Freitag, 26. September 2025

Keine Pointe (2)

Seit fast zwei Jahr­zehn­ten bin ich Si­mul­tan­dol­met­sche­rin für Deutsch, Fran­zö­sisch und aus dem Eng­li­schen tä­tig. Ob auf Kon­fe­ren­zen, bei De­le­ga­tions­rei­sen oder in Work­shops – ich sor­ge da­für, dass Spra­che so an­kommt, wie sie ge­meint ist. Die­se Prä­zi­sion und Er­fah­rung le­sen Sie auch hier im Blog.

Nicht mein Stil, aber trotzdem elegant
Eine Kun­din und ihr Mann möch­ten mich als Dol­met­sche­rin für ei­nen Gang zum No­tar bu­chen. Es geht um den Kauf ei­ner Ei­gen­tums­woh­nung. Da die Kun­din Fran­zö­sin ist, werde ich als Dol­met­sche­rin für den No­tar­ter­min ge­braucht.

Der Ter­min passt. Ich er­hal­te auch recht­zei­tig Ein­blick in den Ent­wurf des 14-sei­ti­gen Kauf­ver­trags, zu dem ein zwei­tes ähn­lich lan­ges Do­ku­ment hin­zu­kom­men wird, denn aus di­ver­sen Grün­den fällt die Grund­schuld­be­stel­lung et­was üp­pi­ger als üb­lich aus.

Und ob­wohl das Haus fast neu ist, hat die Ei­gen­tü­mer­ver­samm­lung des Hau­ses, in das sich die bei­den ein­kau­fen, be­reits et­li­che Pro­ble­me mit­ei­nan­der ge­habt, wes­halb es auch hier­zu noch ei­ni­ge län­ge­re Do­ku­men­te gibt.

Die Grö­ße der Woh­nung steht nicht im Ent­wurf. In Woh­nungs­kauf­ver­trä­gen wer­den nur pro­por­tio­na­le An­tei­le der Lie­gen­schaft er­wähnt, die auf Woh­nung, Kel­ler­raum und, in die­sem Fall, Tief­ga­ra­gen­platz ent­fal­len. Ich ha­be zu we­nig Wör­ter­pro­ble­me zu lö­sen, um mir das auch noch aus­zu­rech­nen. Au­ßer­dem fehlt der Kauf­preis. Der Ent­wurf wird kurz vor Ter­min an­ge­passt.

Ins­ge­samt sind wir bei 34 Ver­trags­sei­ten, die ein­ge­hend vor­be­rei­tet wer­den wol­len. (Ge­wis­sen­haft sind das mit Vor­er­fah­rung und ei­ner aus­führ­li­chen Lex­ik zehn, zwölf Stun­den, da auch et­li­che Bau­be­schrei­bun­gen im Text ent­hal­ten sind, die ver­mut­lich ei­ni­ges an Re­cher­che nö­tig ma­chen.)

Wir ver­han­deln ei­nen Preis für mei­ne Dienst­leis­tung. Es geht ei­ni­ge Ma­le hin und her, denn den Kun­den scheint mei­ne Dienst­leis­tung zu teu­er zu sein. Die letz­te Ver­hand­lungs­stu­fe er­folgt in 25-Eu­ro-Schrit­ten.

We­nig spä­ter, wir ha­ben uns ge­ei­nigt, ploppt die fer­ti­ge Ver­trags­fas­sung in mei­nen elek­tro­ni­schen Brief­kas­ten: Die Hüt­te, um die es geht, ist ei­ne Pent­house­woh­nung, als Du­plex an­ge­legt, zu der au­ßer­dem noch ei­ne se­pa­ra­te Gäs­te­woh­nung ge­hört. Die Lie­gen­schaft ist mehr als 200 Qua­drat­me­ter und soll über 2,5 Mil­lio­nen Eu­ro wert sein.

Kei­ne Poin­te.

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Il­lust­ra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund)

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