Freitag, 20. September 2024

Urbanismus und der Globale Süden

In mei⁠­nem Ar⁠­beits⁠­all⁠­tag als Dol⁠­met⁠­sche⁠­rin ar⁠­bei⁠­te ich haupt⁠­säch⁠­lich mit Fran⁠­zö⁠­sisch und ein we⁠­nig mit Eng⁠­lisch, wo⁠­bei Deutsch mei⁠­ne Mut⁠­ter⁠­spra⁠­che ist. Dol⁠­met⁠­scher:in⁠­nen ha⁠­ben ih⁠­re Haupt⁠­spra⁠­chen: A steht für die Mut⁠­ter⁠­spra⁠­che, B für die Haupt⁠­ar⁠­beits⁠­spra⁠­che und C für pas⁠­si⁠­ve Spra⁠­chen. Heu­te: Kon­fe­renz. In der Herbst­sai­son ha⁠­be ich noch ei⁠­ni⁠­ge Ta⁠­ge und so⁠­gar Wo⁠­chen frei. Sie dür­fen mich ger­ne bu­chen!

Menschen auf einer Konferenz, Kopfhörer, Mikrofon
Arbeitsgruppenarbeit (out of the box)

Mein Ein⁠­satz heu⁠­te gilt nicht ei⁠­nem bau⁠­po⁠­li⁠­ti⁠­schen Fo⁠­rum, ich bin auf ei⁠­ner Kon⁠­fe⁠­renz, in der beim The⁠­ma Stadt⁠­ent⁠­wick⁠­lung der glo⁠­ba⁠­le Sü⁠­den mit⁠­ge⁠­dacht wird, die di⁠­rek⁠­ten Ko⁠­lo⁠­ni⁠­al⁠­schul⁠­den aus der Ge⁠­schich⁠­te, aber auch die in⁠­di⁠­rek⁠­ten Ko⁠­lo⁠­ni⁠­al⁠­schul⁠­den von heu⁠­te, die das fos⁠­si⁠­le Zeit⁠­al⁠­ter im Be⁠­reich Kli⁠­ma auf⁠­ge⁠­baut hat.

Was brau⁠­chen wir im Glo⁠­ba⁠­len Nor⁠­den, um auf der Hö⁠­he der De⁠­bat⁠­te zu sein?

Hier rasch und un⁠­so⁠­rtiert ei⁠­ni⁠­ge Ge⁠­dan⁠­ken. Wir müs⁠­sen weg vom Neu⁠­bau und von Flä⁠­chen⁠­ver⁠­sie⁠­ge⁠­lung und Flä⁠­chen⁠­neu⁠­in⁠­an⁠­spruch⁠­nah⁠­me, da­für mehr Be⁠­stands⁠­ge⁠­bäu⁠­de um⁠­wid⁠­men in so⁠­zia⁠­len und er⁠­schwing⁠­li⁠­chen Wohn⁠­raum.

Ganz we­sent­lich ist da⁠­bei, beim Wohn⁠­raum⁠­be⁠­darf die Ist-Si⁠­tu⁠­a⁠­ti⁠­on von we⁠­ni⁠­ger Be⁠­gü⁠­ter⁠­ten und in⁠­zwi⁠­schen auch der Mit⁠­tel⁠­schicht des glo⁠­ba⁠­len Nor⁠­dens auf dem Schirm ha⁠­ben und Lö­sun­gen für die Woh­nungs­kri­se zu fin­den, kei⁠­nes⁠­falls be⁠­ste⁠­hen⁠­de Un⁠­ge⁠­rech⁠­tig⁠­kei⁠­ten ver⁠­grö⁠­ßern oder ze⁠­men⁠­tie⁠­ren!

Wir dür⁠­fen aber auch bes⁠­ser zu den Pro⁠­ble⁠­men und ers⁠­ten Lö⁠­sungs⁠­an⁠­sät⁠­zen kom⁠­mu⁠­ni⁠­zie⁠­ren, um die Be⁠­völ⁠­ke⁠­rung nicht al⁠­lei⁠­ne zu las⁠­sen, denn sonst springt die Bou⁠­le⁠­vard⁠­pres⁠­se (und lei⁠­der auch man⁠­che "bür⁠­ger⁠­li⁠­che" Par⁠­tei) mit ih⁠­ren Lü⁠­gen und ih⁠­rer De⁠­sin⁠­for⁠­ma⁠­ti⁠­on in die Bre⁠­sche, kurz: mehr In⁠­ves⁠­ti⁠­o⁠­nen in Bil⁠­dung und zi⁠­vil⁠­ge⁠­sell⁠­schaft⁠­li⁠­chen Aus⁠­tausch sind zen⁠­tral. À la lon⁠­gue geht es um nichts ge⁠­rin⁠­ge⁠­res als die Ent⁠­wick⁠­lung und die Er⁠­pro⁠­bung der Mo⁠­der⁠­ni⁠­sie⁠­rung und De⁠­mo⁠­kra⁠­ti⁠­sie⁠­rung der Ent⁠­schei⁠­dungs⁠­fin⁠­dungs⁠­pro⁠­zes⁠­se ("Rück⁠­kopp⁠­lungs⁠­ef⁠­fek⁠­te").

