Guten Tag oder guten Abend! Absichtlich oder zufällig haben Sie eine Seite meines Arbeitstagebuchs aufgeschlagen. Als Dolmetscherin aus den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch (ins Französische und Deutsche) schreibe ich hier, was mir im Berufsalltag auffällt. Daneben übersetze ich auch. Beide Berufsbilder bieten immer wieder Anlass, über die Sprachen nachzudenken.
Dienstwege kenne ich nur als "Dienstgänge", wenn ich zum Beispiel für einen Kunden einen Tag lang in der Staatsbibliothek sitze oder bei Gericht ein Dokument abholen muss. Ansonsten hat unsereiner keinen Chef. Die Dienstwege und Hierarchien sind kurz, wenn ich mir selbst die Meinung sagen muss, z.B. weil ich mich mal wieder zu lange unproduktiv an einem Buch festgelesen habe.
Jetzt fanden sich in meiner letzten ins Französische zu wuppenden PPT (PowerPointPräsentation) so nette Begriffe wie "der direkte Dienstweg", "der kurze Dienstweg" oder "der kleine Dienstweg". Erst wurde ich stutzig, dann konnte mir eine frühere Studienkollegin, die heute als Beamtin wirkt, bestätigen, dass diese Begriffe synonymal gebraucht werden. Den "Dienstweg" kennen Franzosen auch.
Dort ist er la voie hiérarchique, wobei voie die direkte Entsprechung für "Weg" ist. Dem deutschen Begriff am nächsten kommt also
la petite voie hiérarchique, ich fand auch den an eine Beschreibung grenzenden Ausdruck par voie hiérarchique abrégée"(*).
Franzosen würden wohl eher par voie directe sagen, auf direktem Wege. — Hier sind wir direkt auf dem Weg durch ein "Arbeitsamt".
(*): Abrégé bedeutet "verkürzt". Das ist mein Eintrag heute auch. Morgen mehr zum abgebildeten Einsatz und darüber, warum das Wort "Arbeitsamt" hier in Anführungszeichen steht.
Vokabelnotiz: "zweiter Arbeitsmarkt" — emplois partiellement subventionnés
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Handyfotonotizen: C.E.
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