Freitag, 5. September 2025

Schöner Messestress

Hallo, bon­jour, welcome! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zerin für die fran­zö­si­sche Spra­che (mit den Ziel­spra­chen DE und FR sowie aus dem Eng­li­schen). Die Büro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Die Kon­fe­renz­sai­son startet! 

Die ers­ten Mes­sen der Sai­son wer­den von uns dol­met­schech­nisch be­spielt. Den Auf­takt macht prompt eine De­le­ga­tions­rei­se. Wir sind vier Ta­ge da­bei, die De­le­ga­tion war nur fünf Ta­ge un­ter­wegs. Das Pro­gramm ha­ben wir recht­zei­tig er­hal­ten, Ma­te­ri­al zur Vor­be­rei­tung kam kurz vor Schluss oder gar nicht. Beim Ver­an­stal­ter (im Re­gie­rungs­auf­trag) war ein neu­es Team mit der Auf­ga­be be­traut.

Die Rei­se war sehr span­nend, die Mes­se auch. Die meis­ten Be­grif­fe hat­ten wir pa­rat, der Kon­fe­renz­teil auf der Mes­se war sehr er­folg­reich, "un­ser" Land war Gast­land.

Mein Kol­le­ge und ich sind happy, dar­an un­seren An­teil ge­habt zu ha­ben. Im Zug zu­rück den­ke ich jetzt über neu hin­zu­ge­kom­me­ne Wör­ter nach. Es mag sich so gar nichts ein­stel­len. Ich ha­be mir kaum No­ti­zen ge­macht. Mein Kol­le­ge und ich muss­ten die gan­ze Zeit mit der En­er­gie haus­hal­ten.

Das Bud­get war deut­lich nied­ri­ger als sonst. Das sind schon Aus­wir­kun­gen der Spar­plä­ne der Bun­des­re­gie­rung. Er­geb­nis: Statt am Sonn­tag oder Mon­tag ging es am Diens­tag los. Wir durf­ten mor­gens um sechs Uhr in ein an­de­res Bun­des­land rei­sen. Der Zug hat­te prompt Ver­spä­tung. Die Ner­ven la­gen bloß, als wir fünf Mi­nu­ten vor dem ers­ten Ter­min an­ka­men, mit rau­chen­den Fel­gen: Der Ta­xi­fah­rer hat­te al­les ge­ge­ben. Un­se­re Gäs­te wa­ren mit dem Flug­zeug über Nacht an­ge­reist. Am ers­ten Tag kämpf­ten al­le mit Mü­dig­keit.

Ein­schub: Ich weiß, dass ich mich auf mei­ne zwei We­cker ver­las­sen kann. Die Re­dun­danz bau­e ich ein, weil ich mir vor­stel­le, da­mit bes­ser zu schla­fen. Vor dem Auf­ste­hen auf­ste­hen zu müs­sen schlägt mir im­mer schwer ins Kon­tor. Die Nacht ha­be ich we­nig ge­schla­fen. Im Zug dann auch nicht: Er war über­füllt, die Re­ser­vie­run­gen un­gül­tig. Wir ha­ben ab­wech­selnd ge­stan­den. Ein­schub­en­de.

Die Er­schöp­fung zog sich über vier Mes­se­ta­ge. Mor­gens ging es kurz nach sie­ben im Ho­tel los, weil wir in ei­ni­ger Ent­fer­nung zum Mes­se­ort un­ter­ge­bracht wa­ren (Kos­ten­grün­de). Die Ter­mi­ne wa­ren sehr eng ge­takt­et (Kos­ten­grün­de). Es gab kaum Pha­sen fürs Durch­at­men oder für Zwi­schen­bi­lan­zen (aus den be­kannt­ten Grün­den). Buf­fet und Re­stau­rant der Mes­se wa­ren teu­er, der Kaf­fee zu 4,80 Euro, die Fla­sche Mi­ne­ral­was­ser zu 9,20 Euro. Wir hat­ten un­se­re Ver­pfle­gung im Ruck­sack (wie oben), da­zu et­was In­fo­ma­te­ri­al der Gäs­te so­wie ei­ge­nes für die le­xi­ka­li­sche Do­ku­men­ta­tion.

Inge und ihre Freun­din spie­len Mes­se

Na­tür­lich muss­ten wir bei all'dem stets ei­nen gu­ten Ein­druck ma­chen, so wie die klei­nen Fräu­leins hier, die "Bu­bi­kopf­wick­ler" auf ei­ner Mes­se an­zu­prei­sen schei­nen. Ei­ne der Kun­din­nen trug je­den Tag Hack­en­schu­he mit 6000 + Punkt­lan­dun­gen am Tag, so schmal war der Ab­satz. (Ich kann mir nicht vor­stel­len, ne­ben den An­stren­gun­gen mir noch die Fü­ße zu quä­len.) Aben­ds ging es bis auf ei­ne Aus­nah­me recht spät zu­rück ins Ho­tel (Sie wis­sen, wa­rum).

Al­le woll­ten das Max­imal­mög­liche aus dem Be­such her­aus­ho­len.

Wir als Dol­met­scher­team ha­ben gu­te Mi­ne zum schwie­ri­gen Spiel ge­macht.

Wir ha­ben aus al­ter Treu­e zu ei­nem lang­jäh­ri­gen Kun­den nicht ei­ne ein­zi­ge Über­stun­de be­rech­net. Grund­sätz­li­che Über­le­gung: Hier soll mit ei­nem Mes­se­be­such der Ver­trag in­ter­na­ti­o­na­ler Ko­ope­ra­ti­o­nen in ei­nem Um­welt- und Wirt­schafts­the­ma er­füllt wer­den. Wenn sich a­ber die Be­tei­lig­ten nur noch durch den Tag quä­len, wenn spon­ta­ne Ant­wor­ten zu schlep­pen­den wer­den und es dann schwer wird, we­gen Über­mü­dig­keit am ein­zi­gen frü­hen Aben­d zur Ru­he zu kom­men, ist die gan­ze Cho­se be­las­tend.

Ja, es war wun­der­bar, dass der Mes­se­be­such mit öffent­li­chem Geld er­mög­licht wur­de. Ja, al­le sind dank­bar. Ja, al­le ste­hen hin­ter dem Pro­jekt. A­ber wir ha­ben die Gren­zen des Ma­chba­ren ge­spürt. Nö­tig­e Ar­beit lässt sich nicht ins Un­er­mess­li­che kom­pri­mie­ren. Da­bei die­nt die Er­fül­lung des Ver­trags wei­te­ren Wirt­schafts­be­zie­hun­gen und der Schaf­fung von neu­em Wirt­schafts­wachs­tum. 

Pa­ral­lel da­zu trägt das Pro­jekt da­zu bei, die Zie­le für nach­hal­tige Ent­wick­lung zu er­fül­len (Su­stain­able de­vel­op­ment goals / Ob­jec­tifs de dé­ve­lop­pe­ment du­rable). Es geht um nichts G­rin­ger­es als um po­li­ti­sche Vor­ga­ben der Ve­re­in­ten Na­ti­onen (UN), zu de­ren Er­lan­gung sich auch EU-Mit­glieds­staa­ten ver­pflich­tet ha­ben.

Schö­ner Mes­se­stress! Wir lie­ben un­se­ren Be­ruf und wenn am En­de al­le auf der­sel­ben Wel­len­län­ge sind!

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Foto: Inge Rös­ler (re) mit Freun­din,
Bu­bi-­kopf­wick­ler, Samm­lung Eli­as Los­sow

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