Hintergrund |
Die deutsche Seite fragt durch die Blume nach. Sehr durch die Blume.
Dann haben wir eine Pause. Es werden Daten und Dokumente gemailt und Hintergrundgespräche geführt. Anschließend fragt die deutsche Seite erneut nach, denn dieses Hintergrundwissen ist immer noch nicht mit allen geteilt worden (warum auch immer). Die Nachfrage fällt wieder sehr höflich aus.
Allerdings war das zu höflich. Die Message ist nicht angekommen. Die Deutschen sind langsam ein wenig enerviert. Jemand muss ihnen gesagt haben, dass man bei Franzosen nicht mit der Tür ins Haus fallen soll. Ich kenne die Franzosen und ermutige eine deutsche Teilnehmerin in der Mittagspause, die Sache etwas direkter anzusprechen.
Allerdings geht sie auf meinen Vorschlag nicht ein. Die Debatte eiert weiterhin um die konkrete Fehlstelle: Nicht alle verfügen über das gleiche Hintergrundwissen. Langsam nervt's mich. Es schleicht sich hier ein gereizter Unterton ein, dort Überraschung. Das ist nicht schön zu dolmetschen.
In der nächsten Pause treffen die Kollegin und ich zufällig an jenem Ort die Leiterin der französischen Delegation, wo die männlichen Mitglieder beider Delegationen nicht hinkommen. Wir haben schon oft für sie gearbeitet. Beim Händewaschen reden wir unter Frauen Tacheles, allerdings nur in der konjunktivischen Frageform (also alles andere als direkt). Sie: "Ach so, jetzt verstehe ich! Danke, dass Sie das so direkt angesprochen haben."
Sie verlässt eilig den Waschraum, geht an ihren Computer, dann in den Nebenraum, wo Kaffee, Tee und Kuchen gereicht werden. Wenig später sehe ich ein erstes erleichtertes Gesicht auf deutscher Seite, dann macht sich dort heitere Stimmung breit. Und weil wir Dolmetscherinnen sowas angeblich nicht tun (dürfen), habe ich hier auch Ort, Zeit und Handelnde ein wenig verfremdet. Sonst stimmt alles.
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Foto: C.E.
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