Sonntag, 25. Mai 2025

Museum der Wörter (40)

Bien­ve­nue, hier schreibt ei­ne Lin­gu­is­tin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­scher­in­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind (ne­ben Deutsch) Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Id­i­om Shake­speares nur als Aus­gangs­spra­che). Heu­te: Sonn­tags­bild und Wör­ter­mu­se­um in ei­nem!

Der­zeit le­se und schrei­be ich viel über al­te Zei­ten. Dabei fiel mir ein schönes Wort fürs Museum auf:
             
                       SPEISEEIS

   

Die zwei "E" na­chei­nan­der auf dem Fo­to ver­wir­ren das Au­ge, das in der Mit­te spon­tan ei­nen See sieht. Einst­mals war der Bin­de­strich die Ret­tung: "SPEI­SE-­EIS". Mit der An­kunft der zu­ge­wan­der­ten Neu­bür­ger ab dem Jahr 1961, Mau­er­bau und An­wer­be­pro­gram­me für "Gast­ar­bei­ter" fal­len ins glei­che Jahr, wur­de aus der be­lieb­ten Na­sch­e­rei schlicht "EIS".

An sol­chen Trou­vail­len ist schuld, dass ich beim Auf- und Aus­räu­men un­se­res El­tern­hau­ses vie­le al­te Do­ku­men­te, aber auch Fo­tos ge­fun­den ha­be. Das hat mir mei­ne Fa­mi­lien­ge­schich­te, aber auch mei­ne Prä­gun­gen ver­deut­licht.

Ei­ner mei­ner Ur­groß­vä­ter war Land­wirt, so dass mir die Ag­rar- und Öko­the­men im Blut lie­gen. Er hat auch Pfer­de ge­züch­tet. Sein Gut lag weit im Os­ten, wo die Win­ter lang und die Som­mer zwei Mo­na­te kür­zer sind als im Bran­den­bur­gi­schen. Trotz­dem galt die­ses "Os­tel­bi­en" da­mals als die Korn­kam­mer des Rei­ches.

Sein Sohn, mein Opa müt­ter­li­cher­seits, hat dann in den 1920-er Jah­ren in Ber­lin ge­lebt. Das war mir neu. Die­ses Jahr­zehnt hat mich schon im­mer fas­zi­niert. Es war so viel mo­der­ner, als die drei bis vier Jahr­zehn­te da­nach.

So kann so­gar ein nas­ser Mai­sonn­tag wie heu­te von Spei­se­eis ge­prägt sein.

 
Das alte Foto des Eingangsbereichs eines "Cigaretten"-Ladens, in dem auch "Speise-Eis" verkauft wird, wie es ein Banner am Geländer verkündet. In der Tür steht ein Mann, ein anderer scheint einem kleinen Jungen gerade etwas aus einer Art Kühltheke zu holen, die im Vorgarten steht.
Ber­lin, ir­gend­wo in den 1920-­ern




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Fo­to: Bil­dar­chiv Eli­as Los­sow

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