Bonjour auf den Seiten eines Logbuchs aus dem Inneren der
Dolmetscherkabine oder des Übersetzerarbeitszimmers. Als
Sprachmittlerin für die französische Sprache denke ich an dieser Stelle
über den Arbeitsalltag nach, spiegle merk- und denkwürdige Momente und
beschreibe, wie unsere Arbeit auch die eigene Sensibilität verändert. Ich
bin zum Beispiel seit Jahren, was Begleitgeräusche und andere
Arbeitsumstände angeht, sehr empfindlich.
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Viel Erde wird bewegt
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Klirrende Kälte erwarte ich in dieser
Jahreszeit, aber auf dem Balkon blühen erneut die Herbstblumen. Täglich
warte ich auf Schnee oder Raureif, um den Kontrast fotografieren zu können,
aber nichts.
Dafür klirrt jetzt was anderes. Wir sitzen in einem Restaurant, das sich,
obschon es inmitten der deutschen Hauptstadt liegt,
in the middle of nowhere befindet. Berlin war lange Zeit die Hauptstadt der Kräne und Bagger. Wir
befinden uns im Zentrum Berlins, in dem eine neue "politische Mitte" zwar
bereits existiert, aber noch nicht wirklich ins Leben der Stadt
eingebunden ist.
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Beim Dolmetschen kein Alkohol!
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In einem Nebenraum sitzen wir zum Arbeitsessen beisammen, ein
französischer Ex-Minister, der französische Botschafter und eine
wichtige Persönlichkeit der deutschen Politikprominenz. Ich dolmetsche,
was man sich so erzählt ... und habe zwischendurch wiederholt kurz
Probleme. Immer wieder erklingt ein feines Surren oder Klirren und stört
meine Konzentration.
Ich erinnere mich. Letzten Sommer war ich bereits einmal mit einer
Delegation hier, und weil ich vor allen anderen angekommen war, hatte
ich Zeit zu fotografieren. Das Gebäude des Restaurants hat keine Nachbarn,
was wird das Geräusch wohl sein?
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Vorarbeiten für einen Neubau
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Der Kellner schaut regelmäßig rein, fragt, ob alles in Ordnung sei, und wie
es sich für Angestellte der Güte der Lokalität gehört, merkt er, dass ich
einen Wunsch habe. Zum Glück fällt einer seiner Besuche mit der
"Händewaschpause" eines der Gesprächsteilnehmer zusammen. Ich äußere,
was ich vernehme, der Kellner entschuldigt sich, sagt sofortige Änderung
zu, eilt von dannen ... und in der Tat hören die Geräusche schlagartig
auf.
Beim Weggehen frage ich ihn, was er gemacht habe. "Die Gläser vom Tablett
genommen", war die ebenso schlichte wie ergreifende Antwort.
Und das schwere Baustellenfahrzeug lässt weiter unmerklich die Erde
beben. Ach sooooo...
EDIT: Es handelt sich um das Restaurant Paris-Moskau und den
Baubeginn des Bundesinnenministeriums
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Fotos: C.E. (Archiv)
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