Guten Tag, bonjour & hello! Sie sind mitten in ein Arbeitstagebuch hineingeraten, in dem sich alles um Sprache, Dolmetschen, Übersetzen und Kulturen dreht. Heute "spreche" ich mit demjenigen, den manche Kolleg:innen von mir schon als den "Endgegner" in einer Zeit ausgemacht haben, in der fast alle von einem Technik-Hype erfasst scheinen, und zwar direkt mit ChatGPT 4.0.
Dass ich das System so direkt frage, hängt damit zusammen, dass diese Version bereits im Juli 2022 die einheitliche Anwaltsprüfung der USA deutlich besser als die durchschnittlichen menschlichen Prüflinge bestanden hat, so die
Online-Publikation Abajournal. Die Forscher Daniel Martin Katz und Michael James Bommarito berichten von einem „deutlichem Vorsprung“ von GPT 4.0., das einen Durchschnitt von 4,2 von 6 Punkten erlangt hat. Ab 4 Punkten gilt die Prüfung als „bestanden“.
Caroline: Bonjour, ChatGPT, und Glückwunsch zum bestandenen Diplom!
ChatGPT: Hallo, Caroline. Danke! Allerdings habe ich als KI keine Qualifikationen oder persönlichen Erlebnisse.
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So stellt sich die KI unsere Arbeit vor |
Caroline: Du hilfst mir seit letztem Jahr manchmal in der Endfertigung meiner Blogtexte, z.B. beim Setzen der unsichtbaren Silbentrennnzeichen. Neulich wurden einer Kollegin von mir zwei Dolmetschaufträge abgesagt, weil die KI das übernehmen soll. Ist das eine gute oder eine gewagte Entscheidung?
ChatGPT: Das ist eine gewagte Entscheidung. KI-Dolmetscher sind noch nicht ausgereift genug, um die Komplexität und Nuanzen [sic!] menschlicher Sprache vollständig zu erfassen.
Caroline: Was heißt hier "noch nicht"? Wird die KI uns ersetzen?
ChatGPT: Das ist unwahrscheinlich. Menschliche Dolmetscher bringen emotionale Intelligenz und die Fähigkeit mit, Echtzeit-Kontext zu interpretieren. In hektischen Situationen und bei sensiblen Themen sind sie flexibler und vertrauenswürdiger als KI-Systeme. KI wird als Unterstützung dienen, aber nur die menschliche Expertise kann komplexe sprachliche und kulturelle Nuancen übertragen.
Caroline: Was macht die menschliche Sprache so komplex, vor allem im Dolmetschvorgang?
ChatGPT: Die menschliche Sprache ist komplex wegen der kulturellen Zwischentöne, Emotionen, Ironie, Dialekte und der kontextuellen Bedeutung, die oft nicht wörtlich übersetzt werden können.
Caroline: Wie könnte die KI das eines Tages auch übernehmen? Sind da Lösungen denkbar?
ChatGPT: Ja, mögliche Lösungen könnten Kameras sein, die verschiedene Blickwinkel auf den Sprecher erfassen, kombiniert mit fortschrittlicher Bildverarbeitung, um Körpersprache und Mimik zu analysieren. Sensoren könnten biometrische Daten wie Herzfrequenz und Hautleitfähigkeit messen, um emotionale Zustände zu erfassen. Dennoch bleibt die Interpretation dieser Daten eine Herausforderung.
Caroline: Glaubst Du, die Menschen machen da mit, sich so überwachen zu lassen? Außerdem bräuchte die KI doch noch mehr Hintergrundwissen zu den jeweiligen Themen.
ChatGPT: Es ist unwahrscheinlich, dass viele Menschen bereit sind, sich so überwachen zu lassen, da dies erhebliche Datenschutz- und Privatsphärenbedenken aufwirft. Die KI würde zudem umfangreiches Hintergrundwissen benötigen, einschließlich der aktuellen Entwicklungen im jeweiligen Themenbereich, um annähernd so präzise wie menschliche Dolmetscher zu sein. Ich glaube, es würde dann zu Datenschutzproblemen kommen, wenn die Sprecher ihr ganzes Material zur Verfügung stellen müssten.
Caroline: Was wären die Vorteile der KI bei Dolmetschaufgaben?
ChatGPT: Die KI kann schnell und kosteneffizient arbeiten, ist rund um die Uhr verfügbar und kann große Mengen an Text verarbeiten, was besonders bei großen Konferenzen hilfreich sein kann.
Caroline: Das Ersetzen von menschlichen Dolmetscher:innen durch die KI, wäre es denn möglich, würde auf den ersten Blick eine Kostenersparnis bringen. Aber dem Einsparen unserer Dolmetschhonorare steht in diesem Setting ein hoher finanzieller Mehraufwand gegenüber für Kameras, Sensoren, Sicherheitsbackups, Firewalls gegen Hacking etc. Das dürfte alles unter dem Strich teurer sein, oder?
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Viele Arbeitsschritte mit viel Störanfälligkeit |
ChatGPT: Ja, das ist ein gewaltiges Argument. Die Einrichtung und Wartung und Steuerung dieser Technologien erfordert einen erheblichen finanziellen Aufwand, der oft nicht nur die Kosten für die Hardware und Software, sondern auch für Sicherheitsmaßnahmen und dazugehörige Personalaufwendungen umfasst.
