Manchmal erwischt mich auf dem kalten Fuß, wie wenig manche Informatiker, deren Beruf die Technik ja ist, von der KI verstehen. Ein alter Freund, der lange in England gelebt hat und der heute regelmäßig mit englischsprachigen Ländern korrespondiert, dabei gelegentlich auch bei größeren Textmengen auf die KI zurückgreift, meinte, ich solle bei der Spracharbeit doch dem Pareto-Prinzip folgen: 20 Prozent des Gesamtaufwands einsetzen, um 80 Prozent der erforderten Arbeit zu erledigen.
Ok, sehen wir uns das mal an. Bei der Übersetzung Copy and Paste als "Arbeit" verstehen, einmal durch die Maschine jagen, dann Durchlesen, größte Klopper rausfischen, Rechtschreibung, bisschen Stil anpassen und gut is', ja?
Bei den meisten kreativen Drehbüchern, die ich in die Finger bekomme, liest sich eine automatisierte Übertragung in eine andere Sprache wie im Suff in eine Maschine diktiert, die zwischendurch rödeln muss, weil das Netz wackelt: Löcher, falsche Bezüge, wortwörtlich Rübergeschwupptes, merkwürdige Begriffswahl, seltene Ausdrücke mit Termini aus den semantischen Feldern anderer Themenbereiche ergänzt.
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| Die versteckte Geldschatulle in unserem Elternhaus |
Kurz: Wenn ich da nach 20 Prozent der Zeit aufhöre, hinterlasse ich meistens das Schlachtfeld, das die KI mangels Fingerspitzengefühl angerichtet hat.
Bei einfacheren, standardisierten Texten bin ich nach 20 Prozent der Zeit auch noch nicht fertig, denn ich muss ja ständig auf mehreren Ebenen nachdenken. Ich vergleiche Ausgangstext, eigene Lösung, Maschinenlösung und muss überlegen, wie ich Letztere ohne viel Tipperei in die richtige Richtung "gedreht" bekomme. Qualifiziertes Lesen dauert immer länger als das Querlesen von Menschen, die nur die Zielsprache beherrschen und schneller glauben, das "Richtige" zu erkennen. Außerdem muss ich wirklich ständig auf der Hut sein vor groben Fehlern, gehe immer zwischen den zwei Texten und dem dritten, möglichen, der in meinem Kopf entsteht, hin und her und komme so gar nicht in den Flow. Diese Art von Arbeit ist sehr viel anstrengender als reines Übersetzen, ich verliere schneller die Energie, mache mehr Pausen.
Für eine überarbeitete Halbfertigware, die als Auswurf vielleicht zu 20 Prozent gut ist, wobei 80 Prozent noch von mir beigesteuert werden müssen, möchten die von der KI veräppelten Kunden oft nur noch 20, 30 Prozent früherer Preise zahlen. Das Gros der Feinarbeiten kann ich allerdings nicht mit Spottrabatt erstellen, ohne in Honorarbereiche pro Stunde zu landen, für die nicht einmal Teenager das örtliche Werbeblatt austragen gehen würden.
Der neueste "Move" mancher Firmen ist daher: "Wir machen nur noch KI und hausintern liest jemand gegen." Wir Sprachprofis lachen da einmal kurz und räuspern uns. Eigentlich wäre unser Lachen aber hämisch und mit dem König von Sachsen kommentiert: "Macht doch Euren Dreck alleene!" Verhunzte Texte, die nicht das beinhalten, was sie sollen, sind doch überaus praktisch in Fertigung, Verkaufsplanung, Werbung, Kundeninformation zu Produkten — und sie sind in vielen Fällen sogar sicherheitsrelevant bzw. betreffen die Gewährleistung. Wir warten jetzt darauf, dass die sich einstellenden juristischen Auseinandersetzungen möglichst rumsprechen und die Firmen ein möglichst hohes Lehrgeld kosten werden, damit die Presse auch berichtet.
Bei einfacheren, standardisierten Texten bin ich nach 20 Prozent der Zeit auch noch nicht fertig, denn ich muss ja ständig auf mehreren Ebenen nachdenken. Ich vergleiche Ausgangstext, eigene Lösung, Maschinenlösung und muss überlegen, wie ich Letztere ohne viel Tipperei in die richtige Richtung "gedreht" bekomme. Qualifiziertes Lesen dauert immer länger als das Querlesen von Menschen, die nur die Zielsprache beherrschen und schneller glauben, das "Richtige" zu erkennen. Außerdem muss ich wirklich ständig auf der Hut sein vor groben Fehlern, gehe immer zwischen den zwei Texten und dem dritten, möglichen, der in meinem Kopf entsteht, hin und her und komme so gar nicht in den Flow. Diese Art von Arbeit ist sehr viel anstrengender als reines Übersetzen, ich verliere schneller die Energie, mache mehr Pausen.
