Mittwoch, 26. November 2025

Drei Momente

Hier bloggt eine er­fah­re­ne Dol­met­sche­rin, auf Eng­lisch se­nior in­ter­pre­ter, seit zwei Jahr­zehn­ten Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin Deutsch ↔ Fran­zö­sisch so­wie aus dem Eng­li­schen. Ganz gleich, ob bei Vorträgen, auf De­le­ga­tions­rei­sen oder in Work­shops — ich sor­ge da­für, dass Wor­te an­kom­men. In­zwi­schen kommt uns auch schon mal die KI in die Que­re. Nicht, weil sie es könn­te, son­dern weil manch­mal Men­schen aus Pro­fit­inte­ressen die Tech­nik al­lein ver­kaufen, die aber nur ein Tool ist, ein Werk­zeug.

Seit Mo­na­ten war­ten wir auf den gro­ßen Knall, den die nai­ve Nutz­ung der KI aus­lö­sen wird. Wir den­ken an ei­nen Un­fall und ei­nen teu­ren Pro­zess mit ho­hen Ent­schä­di­gungs­sum­men, die ein US-Ge­richt den Opfern zu­spricht. Da­zu drei Mo­men­te.

EINS: Die Bom­be platzt im Stil­len. Der Greis mit dem ora­nge­far­be­nen Teint legt ei­nen Plan vor, mit dem Rus­s­land und die USA über Frie­dens­ver­hand­lun­gen ein­tre­ten sol­len; es geht um den Krieg in der Ukrai­ne. Und dann ist der Plan an so vie­len Stel­len so un­ty­pisch für die eng­li­sche Spra­che for­mu­liert, dass sich Über­set­zer:in­nen ein­schal­ten: die­se oder je­ne Re­de­wen­dun­gen sei­en ty­pisch fürs Rus­si­sche. An­ge­blich sei der Text in Wash­ing­ton ge­schrie­ben wor­den.

Die Vor­la­ge scheint hör­bar aus ei­ner an­de­ren Quel­le zu stam­men. Hier war viel­leicht ein Mensch zu­gan­ge, der kein Pro­fi ist, wahr­schein­li­cher aber die KI.

Die Me­dien grei­fen's kurz auf, al­le nicken oder schüt­teln mit dem Kopf, ma­chen wei­ter, als wä­re nichts pas­siert. Von ge­wis­sen Per­so­nen wird of­fen­bar nur we­nig Kor­rek­tes er­war­tet. Wir müs­sen wei­ter auf den Knall war­ten, wenn der­lei ganz of­fi­zi­ell von ver­meint­lich ernst­zu­neh­men­den Per­so­nen ge­macht wird.

ZWEI: Beim Brunch mit Un­ter­neh­me­rin­nen er­zählt mir ei­ne Da­me, sie habe lan­ge ei­ne Un­ter­neh­mens­be­ra­tung teu­er be­zahlt und sei zu­frie­den ge­we­sen. Neu­lich habe sie de­ren letz­te Ela­bo­ra­te stu­diert und sei über wie­der­keh­ren­de, leicht plum­pe For­mu­lie­run­gen ge­stol­pert. Das habe sie da­zu an­ge­regt, mal die Quel­len im An­hang zu prü­fen. Mehr als 50 Pro­zent der ver­meint­li­chen 'Quel­len' sei­en er­fun­den ge­we­sen, gro­ße Tei­le des 'Gut­ach­tens' wohl auch Aus­wurf der Ma­schi­ne. Sie habe nun den Ver­trag mit ei­ner nam­haf­ten deut­schen Be­ra­tungs­fir­ma ge­kün­digt, er­zählt sie.

Frau in Dessous ohne Kopf und mit nur wenig Fingern
KI ohne Fingerspitzengefühl und ohne Kopf
Sie hat­te der Un­ter­neh­mens­be­ra­tung ver­trau­li­che Da­ten über­ge­ben, die auch im Be­richt auf­ge­grif­fen wor­den wa­ren. 

Lei­der lan­det das nicht in den Me­di­en.

DREI: Auch die kopf­lose Wer­bung scheint nie­man­den an­zu­fech­ten. Ich habe Marke und Fund­ort, der schlim­me aso­zia­le Stamm­tisch, ver­wischt, damit es nicht au­to­ma­tisch aus­ge­le­sen wird. Ich flie­ge lie­ber un­ter dem Ra­dar.

______________________________
Bild: sie­he oben

Keine Kommentare: