Donnerstag, 2. Mai 2013

Tanz vs. Maiglöckchen

Bonjour, bien­ve­nue ...! Sie ha­ben (zu­fäl­lig oder ab­sicht­lich) die Sei­te ei­nes di­gi­ta­len Arbeits­ta­ge­buchs auf­ge­blättert. Hier schreibe ich täglich außer freitags über meinen vielseitigen Sprachberuf. Ich bin Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache. Dabei fallen mir natürlich immer wieder die kulturellen Unterschiede zwischen "meinen" Sprachräumen auf.

Andere Länder, andere Sitten: Dieser Tage durfte ich wiederholt den Begriff "Tanz in den Mai" übersetzen, denn in Frankreich ist der Brauch kaum bekannt. Le bal du printemps wird von den Nachbarn durchaus mitunter gefeiert, aber ohne die kul­turellen Referenzen, die wir mit unserem "Reintanzen" haben. Schon die wörtliche Übersetzung macht Mühen: rentrer en dansant dans le mois de mai.

Den derzeit im Haus weilenden französischen Gästen konnte ich darüber hinaus noch landeskundliches und literarisches Wissen mitliefern. Ich sprach vom Hexen­ein­mal­eins (Goethe, Faust I), beschrieb den Hexentanzplatz in der Walpurgisnacht, warb für einen Abstecher in den Harz.

Und das Feuer, um das die Hexen tanzen, gibt es anderenorts auch, in Berlin ja seit 1987 auch in der etwas merkwürdigen Tradition gewaltvoller Zusammenstöße von Maifeierern und der Polizei. Erwähnt habe ich auch noch den Maibaum als Fruchtbarkeitssymbol.

Vom Baum zum bouquet de muguet, zum Glücksbringer Maiglöckchen: In Frank­reich gibt es die schöne Tradition, dass am 1. Mai kleine Maiglöckchensträußchen verschenkt werden, gerne auch von Unbekannt an (vorzugsweise) Passantinnen. (Selbst erlebt!)

Die Tradition soll aufs Mittelalter zurückgehen, von einem König mit einem Datum verknüpft. Es heißt, König Karl IX. habe am 1. Mai 1561 Maiglöckchen geschenkt erhalten und daraufhin beschlossen, fortan stets zum 1. Mai den Hofdamen ein Sträuß­chen zu offerieren.

"Musike" ist aber auch im französischen Maianfang "drin". Im Nachbarland ist vor allem ein Maiglöckchenchanson mit eher russischem Hintergrund bekannt.



Hier ist eine andere Tradtion spürbar. Denn natürlich ist in beiden Ländern der 1. Mai der Tag der Arbeit (la fête du travail).

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Film: YouTube, Musik: Vasily Soloviev-
Sedoi, Text: Francis Lemarque

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