Der Literaturbetrieb kommt ohne sie nicht aus, fast jedes zweite Buch, das in Deutschland veröffentlicht wird, ist eine Übersetzung. Ewiger Zankapfel zwischen
Verlagen und Urhebern von Übersetzungen ist allerdings die angemessene Vergütung der Arbeit. So schätzt Hinrich Schmidt-Henkel, Vorsitzender des Verbands deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V (VdÜ), dass in Deutschland etwa 2.000 Übersetzer von ihrer Arbeit zu leben versuchen — bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von ca. 20.000 Euro. Vom Umsatz gehen noch die Kosten für die Arbeitsmittel, Versicherungen usw. ab, daraus ergibt sich am Ende das jeweilige Einkommen.
Dabei sind die Honorare in den letzten Jahrzehnten gesunken. Wer in den 1990-er Jahren 35 DM je Seite als Vergütung für seine Übersetzungsleistung erhielt, kann heute nur mit 20 Euro rechnen ... ein deutlicher Kaufkraftverlust.
Übersetzen, Korrekturlesen, Verändern, Überarbeiten, ganz gleich, ob ein Drehbuch oder Belletristik übersetzt wird |
Anzahl und Umfang der Weiterverwertungen nimmt nicht selten zu, von digitalen Büchern über Audiobooks bis hin zu Taschenbuchausgaben oder Verfilmungen ist das Spektrum groß. Doch beklagen die Übersetzer, dass dieser gesetzlichen Änderung nur selten Folge geleistet werde. Die Einführung einer für alle Verlage verbindlichen, gemeinsamen Vergütungsregel scheiterte bislang.
Viele Übersetzer gingen daher einem Zweitberuf nach, um ihren Herzblutberuf des Literaturübersetzers querzufinanzieren, so Taz-Autorin Carla Baum. Russisch-Übersetzer Olaf Kühl ist halbtags Russlandreferent im Berliner Rathaus, auch er mag vom Abenteuer Literaturübersetzung nicht lassen, das er wie folgt beschreibt: "Die erste deutsche Fassung hinzukriegen ist ein gewaltsamer, blutiger Akt. Danach erst kommt der schöne Part, wenn man, befruchtet von einem fremden Stil, kreativ arbeiten kann."
Gleich noch ein Link: Hier Hinrich Schmidt-Henkel mit einem Text über Umberto Eco und das Übersetzen.
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Foto: C.E. (Archiv)
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