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Ach, wenn Labyrinthe so einfach wären, "liebe" KI :-) |
Es fühlt sich an, als würde ich immer wieder in die Hecke geschickt oder im Kreis laufen. Doch der Reihe nach.
Eines Freitagabends steht zur besten Familienzeit eine junge aufgelöste Frau vor meiner Tür. Ich habe keine Bürosprechstunden. Hier wurde eine Küchensprechstunde daraus.
Denn die junge Frau hat bei einer Reklamation offenbar nur mit der KI zu tun gehabt, sich dann in einem Labyrinth verlaufen, das nicht so übersichtlich war wie die Illustration hier.
Es geht um ein klassisches Traditionsunternehmen im Bereich Versandhandel. Da kommen jetzt nicht viele infrage, denn die meisten haben die Digitalisierung verschlafen und sind vom Markt verschwunden. Die Dolmetschkundin hatte dort vor zwei Jahren einen kleinen Tisch bestellt, der nicht so recht den Erwartungen oder der Beschreibung entsprochen hat und daher zurück in die Post ging. Soweit, so gut. Das Ganze kommt jede Woche millionenfach vor.
Diese Kundin, eine Französin, bekam den Kaufpreis erstattet. Dann hat sie eine Zeit lang nichts mehr vom Versandhaus gehört.
Bis sie Post von einem Inkassounternehmen bekam, das die Zahlung genau dieses Kaufpreises einforderte. Meine Kundin hat darauf geantwortet, wie es sich gehört, fristgerecht, höflich, in klaren Worten. Als das Inkassounternehmen ihr weitere Nachrichten geschickt hat, erbat sie beim Versandhaus eine Bestätigung darüber, dass alle Forderungen beglichen waren. Sie erhält das Schriftstück und reicht es weiter an das Inkassounternehmen.
Zeitsprung. Die Kundin muss aus familiären Gründen für einige Zeit nach Frankreich zurück. Als sie nach der Sommerpause wieder in Berlin eintrifft, findet sie einen Mahnbescheid und einen Vollstreckungsbescheid in ihrer Post. Völlig aufgelöst steht sie also eines Abends vor meiner Tür. Ich sortiere mit ihr die Post, telefoniere am nächsten Werktag mit Versandhaus und Inkassofirma, setze ein Widerspruchsschreiben auf, sende dieses per Einschreiben sowie als Fax ans Gericht.
Einschub: Ein Fax abzuschicken ist heutzutage ein echtes Problem, es gibt kaum noch Faxgeräte, selbst die Postfilialen, die laut Internet den Service noch anzubieten scheinen, haben ihn eingestellt. Ich fand zwei Lösungen: Luxushotels und den perfekten Copyshop. Einschubende.
Kaum ist der Widerspruch bei Gericht eingegangen und das Inkassounternehmen darüber informiert, sendet Letzteres eine weitere Mail mit Zahlungsanweisung an meine Kundin und fordert den offenen Betrag ein, denn das Versandhaus habe es nicht darüber informiert, dass der Betrag nicht mehr offen sei.
Hallo?! Sind Sie noch dabei? Das Ganze liest sich sehr kryptisch, langweilig, enerviert, auf Deutsch: genervt. Das bin ich auch. Gleich gehe ich ein weiteres Mal zur Post, sende zwei Beschwerdebriefe an die beiden Institutionen, denn telefonisch ist erneut kein Durchkommen und die "Wartemusiken" sind unerträglich schräpig. Das Warenhaus bekommt zum Thema "Protokoll bei fehlerhafter Bearbeitung von Retouren" von mir eine Unternehmensberatung, dazu die Rechnung über vier Arbeitsstunden in der Angelegenheit meiner Kundin, es sind jetzt 3 Stunden und 15 Minuten aufgelaufen, davon habe ich über eine Stunde lang ein Faxgerät gesucht.
Ich kann nicht nur die Panik meiner Kundin gut nachvollziehen, sondern mir auch manch' andere Person vorstellen, die sich keine Hilfe holt und entnervt zahlt. Ich erwäge kurz, Ross und Reiter zu nennen, lasse das dann aber sein. Doch einen kleinen Hinweis als Knobelei gebe ich doch, und dabei darf das Pferd mit mir durchgehen!
Das Versandhaus hat einen Namen, der aufgrund seiner Besonderheit in die Sprach- und Literaturwissenschaft eingegangen ist. Ich sehe hier jetzt keine Pakete, die von A nach B und manchmal wieder zurückgeschickt werden, sondern Rechnung, Mahnung, Zahlungserinnerung etc., hin und her, vor und zurück. Hier dreht sich etwas wie im Kreise, tritt auf der Stelle, bleibt dabei leise, stets ein- und dasselbe, in klarer Weise — die Antwort blieb kühl, wie maschinell gesandt, doch wer dahintersteht, bleibt unbenannt.
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Illustration: pixlr.com