Dienstag, 7. Mai 2013

Vokabeln eindampfen

Guten Tag oder guten Abend! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch rein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­met­schen, Über­setzen und Kult­uren dreht. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­lerin ar­bei­te ich in Ber­lin, Pa­ris, Ham­burg und dort, wo man mich braucht. Der Schreib­tisch einer Dolmetscherin ist oft auch mobil, und Vorbereitung ist die halbe Miete. Heute wieder: Blick auf den Schreibtisch.

Draufsicht auf Schreibtisch mit Wörterbüchern, Lexiken und Vokabelkarteikarten
Am Nachmittag mühe ich ich ab, um allerfeinstes Kanz­lei­deutsch in halbwegs lesbares Französisch zu übertragen. Hintergrund: Für einen an­stehenden Zwei­ta­ge­ein­satz arbeite ich mich durch eine PowerPointPräsentation hin­durch und lerne dabei so wundervolle Dinge wie "Nutz­last­differenzierung" und "Steu­er­ungs­opti­mie­rung".

Oder aber ich denke über den mir eigentlich bereits be­kann­ten "Fi­nan­zie­­rungs­vor­be­halt" nach.

Viele Begriffe finde ich im Netz nicht einmal auf Deutsch, geschweige denn über­setzt. Ich muss sie also aufdröseln, um sie zu ver­stehen, lese mich dann in fran­zö­si­sche Texte der gleichen Thematik ein und mache mir dazu Notizen. Vieles klärt sich mit dem Einarbeiten. Am Ende aber, weil ich nicht immer weiterkomme, frage ich meine An­sprech­part­ner, die mit halbseitenlangen Definitionen antworten.

Für so schöne Dinge wie den Finanzierungsvorbehalt finde ich gleich mehrerlei, nämlich
  • être subordonné à la disponibilité de ressources financières ... und
  • la clause suspensive sur le financement ... und
  • sous réserve en ce qui concerne le financement  ... das ich mir einkürze auf 
  • sous réserve quant au financement ... bis mir das schöne  
  • sous réserve de financement ... plötzlich wieder einfällt. 
Oft verwendet, dann wieder vergessen, le voilà ! Stimmt schon: Bildung ist das, was übrig ist, wenn die Details vergessen sind.

So habe ich mich also Schritt für Schritt wieder reingeschraubt in Thematik und Sprache. Von Redewendungen, die alles andere als der Gruppe der "stehenden Redewendungen" zuzuordnen sind und eher Umschreibungen entsprechen, kam ich wieder auf den am meisten verwendeten Begriff, der mich vermutlich fett an­grin­sen wird, wenn ich das nächste Mal mein Wörterbuch für Han­dels­fran­zösisch aufschlagen werde.Ich aber sitze zur Stunde zwischen zwei Kurzeinsätzen bei einem Kunden rum und habe "nur" das Internet zur Verfügung.

Wie arbeite ich sonst noch? Zum Glück habe ich zu diesem Thema schon 2007, 2009 und 2012 gedolmetscht, so dass ich mich parallel zur Power­Point­Prä­sen­ta­tion und seinen nicht endenwollenden Formatierungsfallen mit dem Über­ar­bei­ten meiner Lexiken vergnüge: Erst alles zusammenfahren (12 Seiten), dann raus­kan­ten, was doppelt ist und was ich mittlerweile im Schlaf weiß, schließlich um Neues ergänzen. Leider verändern sich die Begriffe über die Jahre. Zu den Fach­ter­mini kommen noch die Abkürzungen in Singular und Plural hinzu (was auf Französisch plötzlich mitten im Satz anders klingen kann, die berühmten Bindungen).

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Foto: C.E. (Archiv)

1 Kommentar:

André hat gesagt…

Ich benutze in solchen Fällen linguee um mich an passende Begriffe ranzutasten.