trommelfelle zerknallt. Nein, das gehört sich nicht. Jedes Mal, wenn jemand auf der Welt auf ein Mikrophon klopft, stirbt irgendwo eine Bibliothekarin. (Analog zu: „Jedes Mal, wenn man sich an einer Kerze eine Zigarette anzündet, stirbt irgendwo ein Seemann.“)
Kurz: Der Mümmler kommt direkt aus dem Schulungsvideo für schlechte Redner. Das Publikum straft seinen Vortrag nahezu mit Nichtbeachtung. Er löst eine winzigkleine Nachfrage aus, bei der es um eine Quelle geht. Dann schweigt der Saal. Und der Mümmler tritt er ab. Natürlich kommt er später in der Pause nicht an der Kabine vorbei, um sich bei uns zu bedanken, wie es so viele seiner Kolleginnen und Kollegen machen.
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Foto: C.E. (Archiv)
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