Hello, bonjour, guten Tag! Ich bin
Dolmetscherin
für die französische Sprache mit Deutsch als Muttersprache und blogge hier seit 2007. Ich
übersetze auch aus dem Englischen, die Bürokollegin übersetzt
in die englische Sprache. Durch Corona dolmetschen wir manchmal vom eigenen Büro aus.
"Du klingst, als würdest Du an der Nordspitze von Sylt mitten im Sturm stehen!", sagt die Kollegin am Morgen beim Soundcheck zu einer Rednerin, die sich daraufhin ein Lan-Kabel besorgt. Der Klang, den wir am Abend bei einer Zoom-Konferenz hören, wird deutlich verbessert sein.
Bewusst von mir verpixelt: POV der Dolmetscherin |
Denn ja, wir "quatschen nicht nur rein", wir hören uns auch selbst zu, achten auf passende Verben, logische Zusammenhänge und Satzenden.
Für das Eindreiviertelzuhören reicht die Qualität aus Afrika in diesem Fall nicht aus. Ich bitte um langsameres Sprechen, worauf er sofort eingeht, ein Vollprofi, tausend Dank! Dann dolmetsche ich vermutlich mit kürzeren Wörtern, lasse Redundanzen komplett weg, spreche schneller. Der Inhalt kommt rüber, die individuelle Sprechweise, die Teil der Persönlichkeit ist, bleibt auf der Strecke.
Als sich später wieder Europäer zuschalten: Kein Problem. Bis auf einer, der vielleicht mit einem alten Rechner arbeitet, der sich auf ein vielleicht übernutztes W-Lan verlässt, der möglicherweise denkt: "Hach, diese Menschen mit Kopfhörer und Mikro vor dem Mund sehen albern aus!". Der junge Mann aus dem Senegal hat dagegen alles richtig gemacht, allein das Netz verfügt dort offenbar nicht über die Bandbreite, die es hätte haben sollen.
Und dann kommt, und hier setzen unsere Wünsche ein, noch ein weiteres Problem hinzu, das sogar bekannte Anbieter wie Zoom auch im dritten Coronajahr nicht auf die Kette bekommen, und zwar kommt der Ton auf der Empfangsseite zusätzlich gestaucht an. Um seine Höhen und Spitzen beraubt, ist der Output alles andere als ein natürliches Klangbild. Das Hören strengt stärker an, auch wenn sich das das Laien (wie neulich einer meiner Brüder) nur schwer vorstellen können.
Wir alle wissen, wie es aussieht, wenn bei einem digitalen Foto die Informationsmenge verringert wird aufgrund der Speicherung als kleinere Datei oder der Wiedergabe in geringerer Auflösung. Stellen wir uns ein Foto vor, einmal mit Tiefenschärfe, so dass jeder Fenstersteg, jedes Muttermal zu erkennen sind, und einmal mit groben Pixeln, so dass vom Hautbild der Menschen, von baulichen Details daneben nicht viel zu sehen ist. So ähnlich funktioniert die Reduktion im Klang. Und wir, die wir dolmetschen, müssen dann immer erahnen und ausgleichen, was da fehlt an Silbe oder Tönung, uns die Bedeutungen im Hirn rasch zusammenpuzzeln (als wäre Dolmetschen nicht schon schwer genug).
Wir haben es hier also mit einer vierfachen Herausforderung zu tun: Erstens das Dolmetschen, zweitens die Klangrezeption im Innenohr, schlechter Klang macht auf Dauer krank, drittens die kognitive Erschwernis sowie, viertens, das Wissen darum, den Rahmen unserer Arbeit nicht positiv beeinflussen zu können, gewissermaßen ausgeliefert zu sein.
In der heutigen Arbeit, urlaubsbedingt nicht zu zweit aus dem Dolmetschstudio aus, kommt noch eine fünfte hinzu, nämlich die Angst vor dem Versagen der Technik, dem Anwenden unserer grundsätzlich Kenntnisse, die wir in dem Feld erlangt haben, denn in Tontechnik ausgebildet ist von uns so gut wie niemand.
Die Folgen für den konkreten Dolmetschprozess dürften verständlich sein: Da ich mehr Energie aufs Hören und Verstehen verwenden muss, fehlt mir etwas beim Übertragen und beim Formulieren in der Zielsprache.
Zusammengefasst unsere Wunschliste:
⊗ Computertechnik à jour halten
⊗ Lan-Kabel zum Netzanschluss
⊗ Headset oder Kopfhörer und gutes Mikrofon nutzen (*)
⊗ Ruhigen Raum wählen
⊗ Stummschalten, wenn nicht im "On"
⊗ Sollte die Bandbreite nicht ausreichen, bitte Kamera ausschalten
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Foto: Screenshot "Zoom", hier dolmetscht
die Kollegin ins Deutsche / (*): Wer investie-
ren möchte: das RØDE NT-USB mini hat der-
zeit das beste Preis-/Leistungsverhältnis
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