Hallo, guten Morgen oder guten Tag! Sie lesen gerade im Blog einer Konferenzdolmetscherin. Ich arbeite seit der zweiten Hälfte der Nuller Jahre als Dolmetscherin in Berlin. Unser Beruf ist oft sehr intensiv und er ist nicht selten mit Reisen verbunden.
Sei keine Flasche, schütz dich und andere! |
Dieses Bild habe ich noch lebhaft im Kopf: Aus der Mitte eines
Regionalbahngroßraumabteils aus den 90-ern war Fläche freigeräumt
worden, dortselbst lagen Legosteine und die Holzeisenbahn aus den
Kindertagen der Gründer herum und wurden intensiv genutzt. Dieses rollende Spielzimmer, eine Art mise en abyme: der fahrende Zug im fahrenden Zug, gehörte zur Privatbahn Locomore, die es nur von 2016 bis 2017 gegeben hat.
Diese Bahn nutzte ausrangierte DB-Wagons, die hübsch gestaltet waren, die alten Sitze liebevoll gepolstert. Damals war die CI-Farbe der Züge noch orange, später übernahm die Busfirma mit der giftgrünen Flotte.
Obwohl ich inzwischen verschärft auf die platinfarbenen Schulterklappen als Bahnfahrerin beim "privatisierten" Staatsbetrieb zusteuere, musste ich neulich an die Spielzeugeisenbahn denken, als ich "Privatbahn" gereist bin, Flixtrain heißt das Unternehmen jetzt, das jetzt eher französisch-nüchtern mit engen Sitzreihen und fest zugewiesenen Sitzplätzen bei der Buchung daherkommt.
Der Grund dafür waren Probleme mit den Klimaanlagen beim Staatsbetrieb Bahn, so dass Wagons gesperrt und Züge storniert worden sind. Kurzfilm für den Kopf: Hunderte von Reisenden irren fluchend auf der Suche nach Auskunft durch den Bahnhof. Und ein Dolmetscherteam schwebt an allen vorbei und reist flink Flix, weil die Info rechtzeitig bei einem von uns im Postfach aufgeploppt war. (Wir hatten mehr Glück als Verstand.)
Im giftgrünen Zug gibt es wie zu Locomorezeiten keine Klimaanlage, so kann diese auch nicht ausfallen. Eine schöne Aussicht gab es in meiner Sitzreihe auch nicht. Beides haben die Oberteile anderer Fenster kompensiert: ein Teil ließ sich nämlich in alter Eltern Sitte ganz regulär einen ordentlichen Spalt öffnen! Der Ritt durch die Pampa mit Landluft hier und da war sehr schön, auch das Lüftchen, das zwischen den Reihen hindurchwehte und auch mal Grillenzirpen ans Gehör brachte. Die Möglichkeit, den Apfelgriebs in Bioqualität wieder der Natur zuführen zu können, hat mir besonders gefallen.
Etwas Fahrtwind finde ich besser als diese traurige Kühlschrankkälte in den klimatisierten Wagons!
Diesen Hitzesommer reise ich grundsätzlich mit mehreren Flaschen: Einem Fläschchen mit Spray zum Desinfizieren des Tischchens im Zug, ohne Abbildung, einem Fläschchen mit Desinfektionsgel, gel hydroalcoolique wird es höchst korrekt in der französischen Alltagssprache genannt, einer normalen Flasche mit Trinkwasser und einer Thermosflasche für Tee oder schön kühles Wasser. Der Zwischenwohnsitz der jeweils anderen Flasche ist der Koffer.
Pro-Tipp einer Vielreisenden: Das Gel, das in der warmen Hand fast die Flüssigkeit von Wasser annimmt, eignet sich zum "Füßewaschen" am Bahnsteig nach einem Baustellenbesuch: Die Füße sind voller Flusen, haben geschwitzt, Socken taugen als Waschlappen, die Sandalen stehen tauschbereit. Wunderbar. Ich werde die Fläschchen, die ich immer von Hand nachfülle, 'später' beibehalten.
Nach Sitzplatzwechsel |
Hier schließt sich der Kreis zum Eingangsbild.
Ergänzung: Flixtrain ist in Pandemiezeiten doch keine gute Idee, denn die Zugbegleiter setzen das Masketragen nicht durch, obwohl sie das Hausrecht haben.
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Fotos: C.E.
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