Donnerstag, 9. Mai 2013

Fonic Smart S

Welcome! Hier bloggt eine Über­setzerin und Dol­met­scherin aus Ber­lin. Der Be­ruf schärft Blick und Ohr. Akusti­sche Kör­per­ver­letzung und Ein­bruch in mei­ne Pri­vat­sphä­re neh­me ich übel.

Heute Morgen hatte ich es von auto­ma­ti­scher Übersetzung, heute Nachmittag ist automatische Werbung dran. Ich versuche für einen anstehenden Dolmetscheinsatz zu verstehen, was eine Integrationsfachkraft beim Jobcenter von einem Fallmanager unterscheidet, lese mich ein in ge­samt­heit­li­chen Bewerbungsservice (ist nicht viel­leicht doch ganzheitlicher gemeint?) und stelle mir vor, was ein Nach­haltig­keits­be­ra­ter zur Überwindung von Ver­mitt­lungs­hemm­nis­sen macht.
Plötzlich erklingen zwei männliche Stim­men und quatschen mein Arbeitszimmer voll mit irgendeineiner Handy­ver­trags­wer­bung.

Nicht irgendeine, ich nenne gerne Ross und Reiter. Es läuft als Schleife:
Die Wahrheit über Fonic Smart S ... Ich wollte doch nur etwas Speck! Wieso soll ich für etwas zahlen, das ich gar nicht brauche!? ... Jetzt wechseln und einen Monat gratis nutzen!
Schluss mit dem Werbetext. In Wahrheit wollte ich doch nur etwas arbeiten! Wieso soll ich jetzt eure blöde Werbung er­leiden, die ich gar nicht angefordert habe!? Ich will weder wechseln, noch möchte ich etwas gratis haben. Während der Dummsprech ein 2. und ein 3. Mal und dann ein 4. und ein 5. Mal läuft, mache ich nacheinander alle Fenster meines Browsers zu.

Halt! Ich habe doch schon vorher viele Seiten weggeklickt, die ich als wenig nütz­lich einschätzen konnte! Ich bin mitten im Lesen, will keine Arbeitszeit ver­nich­ten. Also kopiere ich mir meine Auswahl in einer Rechercheliste zusammen, bevor ich sie wegklicke. Mir fällt ein, dass ich den Ton abstellen kann. Dann läuft der Rechner heiß, die Werbeschleife wird in die 10. Runde gegangen sein.

Zwischendurch mache ich zur Probe den Ton immer wieder kurz an, irgendwann ist Ruhe. Endlich höre ich das Zwischern der Vögel wieder, das Rufen der Mauersegler, die Chopinetuden der Nachbarin, die Spiele der Kinder auf dem Hof.

Sicherung und Wegklicken haben mich sicher zehn Minuten gekostet. Jetzt bin ich total genervt wegen der Unterbrechung. Ich bin raus aus dem Arbeitsflow. Also ab in die Küche, Tee kochen, dann Blogeintrag schreiben, der Ärger muss weg.

Sehr geehrte Anbieter von Fonic Smart S, mit Ihrer penetranten Werbung haben Sie etwas geschafft: Sie haben meine Aufmerksamkeit für Ihr Produkt geschärft.

Glückwunsch! Wenn ich mich demnächst für einen anderen Anbieter entscheiden werde, kommen alle infrage, nur Sie nicht!


P.S. für die Fonic-Werbefritzen: Ist das mit dem Speck ein Selbstzitat? Kam nicht an. Ich hab's mir mit etwas à la "Ich will doch nur Speck, warum soll ich gleich die Sau kaufen" erklärt.
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Foto: C.E. (Achiv)

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