Donnerstag, 20. Februar 2020

Berlinaleeröffnung

Seit mehr als dreizehn Jahren führe ich hier mein öffentliches Arbeitstagebuch als Dol­met­scherin und Über­setzerin. Als frei­be­ruf­li­che Spracharbeiterin ar­bei­te ich in Paris, Berlin, Heidelberg und Marseille — und (fast) überall dort, wo Sie mich brauchen.­

Meine Berlinaleeröffnung ist die Pressekonferenz der Jury. Sie findet auf Englisch statt, eine Kollegin, Muttersprachlerin FR, ist in der Kabine, al­lein, da solche PKs 30, ma­xi­mal 40 Mi­nu­ten dauern. Ich sitze derweil im Büro mit der Planung und hö­re zwischendurch die deutsche Übertra­gung auf der Berlinale-Webseite. Da mel­det sich ein englischer Freund an, der kein Facebook-Konto hat, weil er ver­sucht, die Datenspeicherung der Firma  Zuckerberg nicht zu unterstützen.

Stereovision, noch ohne Tiefenschärfe


Er möchte die Eröffnung via Facebook sehen, denn nur dort gibt es sie in Shakes­peares Idiom. Dieser Freund ist leicht angesäuert, weil diese englische Fassung, das Original, auf der eigentlichen Berlinalewebseite fehlt. Live ist die Pres­se­kon­fe­renz je­den­falls nicht verfügbar, vielleicht steht sie später im Archiv. (Und was ist mit den anderen Sprachenversionen?)

Nichts leichter als das: Als langjährige Berlinale-Mitarbeiterin engagiere ich mich natürlich dafür, dass das Festival gut dasteht. So sehen und hören wir die Pres­se­kon­fe­renz wirklich mehrsprachig.

Einen Augenmerk auf Sprache und barrierefreie Zugänge zu haben gilt heute als guter Ton, als social awareness. Und ja, Amazon, Facebook und andere der Riesen erweisen sich als zunehmend Barrieren, Hürden und Hindernisse für eine gerechte, gleichberechtigte wirtschaftliche Entwicklung der Welt, Achtsamkeit und Be­wusst­heit für soziale Belange. Diese 70. Berlinale ist die erste Ausgabe unter neuem Ma­na­ge­ment; ich denke, sie werden Verbesserungsvorschläge für ihr zweites Jahr bekommen.

Nach der anregenden Pressekonferenz mit einer wunderbaren Jury sichte ich einen Berlinale­film in meiner Küche in Vorbereitung auf einen Einsatz. Ganz früher wäre das nicht mög­lich ge­we­sen, dann wäre der Ku­rier mit einem Da­ten­trä­ger vor­bei­ge­kom­men, heute nutze ich einen "Sichtungslink".
Am Abend wird die Eröffnung privat gefeiert.

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Illustration: Berlinale zum Quadrat
tags: #Berlinale2020 #1nt

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