Mittwoch, 12. Februar 2020

Arbeitsstimmung

Hier schreibt und denkt eine Übersetzerin und Dolmetscherin, derzeit in Berlin. Ich arbeite aber auch in Paris, Brüssel, Köln und dort, wo Sie mich brauchen. Ich bin räumlich einigermaßen viel auf Achse. Dabei erlebe ich viel Schönes.

Zum Haareraufen sind hier nur die schwierigen Themen
Neu­lich sitze ich, be­vor der Ein­satz los­geht, an­dert­halb Stun­den bei der Auf­trag­ge­be­rin mit im Chefbüro. Der Hin­ter­grund ist ein­fach: Bei der aktu­el­len Un­zu­ver­läs­sig­keit der Bahn reise ich nicht mehr  eine Zugverbindung vor der eigentlich pas­senden, son­dern zwei bis drei Züge früher. Und prompt ist die Bahn mal wieder pünkt­lich.

Ein Mit­ar­beiter mit kran­kem Kind ruft an, was ich aus dem spä­te­ren Kom­men­tar dieser Chefin er­fahre. Das Ge­spräch ist nicht sehr lang, die Dame hört zu, fasst zusammen und ent­wickelt gleich drei mög­li­che Lösungen. Am Ende lacht sie, am anderen Ende der Leit­ung scheint auch je­mand zu lachen.

Als Zusam­men­fassung sagt sie, mit einem Augen­zwinkern vor­ge­bracht: "Spre­chen­den Menschen kann immer geholfen werden."

Ich finde das großartig. Da ich frei­beruflich arbeite und Hierar­chien immer von au­ßen beob­achte, habe ich den Satz notiert.

Wenig später schaut ein weiterer Mitarbeiter kurz zur Tür herein, sagt in Richtung Chefin: "Oh, sie ist ja schon da!" Dann ent­schul­digt er sich in meine Richtung, dass er über mich in der 3. Person Sin­gular spricht. Exakt so, in die­sen Worten! Und er fragt uns, ob es uns etwas aus­machen würde, wenn wir früher an­fangen würden.

Kurz darauf sitzen alle im Be­spre­chungs­raum und beginnen eine Stunde vor Termin mit der Arbeit. Die Stim­mung ist ko­ope­ra­tiv, gelöst, zu­ge­wandt. Wir kom­men gut voran mit der Ta­ges­ord­nung und sind ent­spre­chend früher fertig. Zwei der Mit­ar­bei­ter bieten mir unabhängig von­ein­an­der an, mich zum Bahn­hof zu fahren.

Es gibt Fir­men in diesem Land, da stimmt so einiges. Und ich bin froh, dort mit­hel­fen zu dürfen.

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Foto: C.E. (Archiv)

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