Dienstag, 17. Januar 2012

Dokumente übersetzen

Willkommen auf dem Blog aus der Dolmetscherkabine für die französische Spra­che. Sie befinden sich in Berlin und teilen gerade mit uns eine knapp zwei Quadratmeter kleine, schallisolierte Kabine. Oder aber wir sitzen im Büro oder dem hauseigenen Arbeitszimmer und übersetzen. Manchmal müssen wir aber auch nachrechnen bei dem, was wir tun. Heute wieder: Blick auf den Schreibtisch.

Zeugnisse und Dokumente übersetzen wir gelegentlich noch, aber immer seltener. Denn derlei ist, würde meine westfälische Oma sagen, viel "Kleinknüselkram", und erfordert 180-prozentige Wachsamkeit, wenn wir immer wieder alle Namen, Adressen, Daten akribisch genau vergleichen müssen, denn am Ende werden die Dokumente meist gestempelt und sind fortan offizielle Papiere.

Fächerschrank im Arbeitszimmer
Closeup hier
Der 180-prozentigen Wachsamkeit steht, auf den Stundenlohn bezogen, nur 30 bis 40.% Honoar dafür gegenüber, was unser Zeitinvestment wert ist.

Ein Beispiel: Neulich hatte ich eine sehr kurze Ge­burts­ur­kun­de in der Mache, da aber die Aufdrucke des Briefpapiers inklusive Fußnoten und Adresszeilen wiedergeben müssen, war ich für den Grundpreis von 40.€ (bei einer geringen Zeilanzahl) trotzdem über eine Stunde lang beschäftigt, denn zum Übersetzen und Stempeln (das die Kollegin über­nimmt) gehört ja auch noch eine Termin-vereinbarung mit dem Kunden, der möglicherweise zu spät oder auch gar nicht kommt ... alles schon gehabt.

Zum Glück waren es einige Dokumente mehr, drei übersichtliche Schulzeugnisse für insgesamt 75 € und eine Arbeitgeberbescheinigung für 45 €. Der Gedanke, dass unsereiner ir­gend­wann alles schon mal auf dem Schreibtisch hatte, stellt sich irgendwann ein, und so war auch ich auf den Gedanken verfallen, dass die alten Texte vielleicht als Vorlagen für die neuen taugen könnten. Aber dem ist leider in den seltensten Fällen so. Die Bandbreite dessen, wie die grundlegenden Momente des Lebens in amtliche Dokumenten Niederschlag finden können, ist immens.

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Foto: C.E. (Archiv)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Huhu Caro,

... und am Ende hast Du für 160 Euro den ganzen Tag mit Übersetzen, Korrekturlesen und Stempelnlassen zugebracht ... Bürowirklichkeit, weil daneben noch Reisen zu planen und Kostenvoranschläge zu schreiben und Rechnungen zu mahnen waren, oder? Nicht zu vergessen x Stunden Pauken für die nächste Konferenz.

Manchmal sehen die Kunden unsere Tagessätze und rechnen die x 20 Arbeitstage x 12 Monate. Wenn wir für eine teure Konferenz im Hotel mit X Sternen und teurer Technik unsere Arbeitszeit zur Verfügung stellen, müssen die Preise nicht nur dem entsprechen, sondern auch die Tage kompensieren helfen, an denen wir knappe oder gar keine Umsätze erzielen.

Huch, jetzt war ja der Kommentar fast länger als Dein Blogeintrag.

Grüße derzeit aus HH,
T.A.

caro_berlin hat gesagt…

Super zusammengefasst. Viel Erfolg in HH ... und Danke für die Konzertkarte :-)
C.