Nicht nur montags zur digitalen Tea Time sitze ich am Computer, ich finde im Netz auch Quellen, Reden, Studien und Kontakte in Berufsnetzwerken. Wir vermitteln bei Bedarf auch Kolleg:innen für andere Sprachen, das geschieht nicht blind, sondern durch Cooptation, also Abstimmung und spiegelt gemachte Erfahrrungen. Aber ohne das Netz wäre das sehr aufwändig.
Manchmal bin ich auch bei den „asozialen Medien“ unterwegs. Die haben diesen Begriff längst mehr als verdient, auch wenn meine „Bubble“ sehr vernünftig und eigentlich angenehm zu lesen ist.
Es kommt aber vor, dass Freunde und Bekannte dort das Tagesgeschehen kommentieren. Sie stellen dann irgendwelche Personen des Zeitgeschehens in den Mittelpunkt ihres Nachdenkens. Es ist wunderlich, was für ein Stuss so rausposaunt und von erwachsenen Zeitgenossen geglaubt werden kann. Da ist vieles auf dem Level von Orange face, der in der Pandemie öffentlich über die intravenöse Gabe von Desinfektionsmittel gegen Covid-19 fabuliert hat. Gesicht und Körpersprache seiner Beraterin, einer Ärztin, die danebensaß, sind unvergesTagesgeschehensen. Damals habe ich nicht ahnen können, dass dieser Anblick ein Schlaglicht auf die Zukunft sein würde.
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| Hinter den Bots steckt böse Absicht |
Früher habe ich gerne in die Kommentarspalte reingeschaut, auf der Suche nach Vox Populi. Wir müssen in Konferenzen ja auch Diskussionen mit dem Publikum verdolmetschen, und ich bin immer auf Ideen- und Wörtersuche.
Solche Einblicke sind heutzutage komplett absurd. Gefühlt 50, 60 Prozent der „Stimmen“ dort stammen von wütenden Bots, die Schwachköpfe imitieren. Sie kübeln und pöbeln, schießen einmal kurz zurück … und bleiben dann stumm. Menschen wären nach qualifizierten, diplomatischen, feinfühligen Antworten entweder 1. überzeugt oder 2. weiter aufgebracht und laut. Aber Schweigen im Walde?
Ihre „Profile“ bestehen aus zwei, drei Freund:innen, dazu drei Fotos von Haustieren oder tätowierten Muskeln, dicken zweirädrigen Maschinen und manchmal auch fragwürdigen Flaggen. Ich habe mich eingelesen, die Lage stichprobenartig beobachtet, als Linguistin die Sprache der "Meinungen" analysiert.
Die Antwort ist einfach: Offensichtlich sind es es keine Menschen, sondern KI-gesteuerte Fakeseiten, die automatisiert ihre Hetze auskotzen oder blindwütig nur eine einzige (blaue) Lösung rühmen. Nur vereinzelt fühlen sich Dummdreiste zum Mitmachen aufgefordert, was ja das Ziel des Ganzen ist. Ich spreche hier auch von Straftaten, die angedroht werden, und von Volksverhetzung. Sie sollen sich nicht allein fühlen, sondern bestärkt in ihrer Meinung. So werden Menschen mit Ideologie getränkt und aufgehetzt.
Das ist Teil des Informationskrieges, Meinungs- und Stimmungsmache aus Russland, China, einer „Partei“ und von anderen Grüppchen mit widerlicher Gesinnung.
Warum rödeln nicht die ganze Zeit die „Gegenbots“ und räumen da auf? Warum wird das laufengelassen? Gegenwehr, also systematische Gegenbot-Einsätze, müsste es längst geben. Technisch dürfte das kein Problem sein. Wenn die KI das eine kann, so kann sie auch das andere.
Die Abwesenheit einer großen gesellschaftlichen Debatte macht mich stutzig. Dieser Punkt gehört längst in die Gesetze aufgenommen. Und da, wo bestehende Gesetze ausreichen — ich sage nur Volksverhetzung, Beleidigung, Androhung von oder Aufruf zum Mord —, müssen die Straftaten verfolgt werden.
Ihre „Profile“ bestehen aus zwei, drei Freund:innen, dazu drei Fotos von Haustieren oder tätowierten Muskeln, dicken zweirädrigen Maschinen und manchmal auch fragwürdigen Flaggen. Ich habe mich eingelesen, die Lage stichprobenartig beobachtet, als Linguistin die Sprache der "Meinungen" analysiert.