Für eine überarbeitete Halbfertigware, die als Auswurf vielleicht zu 20 Prozent gut ist, wobei 80 Prozent noch von mir beigesteuert werden müssen, möchten die von der KI veräppelten Kunden oft nur noch 20, 30 Prozent früherer Preise zahlen. Das Gros der Feinarbeiten kann ich allerdings nicht mit Spottrabatt erstellen, ohne in Honorarbereiche pro Stunde zu landen, für die nicht einmal Teenager das örtliche Werbeblatt austragen gehen würden.
Der neueste "Move" mancher Firmen ist daher: "Wir machen nur noch KI und hausintern liest jemand gegen." Wir Sprachprofis lachen da einmal kurz und räuspern uns. Eigentlich wäre unser Lachen aber hämisch und mit dem König von Sachsen kommentiert: "Macht doch Euren Dreck alleene!" Verhunzte Texte, die nicht das beinhalten, was sie sollen, sind doch überaus praktisch in Fertigung, Verkaufsplanung, Werbung, Kundeninformation zu Produkten — und sie sind in vielen Fällen sogar sicherheitsrelevant bzw. betreffen die Gewährleistung. Wir warten jetzt darauf, dass die sich einstellenden juristischen Auseinandersetzungen möglichst rumsprechen und die Firmen ein möglichst hohes Lehrgeld kosten werden, damit die Presse auch berichtet.
Es wurden auf Messen bereits Flyer gesichtet, auf denen wortreich Rumgeschwurbeltes steht, wobei die eindeutigen Aussagen fehlen, worum es geht. In manchen stehen sogar grobe Fehler. Die Messefachbesuche:rinnen, mit denen ich vor Ort war, gingen beim ersten Rundgang, also vor meiner Ankunft, rasch weiter ... bis ich beim zweiten Durchgang als Dolmetscherin auf einem Gespräch vor Ort bestand und klar wurde: Genau hier findet sich das Gesuchte! Oder stellen Sie sich einen Marketingtext vor, der sich eben so liest, wie die KI arbeitet: durchschnittlich.
Die KI "identifiziert" Kernbegriffe, ihre weitere Wortwahl wird dann durch die Häufigkeit bestimmt, mit der gewisse Wörter in Zusammenhang mit diesem Kernbegriff in anderen Texten vorkommt. Jegliche Bemühung um Search Engine Optimisation ist damit verloren, die Suchmaschinen stufen diese Texte bzw. Seiten schlechter ein, sie sinken in der Liste der bei Suchvorgängen angegebenen Fundstellen. Diese KI-Auswürfe sind ein großer Fake, genauso, wie Sie mit Spielgeld, siehe Foto, im Laden nichts kaufen können. Ohne die korrigierende Hand von Menschen ist die KI potenziell gefährlich. Denn stellenweise lesen sich ihre Auswürfe überraschend gut, aber das gilt für Standardtexte, bei denen die Fallstricke woanders liegen (z.B. juristische Unterschiede zwischen den Ländern).
Bei vielen Produkten gibt es gesetzliche Vorgaben zu Produktdatenblättern, das wird gerne vergessen. Und Haftungen. Und Medien. Die Blase wird platzen, vielleicht dieses Jahr noch, und zwar laut.
Und da sich die Qualitätsanforderungen nicht dauerhaft absenken lassen, werden vor allem die Preisbrecheragenturen, auch Bottom feeder oder Billigbuden genannt, die zu 99 Prozent auf den Preis und zu zwei Prozent auf die Qualität gesetzt haben, hoffentlich die Konkurrenz der KI bald gut spüren. Zwei-Cent-Pro-Wort-Agenturen braucht wirklich niemand.
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Foto: C.E.
Bei vielen Produkten gibt es gesetzliche Vorgaben zu Produktdatenblättern, das wird gerne vergessen. Und Haftungen. Und Medien. Die Blase wird platzen, vielleicht dieses Jahr noch, und zwar laut.
Und da sich die Qualitätsanforderungen nicht dauerhaft absenken lassen, werden vor allem die Preisbrecheragenturen, auch Bottom feeder oder Billigbuden genannt, die zu 99 Prozent auf den Preis und zu zwei Prozent auf die Qualität gesetzt haben, hoffentlich die Konkurrenz der KI bald gut spüren. Zwei-Cent-Pro-Wort-Agenturen braucht wirklich niemand.
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Foto: C.E.

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