Freitag, 28. November 2025

Gefahrenlage

Bonj­our & hel­lo! Hier schreibt ei­ne Wort­schub­se! Sie ha­ben rich­tig ge­le­sen, ich schie­be Wör­ter. An­er­kannt für die Ar­beit bin ich in den Au­gen der All­ge­mein­heit ähn­lich wie die Pro­fes­sio­na­li­tät des Ka­bi­nen­teams im Flug­zeug: kurz vor gar nicht, was be­son­ders über­ra­schend ist, weil un­ser Aus­bil­dung, nun ja, ein My län­ger dau­ert. Nach im Schnitt 7,5 Jah­ren (Spra­che, Kul­tur, Fach­ge­bie­te, Me­tho­dik, Be­rufs­kun­de) ist un­se­reine(r) reif für hö­he­re Ein­sät­ze. Ich dol­met­sche FR, DE und EN, meis­tens sim­ul­tan. Und da Spra­che mein Ar­beits­ma­te­ri­al ist, hö­re ich ge­nau hin.

Sag­te doch ei­ner der Po­li­ti­ker neu­lich: „Ich hal­te das für ei­ne Tat­sa­che!“ Ja, ist es denn nun ei­ne oder kei­ne? Mensch, frag doch erst­mal den wis­sen­schaft­li­chen Dienst, be­vor Du Mut­maß­un­gen raus­haust!

Der Satz mit der  „an­ge­nom­me­nen Tat­sa­che“ ist der et­was se­riö­ser auf­tre­ten­de Ver­wand­te des Sat­zes von den „al­ter­na­ti­ven Fak­ten“. Wo der Spruch her­stammt, wis­sen wir noch, oder? Das war aus dem Reg­num Nº I von Or­ange face.

Die an­ge­nom­me­nen Fak­ten, ge­fühl­ten Wahr­hei­ten und stö­ren­den Bauch­ge­füh­le soll­ten in den Re­den des po­li­ti­schen Be­triebs et­was we­ni­ger vor­kom­men. Vor al­lem dann, wenn sie von Volks­ver­tre­ter:­in­nen kom­men, die die ge­sam­te Ein­woh­ner­schaft des Lan­des ver­tre­ten sol­len und nicht nur ei­nen Flü­gel der ei­ge­nen Par­tei.

Wer ein we­nig gräbt, fin­det schnell ech­te Fak­ten. Wir se­hen Ge­walt, Mord und Tot­schlag im In­ter­net schlicht öf­ter, weil Crime und Ab­sur­des oft an­ge­klickt wer­den und Geld brin­gen. Frü­her hieß es: Mann beißt Hund ist ei­ne News, Hund beißt Mann ist kei­ne. Un­se­re Ge­hir­ne, dem Pri­ma­ten­ge­hirn noch recht gleich, sprin­gen vor al­lem auf das an, was un­ser Über­le­ben si­chert. Wir sind eben erst ges­tern von den Bäu­men her­ab­ge­klet­tert.

Zerstörte Landschaft, Mensch in Schutzkleidung
Dystopie oder Zukunft: Es liegt an uns!
Und da wir Frau­en des Lan­des erst neu­lich un­ge­fragt zu Zeu­gin­nen für po­ten­ti­el­le Ge­walt an je­der Stra­ßen­ecke her­an­ge­zo­gen wor­den sind: Nein, ich ha­be kei­ne Angst, wenn ich abends von Ein­sät­zen nach­hau­se kom­me.

Aus al­ten Fil­men weiß ich von den „Halb­star­ken“, die in die Schlä­ger­trupps der Braun­hem­den ge­gan­gen sind, um sich aus­zu­to­ben, nach dem Krieg tru­gen sie El­vistol­le und fuh­ren knat­ter­ndes Zwei­rad, spä­ter wa­ren die Hip­pies das zen­tra­le Feind­bild.

Al­lem ge­mein ist (ob­wohl es ge­mein ist, Fa­schis­ten in ei­nem Atem­zug mit Hip­pies zu nen­nen, I know), dass sie ih­re Frei­hei­ten ge­sucht ha­ben, Aben­teu­er und Spaß, und es ih­ren „Al­ten“ mal so rich­tig zei­gen woll­ten.

In den 60ern, 70­ern und 80­ern sa­ßen vie­le Män­ner auf Bän­ken an Grün­an­la­gen vor den Bahn­hö­fen rum, an de­nen sie zum ers­ten Mal die Stadt be­tre­ten hat­ten. Heimweh, Fernweh, Lands­leu­te se­hen, kom­plett ver­ständ­lich. Wo war da ein Pro­blem? Als jun­ge Schü­le­rin­nen wur­den wir nicht an­ge­quatscht, spä­ter dann schon. Das ner­vt, er­le­ben wir Frau­en aber un­ter­schieds­los von sämt­li­chen Zwei­bei­nern mit Tes­tos­te­ron­über­schuss.

Par­al­lel da­zu wur­den die „Gam­mler“ be­schimpft und die „Haus­be­set­zer“ heu­te „Mi­gran­ten“. Und im­mer wa­ren wir Frau­en im Vi­sier. Das Phä­no­men nennt sich „Cat­cal­ling“, das ken­nen al­le. Über­grif­fe von Män­nern in ver­ba­ler Form sind weit ent­fernt von kör­per­li­chen An­grif­fen, auch das weiß ich. Aber wo­her sol­len wir Frau­en wis­sen, was Ab­sicht und wo Gren­zen sind beim Ge­gen­ü­ber? Zum Glück wur­den tät­li­che Über­grif­fe in der Ehe Mit­te der 1990er per Ge­setz ver­bo­ten. (Da fällt mir ei­ner ein, der da­ge­gen ge­stimmt hat, ex­akt je­ner, der sich heu­te um Töch­ter be­sorgt zeigt.)

Wir brau­chen Po­li­tik statt Pa­ro­len, und zwar NACH Be­fra­gung der Be­trof­fe­nen und NACH Be­rück­sich­ti­gung des­sen, was die Wis­sen­schaft sagt. Mit ge­fühl­ten Wahr­hei­ten lässt sich ge­nau­so we­nig po­si­tiv ver­än­dern wie mit „Au­gen­maß“. Leu­te, hört auf mit den Wort­hül­sen, der Maß­stab, Klapp­me­ter, Zoll­stock, aber auch das Zen­ti­me­ter­roll­maß sind längst er­fun­den!

Re­min­der: Die Ge­fah­ren sind wo­an­ders, wir müss­ten der­zeit al­le Kräf­te al­ler Län­der zu­sammen­span­nen, um die Kli­ma­ka­ta­stro­phe und die Bio­di­ver­si­täts­ka­ta­stro­phe ab­zu­mil­dern und ei­nen wirt­schaft­li­chen Auf­schwung mit Nach­hal­ti­gem zu be­grün­den. Es ist al­les durch­ge­rech­net und mach­bar. An­de­re Län­der ma­chen es uns schon vor.

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Bild: pixlr.com

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