Donnerstag, 22. Mai 2025

Biodiversität

Erneut sor­gen dra­ma­tische Hoch­was­ser­mel­dun­gen für Schlag­zei­len, dies­mal aus Aus­tra­li­en. Bin­nen zwei­er Tage fiel dort so viel Re­gen, wie sonst in vier Mo­na­ten.

Bonjour auf den Sei­ten ei­ner Kon­fe­renz­dol­met­scher­in für Fran­zö­sisch, die re­gel­mä­ßig zu Um­welt- und Na­tur­schutz­the­men ar­bei­tet. Der Be­ruf macht, dass ich Nach­rich­ten nie oh­ne Hin­ter­ge­dan­ken höre.

Ex­trem­wet­ter nimmt welt­weit zu. Das Wet­ter bleibt län­ger gleich, statt wie frü­her häu­fi­ger zu wech­seln. So kön­nen gro­ße Re­gen­men­gen auf ein­mal fal­len. Tro­cke­ne, har­te Bö­den kön­nen nichts auf­neh­men, brau­nes Was­ser wird in die Flüs­se ge­spült, Hu­mus und Ern­ten ver­nich­tet.

Heu­te ist Tag der bio­lo­gi­schen Viel­falt in Er­in­ne­rung an den 22. Mai 1992, als das Übe­rein­kom­men zur Er­hal­tung der Bio­di­ver­si­tät (CBD) in Kraft trat. Über 47.000 bedrohte Ar­ten ste­hen auf der Ro­ten Lis­te. Die Na­tur funk­tio­niert nicht wie ei­ne Rei­he Do­mi­no­stei­ne, son­dern wie ein la­by­rin­thi­scher Bau aus die­sen Stei­nen. Wenn ei­ner kippt, löst das Ket­ten­re­ak­tio­nen aus, bei de­nen wir nicht wis­sen, wel­che "Ne­ben­wand" noch be­trof­fen sein wird.

Und nein, wir ha­ben kei­ne Zeit, die Stei­ne wie­der auf­zu­stel­len. Hier ist viel ir­re­ver­si­bel. In Flo­ra und Fau­na ist vie­les von­ei­nan­der ab­hän­gig, in letz­ter Kon­se­quenz ist es auch uns­re Exis­tenz.

Doch der­zeit er­le­ben wir ein Mas­sen­ster­ben von Ar­ten. Das letz­te die­ser Art liegt 65 Mil­lio­nen Jah­re zu­rück, das war die­se Sa­che mit dem As­te­ro­i­den­ein­schlag und den Di­nos. Dies­mal hat der „As­te­ro­id“ zwei Bei­ne, zwei Ar­me und ein gut ent­wi­ckel­tes Ge­hirn.

Über mei­nem zwei­ten Schreib­tisch
Of­fen­bar reicht das Ge­hirn nicht aus, um recht­zei­tig zu brem­sen.
Da­bei gibt es Lö­sun­gen. Bra­chen, Re­na­tu­rie­rung von Flüs­sen, Blüh­strei­fen, Bü­sche und Bäu­me an Acker­rän­dern, so wie frü­her, z.B. in Nord­deutsch­land mit dem „Knick“ lan­ge Tra­di­ti­on: Die Pflan­zen hal­ten Was­ser im Bo­den, lie­fern Schat­ten, för­dern mi­kro­bi­el­le Viel­falt und wir­ken als CO₂-Sen­ke.

Agro­forst­sys­te­me kön­nen zu­sätz­li­ches Ein­kom­men brin­gen, denn Bäu­me wer­den re­gel­mä­ßig er­neu­ert. Ei­ne In­i­ti­a­ti­ve for­dert nun 100.000 Ki­lo­me­ter He­cken und 100 Mil­lio­nen Bäu­me in Deutsch­land zu set­zen, das wür­de rund drei Mil­lio­nen Hek­tar Agrar­flä­che bes­ser schüt­zen.

Frank­reich geht vor­an: Seit 2024 flie­ßen 110 Mio. Euro in die Pfle­ge von 50.000 Ki­lo­me­tern He­cke, es ist der pacte en faveur de la haie. Noch gibt es dort et­wa 750.000 Ki­lo­me­ter He­cken, doch Flur­be­rei­ni­gung (le re­mem­bre­ment) und Groß­ge­rä­te ha­ben viel zer­stört. Der He­cken­be­stand ist oft ge­schwächt.

Bei solchen Projekten ist un­ser Fö­de­ra­lis­mus viel­leicht nicht ganz op­ti­mal. In Frank­reich funk­tio­niert das mit sei­nem Zen­tra­lis­mus als gro­ßes Netz­werk: Baum­schu­len, Heiz­holz­pro­duk­ti­on, Land­wirt­schafts­kam­mern, Be­rufs­ver­bän­de, al­le sind ein­ge­bun­den. Auch beim Bo­den­schutz ist Frank­reich wei­ter. Das Wort ar­ti­fi­cia­li­sa­tion des ter­res be­schreibt die 'Ent­frem­dung von Na­tur­flä­chen' durch Be­bau­ung, auf Deutsch "Flä­chen­neu­in­an­spruch­nah­me". Dass im­mer ­mehr Flä­chen ver­sie­gel­t werden, ist heu­te ein Pro­blem, wo der Kli­ma­wan­del längst zur Kli­ma­ka­ta­stro­phe ge­wor­den ist.

He­cken und Blüh­strei­fen sind Rück­zugs­or­te für In­sek­ten und an­de­re Ar­ten, dar­un­ter Be­stäu­ber, vor allem schaf­fen sie ein grü­nes Netz, sind nicht nur na­tur­na­he step­ping sto­nes (Tritt­ste­ine). Frank­reich gibt der He­cke der­zeit auch recht­lich Rück­halt.

Men­schen schüt­zen nur, was sie ken­nen. Hier auf dem Land lösen solche He­cken­of­fen­si­ven nur Schimpf­ti­ra­den aus. Lie­be Fach­mi­nis­te­ri­en: Wir hät­ten da De­le­ga­tions­rei­se­be­darf.

Ei­ne ak­tu­el­le Pe­ti­ti­on pro Hecke und Baum läuft auf weact: klick!

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Foto: C.E.

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