Nach sehr geschäftigen Wochen, Arbeit hier, Arbeit dort, obendrauf leider noch einen grippalen Infekt, jetzt also ein Wochenende mit der buckligen Verwandtschaft. Nun, nicht mit der Gesamtheit der Anverwandten, für die der Begriff steht.
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| Bärchen in den Beeren |
Schön ist es, anstrengend ist es, nass ist es an diesem dunklen Novembersonntag, an dem der Morgennebel unbemerkt in die Abenddämmerung übergeht. Als Entschädigung: Bach-Oratorium, Wasserfarben, Vorlesen, Witze erzählen, alte Fotos ansehen, Kuchen essen (oder nicht), Nüsse, Datteln, Früchtetee.
Und obwohl der Tag des Heiligen Martins erst im Laufe der Woche erwartet wird, hatte mich am Bahnhof die erste Weihnachtsbaumparade begrüßt. Die werden auch immer früher aufgestellt! (Finde ich nicht gut.)
Zurück zur "buckligen Verwandtschaft". Einstmals wurden die ferneren Verwandten im Scherze so genannt, Menschen, die oft nur selten zu Besuch waren (also die Besuchenden, dann wäre ich das), die aber oft nicht so gern gesehen waren, vielleicht waren sie arme Verwandte, die ein schweres Leben hatten und sich dabei "krumm und bucklig" gearbeitet haben. OK, meiner Anverwandtschaft gefällt zum Glück meine Anwesenheit und so schlimm ist mein Leben nicht, auch wenn ich viel arbeite.
In der Fachliteratur findet sich auch ein Hinweis auf das rotwelsche Wort "bockelig", das übersetzt so viel wie "gierig" heißt. Auch das sind weder meine lieben Familienangehörigen noch ich. Der Ausdruck "bucklige Verwandtschaft" ist bei uns ironisch gemeint und Ausdruck von linguistischem Artschutz. Begriffe, die vom Aussterben bedroht sind, verwenden wir eben gerne ab und zu.
Netzfundstelle: Angeblich hätten sich früher Menschen erzählt, dass die "Bucklige" die armen Verwandten seien, die in schlechten, windschiefen Häusern leben müssen, was sich auf ihren jeweiligen körperlichen Zustand ausgewirkt hätte, eine Volksetymologie.
Und abends folgt dann das Gedenken an den deutschen Schicksalstag, die Trauer über so viele, denen ein normales Leben genommen wurde, die Dankbarkeit über den Mauerfall.
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Illustration: Charlotte

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