Das letz⁠­te hier grob skiz⁠­zier⁠­te Pro⁠­blem be⁠­steht auch in der glo⁠­ba⁠­len Zu⁠­sam⁠­men⁠­ar⁠­beit: Wir dür⁠­fen ech⁠­ten Aus⁠­tausch mit dem glo⁠­ba⁠­len Sü⁠­den in⁠­ten⁠­si⁠­vie⁠­ren und dann, wenn es zum Bei⁠­spiel da⁠­rum geht, vom Sü⁠­den zu ler⁠­nen, wie wir un⁠­se⁠­re Ge⁠­bäu⁠­de hit⁠­ze⁠­fest ma⁠­chen und künf⁠­tig mit Was⁠­ser⁠­knapp⁠­heit um⁠­ge⁠­hen, auch im Ge⁠­gen⁠­zug un⁠­se⁠­re For⁠­schung stär⁠­ker den ori⁠­gi⁠­nä⁠­ren Pro⁠­ble⁠­men des Sü⁠­dens wid⁠­men, denn die "Part⁠­ner⁠­schaf⁠­ten" dür⁠­fen kei⁠­ne Ein⁠­bahn⁠­stra⁠­ßen sein. Es geht da­rum, von­ein­an­der und mit­ein­an­der zu ler­nen.

Al⁠­les sehr tech⁠­nisch in der Be⁠­griff⁠­lich⁠­keit. Fach⁠­ter⁠­mi⁠­ni zu ver⁠­ein⁠­fa⁠­chen, all⁠­ge⁠­mein ver⁠­ständ⁠­lich zu ma⁠­chen, ge⁠­hört mit zu den Auf⁠­ga⁠­ben auch der Ab⁠­tei⁠­lung "Spra⁠­che". Un⁠­ten erst⁠­mal wei⁠­te⁠­re Fach⁠­ter⁠­mi⁠­ni, das meis⁠­te ken­ne ich schon lan­ge, mir geht's hier da⁠­rum, das se⁠­man⁠­ti⁠­sche Feld an⁠­zu⁠­deu⁠­ten.

Flä⁠­chen⁠­ver⁠­sie⁠­ge⁠­lung — im⁠­per⁠­mé⁠­a⁠­bi⁠­li⁠­sa⁠­tion des sols
Flä⁠­chen⁠­neu⁠­in⁠­an⁠­spruch⁠­nah⁠­me — ar⁠­ti⁠­fi⁠­cia⁠­li⁠­sa⁠­ti⁠­on
au⁠­to⁠­ge⁠­rech⁠­te Stadt — ville adap⁠­tée à la voi⁠­ture
fos⁠­si⁠­le Sub⁠­ven⁠­ti⁠­o⁠­nen — sub⁠­ven⁠­ti⁠­ons aux éner⁠­gies fos⁠­si⁠­les
green tran⁠­si⁠­tion, green deal — tran⁠­si⁠­tion ver⁠­te, green deal
Kli⁠­ma⁠­schul⁠­den — la det⁠­te cli⁠­ma⁠­ti⁠­que
Schul⁠­den⁠­strich — re⁠­mi⁠­se de det⁠­te / an⁠­nu⁠­la⁠­ti⁠­on de la det⁠­te
Struk⁠­tur⁠­an⁠­pas⁠­sun⁠­gen — ajus⁠­te⁠­ments struc⁠­tu⁠­rels

Die Stel⁠­lung der Wör⁠­ter im Satz ist auf FR oft ein Be⁠­deu⁠­tungs⁠­trä⁠­ger. Im Be⁠­reich des Aus⁠­han⁠­delns von Ver⁠­trä⁠­gen gibt es zum Bei⁠­spiel den lieu tiers oder auch den lieu du tiers, ei⁠­nen Dritt⁠­ort, ei⁠­nen neu⁠­tra⁠­len Ort.

Da⁠­von un⁠­ter⁠­schei⁠­det sich deut⁠­lich fol⁠­gen⁠­der Be⁠­griff: Le tiers-lieu, wo⁠­mit ein nicht⁠­kom⁠­mer⁠­zi⁠­el⁠­ler Be⁠­geg⁠­nungs⁠­ort im öf⁠­fent⁠­li⁠­chen Raum be⁠­zeich⁠­net wird, aus dem Eng⁠­li⁠­schen the third place.

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Fo­to:
C.E.

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