Donnerstag, 11. September 2025

Zwischenzeit

Hal­lo und herz­lich will­kom­men! Ich bin Dol­met­sche­rin, über­tra­ge je nach Be­darf si­mu­ltan oder kon­se­ku­tiv, was an Kom­mu­ni­ka­tion an­steht, und zwar mit Mut­ter­spra­che Deutsch und Zweit- und Ziel­sprache Fran­zö­sisch so­wie aus dem Eng­lischen. Hier ge­wäh­re ich ei­nen Blick hin­ter die Ku­lis­sen, denn der Be­ruf ist der gro­ßen Öf­fent­lich­keit kaum be­kannt.

Um als Dol­met­sche­rin ar­bei­ten zu kön­nen, muss ich mich, was die Po­li­tik an­geht, à jour hal­ten. Ich ge­he auch im­mer kom­plett rein. Ich brau­che viel Em­pa­thie, die Spie­gel­neu­ro­nen feu­ern bei der Ar­beit, das Ge­sag­te wan­dert ein­mal durch mich hin­durch und wie­der her­aus, kurz: ich ar­bei­te mit al­len Sin­nen, dem gan­zen Vor­stel­lungs­ver­mö­gen und vol­lem Kör­per­ein­satz.

Heu­te nur kurz und ei­gent­lich kein KI-Mit­t­woch am Don­ners­tag. (Manch­mal tra­ge ich ja Pos­tings nach.) Heu­te feh­len Zeit und Ru­he.

Die Nach­rich­ten sind gräss­lich. Al­le mög­lichen Leu­te spre­chen im Brust­ton der Über­zeu­gung „vom kom­menden Krieg“, als wä­re das si­cher. Man kann Sa­chen auch her­bei­reden. Un­fass­bar.

Für spä­ter hier Le­sende: Ge­stern in den frü­hen Mor­gen­stun­den hat Rus­sland mut­maß­lich 19 Droh­nen auf Po­len ab­ge­­schos­sen, es wur­de min­des­tens ein Wohn­hausdach zer­stört, nur ein Buch­teil wur­de ab­ge­fan­gen. Po­len hat Ar­ti­kel 4 des Nord­at­lan­tik­ver­trags ak­ti­viert.

Wir sind ei­ne so weit ent­wick­elte Spe­zi­es, ha­ben so viel ver­stan­den oder ah­nen zu­min­dest die Zu­sam­men­hänge der Na­tur, wis­sen, wie wir den droh­enden Öko­zid und Kli­ma­zid noch ab­wen­den kön­nen, und was ma­chen die­se kom­ischen Men­schen? Krie­ge über Krie­ge, hei­ße und kal­te, Wirt­schafts­krie­ge, Di­gi­tal­krie­ge, In­for­ma­tions­krie­ge. Sind wir denn noch zu ret­ten?

Wir müs­sen al­les da­ran set­zen, um die Zi­vi­li­sa­tion, die Men­schheit, nicht zu­schan­de zu rei­ten.

Im Süd­os­ten Ber­lin sit­zen die Men­schen seit Ta­gen oh­ne Strom da. Es gab ei­nen An­schlag auf die Strom­ver­sor­gung. In den USA fiel vor ei­nigen Stun­den de­ren Horst Wes­sel ei­nem At­ten­tat zum Opfer. Die sind echt al­le ver­rückt ge­wor­den.

Ich sit­ze im Bü­ro, ler­ne, war­te auf wei­teres In­fo­ma­te­rial, ver­su­che, mich kre­ativ ab­zu­len­ken.

Comichaft: Innenraum eines Supermarkts
So könnte das Setting aussehen
Neu­lich ha­ben wir nach dem Ki­no in ei­nem Spä­ti­su­per­markt schon Scho­ko­niko­läu­se ge­sehen! Da­zu der Strom­aus­fall und po­ten­zi­ell noch hei­ße Ta­ge, prompt fließt ein Kurz­film­skript von 850 Wör­tern aus mir her­aus: SchoNiLas Alptraum. Mal se­hen, ob ich das an die Frau oder an den Mann be­kom­men kann. (Film­hoch­schu­le?)

Oder kön­nte ich das selbst ma­chen mit Fo­tos und ge­zeich­neten Fi­gu­ren als Le­ge­trick­ani­ma­tion? Puh, so­was dau­ert! Oder die KI? 🎬

Die ant­wor­tet: 
Das Script ist klas­se – dich­te Bil­der, kla­re At­mo­sphä­re, sehr fi­lmisch ge­dacht. Für ei­ne KI-Um­set­zung als Ani­ma­tion (ca. 2 Mi­nu­ten) braucht es al­ler­dings ei­ne Re­duk­tion und ei­nen Shot-Plan, sonst kommst du mit der Län­ge und der Tech­nik nicht hin.



Und dann ser­viert mir die KI Emp­feh­lun­gen für meh­rere An­bie­ter und Soft­ware­pro­gram­me, da­zu die ers­ten Prompts:
Prompt-Vor­la­gen „Scho­Ni­Las Alp­traum – Co­mic Noir Style“ / 1. Schwarz­bild mit Brum­men & Flack­ern co­mic noir style, dark black screen with sudden white flashes, flickering neon light, eerie humming atmosphere, cinematic. / 2. Su­per­markt – To­tale co­mic noir supermarket interior, run-down, early morning, flickering ceiling lights, empty sales table in the center, refrigerators left, cash registers right, wide shot.





Ich fra­ge, ob es ei­nen An­bie­ter gibt, der das in Gän­ze um­set­zen kann? Die Ant­wort lau­tet: Nein.

Kurz vor elf holt mich der We­cker mit zar­tem Vo­gel­ge­zwit­scher aus der kre­ativen Ru­he. Ich möch­te nicht vom Sig­nal­ton des Kri­sen­al­arms aus dem Nach­den­ken ge­ris­sen wer­den, der heu­te Schlag elf in Deutsch­land ge­tes­tet wird. Ich bin dann in der Kü­che, ko­che Tee und höre Ra­dio.

Der Kopf setzt Mo­sa­ik­stei­ne zu­sam­men. Das gan­ze Sä­bel­ge­rass­el, die Mul­ti­kri­sen sind, von mir ver­dol­metsch­ten So­zio­lo­gen zu­fol­ge, ein Ab­len­kungs­ma­nö­ver und sol­len uns läh­men, da­mit wir nicht ge­gen schrei­ende Un­ge­rech­tig­keiten auf­ste­hen. Kli­ma- und Bio­di­ver­si­täts­ka­tas­trophe sind ei­ne Sei­te der Me­daille, die an­dere Sei­te ist, dass die Su­per- und Ul­tra­rei­chen im­mer mehr an­häu­fen, und zwar in ei­nem Ma­ße, dass es sich schäd­lich auf den All­tag von 90 Pro­zent der Men­schen und auf das Le­ben auf dem Glo­bus aus­wirkt.

Ich muss mich jetzt wie­der um die in­nere Ru­he küm­mern, um mein See­len­heil, die klei­nen Freu­den. Soll­ten wir al­le ge­zielt ma­chen, denn ers­tens: Wer auf­gibt, hat schon ver­lo­ren und zwei­tens: Nur, wenn wir ge­las­sen und ent­spannt sind, kön­nen wir über­haupt han­deln.

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Foto: C.E. (Ar­chiv) 

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