Freitag, 8. Juli 2022

Versorgung von Dolmetschenden

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache.

Einen durch­aus be­deu­ten­den Mo­ment der Kon­ferenz, auf der wir diese Woche dol­met­schen, habe ich noch nicht er­zählt. Zu einem Abend­essen wurde Fisch ser­viert.

Grup­pen­ver­pfle­gung kann sehr lecker sein
Um es an­zu­deu­ten: Ich hat­te Mü­he, die­se Mahl­zeit zu ver­dau­en. Die nach­fol­gen­de Nacht fand ich kaum in den Schlaf, ha­be statt­des­sen die Flie­sen im Ba­de­zim­mer be­wun­dert. Den Tag über hat der Ma­gen im­mer wie­der mal schmerz­haft ge­krampft.
Ich ha­be trotz­dem ge­ges­sen, vor­sich­tig, und nur sehr Ver­träg­li­ches wie Ba­na­ne, Zwie­back, fett­ar­me Salz­kräcker, dazu Kräu­ter­tee und Ka­rot­ten­saft ge­trun­ken, um über­haupt denken und auch dol­met­schen zu kön­nen.

Auf Reisen einen ver­dor­be­nen Magen zu ha­ben ist übri­gens ge­nau­so un­prak­tisch wie bei mehr­tä­gi­gen Kon­fe­ren­zen. Die meisten Ho­tels sind darauf nicht die Boh­ne ein­ge­stellt, so­gar Ta­gungs­ho­tels nicht: Es gab dort nicht ein­mal ein ein­zel­nes Scheib­chen Knäcke­brot.

Ich habe mei­nen Zu­stand den Ver­an­stal­ter:in­nen ge­gen­über nicht mit Nach­druck kom­mu­ni­ziert, mir selbst ge­gen­über auch nicht, ha­be aber sehr lang­sam ge­macht in al­lem und wie eine Zen-Meis­te­rin je­de Be­we­gung, je­des Wort wohl­über­legt. In der Ka­bine trat ein, worauf ich spe­ku­liert hatte: Meine Kon­di­tio­nie­rung er­wies sich als stark genug, ich habe gear­bei­tet, als ob nichts wäre. Nur die Pha­sen, in denen die Kol­le­gin dran war, erwiesen sich als müh­se­lig, vor allem ge­gen Abend des Fol­ge­tags, der Müdigkeit we­gen.

Ich hatte meine Ma­gen­sa­che zu­nächst auf nicht aus­ge­schil­derte grüne Paprika in einem Chutney ge­scho­ben, aber am Ende hat­ten doch mehr Teil­neh­mende von Ver­dau­ungs­ano­ma­lien be­rich­tet. Und als würde das nicht rei­chen, gab es auch eine Covid-19-Er­krank­te. Eine Kollegin aus einer der Dol­metsch­ka­bi­nen. Am Abend hat­ten fast al­le (bis auf ich ... Ma­gen!) zu­sam­men ein we­nig ge­feiert. An­schlie­ßend dürfen sich jetzt alle täg­lich tes­ten und iso­lier­ter blei­ben. Der Kol­le­gin wün­schen wir ei­nen mil­den Ver­lauf!


Tipps für Veran­stalter:innen
— Vor der Ver­an­stal­tung alle Teil­neh­men­den nach ihren Un­ver­träg­lich­kei­ten fragen
— Caterer zur Er­stel­lung voll­stän­diger Zutaten­listen ver­pflich­ten
— Diese über­setzen las­sen; das Spra­chen­team ist viel­leicht geneigt, Korrek­tur zu lesen (wenn recht­zeitig die meis­ten Präsen­ta­tionen vor­lie­gen z.B.)
— Diese mehr­spra­chigen Zu­ta­ten­lis­ten bitte im­mer aus­le­gen/auf­hän­gen
— Snacks für die Dol­met­schen­den bereitlegen, in ausreichenden Mengen und in Bio­qua­lität, darunter Früchte, Bit­ter­scho­ko­lade, Nüsse etc.
— Stilles Wasser für die Dolmetsch­ka­binen be­reit­stel­len
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Collage:
C.E.

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