Donnerstag, 5. Januar 2012

Ohrenstöpsel

In der deutschen Großstadt geht es mit dem Sylvestergeknalle an vereinzelten Stellen bereits in den Tagen vor Weihnachten los. Ich mag die Sache jedes Jahr weniger. Also trage ich Ohrenstöpsel, denn meine Ohren sind Teil meiner Arbeitsmittel. Und in Kreuzberg knallt es auch die ersten Januartage noch an vielen Ecken.

Mein französisches Reisegepäck für die Sommerseminare,
die Ohrenstöpsel sind aber immer mit dabei
Leider machen mich die Stöpsel unsicher; wenn ich mich in der Stadt bewege, höre ich gern meine Umgebung. Den Funktionen des eigenen Körpers muss ich auch nicht lauschen. Mehr noch, das akustische Abgeschiedensein trägt zu meiner Furcht bei, seit ich einmal mitansehen musste, wie ein Kracher einer alten, schlecht hörenden Dame mitten in die Kapuze ihres Pelzmantels flog.

Außer einem Brandloch im Pelzmantel, der heute als Vintage durchgehen würde, ist zum Glück nichts passiert. Aber mein Gehör ist mir als Dolmetscherin zu lieb und teuer, als dass ich es riskieren dürfte. Selbst in der U-Bahn trage ich derzeit diese Ohrenteile, seit einem Bekannten meiner besten Freundin, einem Musiker, mal in solch einem Zug ein Kracher direkt am Ohr explodierte. Die spinnen, die Leute ... und der Musiker musste den Beruf wechseln.

Also sehe ich mir zu jedem Jahreswechsel bei wachsender Stubenhockerei zu. Oder ich fliehe aufs Land. Frankreich wäre auch eine gute Ausweichmöglichkeit, da ist der akustische Silvesterterror praktisch unbekannt, in Paris war die Knallerei sogar verboten! Dafür holen die Franzosen den Lärm am Nationalfeiertag nach.


Die Ohrenstöpsel werden sehr oft nach der Marke benannt: Ohropax auf Deutsch und auf Französisch boules quies. (Die Dinger trug ich auch 2007 bei der deutschen WM-Eröffnung in München, sie sind auch im Reisegepäck fürs Hotel).
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Foto: C.E. (Archiv)

2 Kommentare:

Annika hat gesagt…

Ich habe mir auch Ohropax mitgenommen als wir um O0:00 Uhr raus sind. Leider hätte ich die schon früher rein tun sollen, weil ich auf dem Weg zur meiner Party in der U-Bahn quasi von einigen Böllern überrascht wurde. Berlin an Silvester ist wirklich gefährlich. Böller in der U-Bahn und Menschen, die mit Leuchtspurmunition auf Häuser schießen...

Echt heftig.

caro_berlin hat gesagt…

Ja, das ist wirklich oft gemeingefährlich. Ich kann nicht verstehen, wie Menschen auf so doofe Gedanken verfallen ... Ich hoffe, dass die Böller Dir keinen Schaden zugefügt haben. Gruß, C.