Die Antwort ist einfach: Offensichtlich sind es es keine Menschen, sondern KI-gesteuerte Fakeseiten, die automatisiert ihre Hetze auskotzen oder blindwütig nur eine einzige (blaue) Lösung rühmen. Nur vereinzelt fühlen sich Dummdreiste zum Mitmachen aufgefordert, was ja das Ziel des Ganzen ist. Ich spreche hier auch von Straftaten, die angedroht werden, und von Volksverhetzung. Sie sollen sich nicht allein fühlen, sondern bestärkt in ihrer Meinung. So werden Menschen mit Ideologie getränkt und aufgehetzt.
Das ist Teil des Informationskrieges, Meinungs- und Stimmungsmache aus Russland, China, einer „Partei“ und von anderen Grüppchen mit widerlicher Gesinnung.
Warum rödeln nicht die ganze Zeit die „Gegenbots“ und räumen da auf? Warum wird das laufengelassen? Gegenwehr, also systematische Gegenbot-Einsätze, müsste es längst geben. Technisch dürfte das kein Problem sein. Wenn die KI das eine kann, so kann sie auch das andere.
Die Abwesenheit einer großen gesellschaftlichen Debatte macht mich stutzig. Dieser Punkt gehört längst in die Gesetze aufgenommen. Und da, wo bestehende Gesetze ausreichen — ich sage nur Volksverhetzung, Beleidigung, Androhung von oder Aufruf zum Mord —, müssen die Straftaten verfolgt werden.
Die Gesetze müssen nachgeschärft und Betreiber solcher Seiten zum Einsatz von KI genötigt werden, um den Spuk zu beenden. Der Begriff passt nicht, es ist mehr als Spuk.
Das Gleiche gilt für Hackingangriffe auf Unternehmen und Institutionen, den Flugverkehr und andere Attacken. Der digitale Krieg ist längst im Gange, und hier fehlen dringend nötige Investments.
Das Ganze bedroht die Grundfesten unserer Zivilisation.
EDIT: Oben habe ich den sichtbaren Teil des Dilemmas beschrieben. Es gibt noch einen unsichtbaren, und ich bin sicher, dass er bis heute wirksam ist.
Wie genau manipuliert wird, dürfte den meisten von uns im Umfeld des Brexit klargeworden sein, wo eine Firma namens Cambridge Analytica gezielt Menschen, die Facebook nutzten, mit einseitiger, oft falscher Information versorgt haben, um sie in ihrer Entscheidung zu beeinflussen. Das Fachwort dafür ist „Microtargeting“, das bewusst die psychischen Befindlichkeiten der Menschen, ihre Bedürfnisse und Ängste, ins Visier nimmt.
Dem muss natürlich das Sammeln und Analysieren von Daten vorausgegangen sein. Die Firma, die es nicht mehr gibt, soll unrechtmäßig Datensätze auch aus einem "Spiel" erworben haben, bei dem Nutzer:innen freiwillig ihre Daten und weitere Informationen preisgegeben haben. (Ich formuliere das hier vorsichtig, weil ich nicht weiß, wie justiziel solche Zeilen möglicherweise sind; auf Konferenzen habe ich allerdings gehört, dass am Vorgang kein Zweifel mehr herrschen soll.) Eine gute Zusammenfassung hier: Mainzer Medieninstitut.
Der Kernsatz: „Cambridge Analytica hat damit geworben, mithilfe von Big Data und psychometrischer Analysen das Wahlverhalten von Menschen beeinflussen zu können.“ Das Unternehmen hat sich regelmäßig gerühmt, auch für die erste Wahl des US-amerikanischen XXX [zensiert] im Jahr 2016 verantwortlich gewesen zu sein: (W)hatever we think this target profile would be receptive to we would create content on the internet for them to find — until they come to think something differently.
Manche Menschen bezeichnen dieses „Werkzeug zur psychologischen Kriegsführung“ als Marketing. Ich halte das für Ablenkung. Die Investments sprechen eine andere Sprache.
Auch die deutsche Exekutive setzt auf Datenauswertung. Erste Bundesländer haben ein Programm des rechtsextremen Peter Thiel für die Nutzung im Polizeibereich gekauft und nutzen es bereits. Link zu Thiel: Die Thiel-Story (WDR-Podcast).
Zweite Analyseebene: Die deutschen Behörden öffnen derzeit freiwillig den Bad Guys aus Übersee Türe und Tore, statt datenrechtlich sauber arbeitende Anbieter aus Europa mit europäischem Geld zu finanzieren, und sie verhalten sich so, als würden sie die Gefahren des digitalen Kriegs nicht sehen. Zwei Möglichkeiten: Naivität oder Berechnung. Es dürfte, wie immer, ein Drittes sein: Eine Mischung aus beidem.
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Grafik: pixlr.com (Zufallsfund)

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