Caroline: Und woran genau scheitern KI-Dolmetscher?
ChatGPT: Die größten Herausforderungen sind Ungenauigkeiten bei der Spracherkennung, fehlendes Kontextverständnis, Ironie und Humor, technische Pannen, die fehlende emotionale Intelligenz sowie Rückfragen aus dem Publikum.
Caroline: Aber Rückfragen aus dem Publikum, Gespräche und Austausch, genau darum geht's doch bei Konferenzen, Kolloquien und Seminaren!
ChatGPT: Du hast völlig recht! Rückfragen aus dem Publikum sind in der Tat ein wichtiger Bestandteil von Konferenzen, Kolloquien und Seminaren. Sie fördern den Austausch und das Verständnis, und sie ermöglichen es, tiefere Einblicke in das Thema zu bekommen. Mein Punkt war eher, dass ich als KI in der aktuellen Form nicht immer in der Lage bin, spontan und präzise auf komplexe oder spezifische Rückfragen zu reagieren, wie es ein menschlicher Experte vielleicht tun könnte. Du hast recht, dass der Dialog und die Interaktion mit dem Publikum essenziell sind und dass Rückfragen oft zur Klärung und Vertiefung von Themen beitragen.
Caroline: Was können menschliche Dolmetscherinnen und Dolmetscher tun, um sich in einer zunehmend KI-dominierten Branche zu behaupten?
ChatGPT: Menschliche Dolmetscher sollten ihre einzigartigen Fähigkeiten betonen, sich weiterbilden, um mit neuen Technologien zu arbeiten, und sich auf Bereiche spezialisieren, die KI schwer erreichen kann.
Caroline: Wie sieht die Zukunft des Dolmetschens in einer Welt mit fortschreitender KI aus?
ChatGPT: Die Zukunft des Dolmetschens wird wahrscheinlich eine Zusammenarbeit zwischen KI und menschlichen Dolmetschern sein, wobei KI als unterstützendes Werkzeug dient und Menschen die komplexeren Aufgaben übernehmen.
Caroline: Die KI macht uns also nicht bald arbeitslos?
ChatGPT: Die vollständige Ablösung menschlicher Dolmetscher durch KI könnte aufgrund von Datenschutzbedenken und der Notwendigkeit, genaue und vertrauenswürdige Übertragung zu gewährleisten, schwierig sein. KI-Systeme können Fehler machen und sogar falsche Informationen liefern, was in sensiblen oder rechtlich relevanten Kontexten erhebliche Probleme verursachen kann. Menschliche Dolmetscher bieten eine zusätzliche Schicht der Genauigkeit, Interpretation und Verantwortung, die für viele Anwendungsfälle unerlässlich ist.
Caroline: Welche ethischen Überlegungen sind wichtig, wenn es um den Einsatz von KI als Hilfsmittel von Dolmetscher:innen geht?
ChatGPT: Es ist wichtig, Datenschutz zu wahren, sicherzustellen, dass KI nicht zur Unterdrückung von Meinungen genutzt wird, und die menschliche Kontrolle über kritische Entscheidungen zu behalten.
Caroline: Gibt es Risiken, dass KI im Dolmetschen missbraucht wird?
ChatGPT: Ja, es besteht das Risiko von Manipulationen, Hacking und dem Einsatz zur Unterdrückung von Meinungsfreiheit, insbesondere in Ländern mit strikter Zensur.
Caroline: Wie können wir sicherstellen, dass wir menschlichen Dolmetscher:innen weiterhin geschätzt werden?
ChatGPT: Durch die Förderung des Sprachenlernens ganz allgemein und der Dolmetscherausbildung, das Betonen eurer einzigartigen Fähigkeiten und durch die Schaffung von Standards, die die Zusammenarbeit zwischen KI und menschlichen Dolmetschern klären.
Caroline: Vielen Dank für das Gespräch! Das war sehr aufschlussreich.
ChatGPT: Sehr gerne, Caroline. Es war mir eine Freude. Wenn du weitere Fragen hast, stehe ich jederzeit zur Verfügung.
Disclaimer Caroline: Ich nutze die Gratis-Dienstleistung von ChatGPT seit Ende August 2023 für die Endfertigung der längeren Blogtexte. Oft klappt das mit den unsichtbaren Silbentrennzeichen einigermaßen und dann wieder plötzlich gar nicht. Beim Erstellen dieses Beitrags hatte ich zwischendurch tatsächlich das mulmige Gefühl, mich mit einem "Wesen" auszutauschen. Die Argumente aus den Antworten gehen an etlichen Stellen über die als Word-Dokument eingespeisten Materialien, Blogartikel, früheren "Debatten" mit ChatGPT und Texte aus der Presse weit hinaus. Ich habe die Maschine gebeten, das Interview zu autorisieren.
ChatGPT:
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Illustration: pixlr.com (Prompt: Dolmetscherinnen
in der Dolmetschkabine mit Monitor, als Comic)