Einblicke in den Berufsalltag von Übersetzer:innen und
Dolmetscher:innen bekommen Sie hier. Die meisten von uns sind
selbständig. Covid-19 hat unseren Beruf verändert. Echte internationale Konferenzen sind seltener geworden.
Auf den letzten Drücker hat sich in der Portugiesischkabine eine Änderung ergeben: Die gebuchte Kollegin
musste mit Covid-19 zuhause bleiben, eine andere Dolmetscherin ist
eingesprungen.
Improvisierte Leinwand |
Das habe ich verspätet mitbekommen, der Kopf war woanders, hat gerödelt: Unsere Referent:innen liefern, wir kennen das aus anderen Arbeitskontexten auch, ihre Präsentationen auf den letzten Drücker ab. (Immerhin bekommen wir sie mit etwas Vorlauf vor Redebeginn.) Zeit für deren Vorbereitung ist dann gerne mal morgens, in der Mittagspause oder am Abend nach dem Arbeitstag, während die anderen feiern.
Oder aber, während die Kollegin die Ansagen zur Tagesordnung, zu Organisatorischem oder eine Wahl verdolmetscht.
Die Gäste kommen aus zehn Ländern und damit des quatre coins du monde, aus den vier Himmelsrichtungen. Am Anfang suche mein Kopf noch länger nach Wörtern, vor allem dann, wenn ich aus dem bereits deutsch Verdolmetschten in die nächste Sprache übertrage (in unserem Jargon heißt das "Relais"), weil es dort auch immer wieder Wartemomente gab. Habe ich den Sprechduktus der Kollegin imitiert? Lag es an der Krankenvertretung?
Ich höre mir selbst zu und merke, dass wir beide nur am Anfang etwas eingerostet waren. Das war mir neulich bereits bei der Sahel-Konferenz aufgefallen, wir hatten schlicht weniger Routine in den letzten Jahren. Nach einigen Stunden sprechen wir beide wieder routiniert flüssig.
Auch das Internet in der Kabine hat am Anfang gehakt. Dann wird ein zweiter Zugang aufgemacht, so dass wir selten gebrauchte Begriffe in Realzeit nachschlagen können, was sinnvoll ist, denn der letzte Einsatz zu diesem Themenfeld liegt mehr als ein halbes Jahrzehnt zurück.
Routine ist alles! Vorbereitung ist die andere Hälfte!
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Foto: C.E.
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