Derzeit lese und schreibe ich viel über alte Zeiten. Dabei fiel mir ein schönes Wort fürs Museum auf:
SPEISEEIS
Die zwei "E" nacheinander auf dem Foto verwirren das Auge, das in der Mitte spontan einen See sieht. Einstmals war der Bindestrich die Rettung: "SPEISE-EIS". Mit der Ankunft der zugewanderten Neubürger ab dem Jahr 1961, Mauerbau und Anwerbeprogramme für "Gastarbeiter" fallen ins gleiche Jahr, wurde aus der beliebten Nascherei schlicht "EIS".
An solchen Trouvaillen ist schuld, dass ich beim Auf- und Ausräumen unseres Elternhauses viele alte Dokumente, aber auch Fotos gefunden habe. Das hat mir meine Familiengeschichte, aber auch meine Prägungen verdeutlicht.
Einer meiner Urgroßväter war Landwirt, so dass mir die Agrar- und Ökothemen im Blut liegen. Er hat auch Pferde gezüchtet. Sein Gut lag weit im Osten, wo die Winter lang und die Sommer zwei Monate kürzer sind als im Brandenburgischen. Trotzdem galt dieses "Ostelbien" damals als die Kornkammer des Reiches.
Sein Sohn, mein Opa mütterlicherseits, hat dann in den 1920-er Jahren in Berlin gelebt. Das war mir neu. Dieses Jahrzehnt hat mich schon immer fasziniert. Es war so viel moderner, als die drei bis vier Jahrzehnte danach.
So kann sogar ein nasser Maisonntag wie heute von Speiseeis geprägt sein.
Foto: Bildarchiv Elias Lossow

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