Mittwoch, 24. April 2024

Kleine Pariser Straßenszene

Hel­lo, bon­jour & gu­ten Tag auf der Sei­te ei­ner Fran­zö­sisch­dol­met­sche­rin und -über­set­ze­rin mit Haupt­ar­beits­ort Ber­lin. Hier kön­nen Sie Ein­bli­cke in den All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen er­hal­ten.

Ei­gent­lich woll­te ich nur ein al­tes Fo­to­archiv auf­räu­men und fin­de das da:

Zwei Frauen im Gespräch auf einem Pariser Gehweg mit Sprechblase (Zitat: siehe Text)
Dom­in­ique Ma­not­ti und die Au­to­rin die­ser Zei­len bei Dreh­ar­bei­ten in Paris

In der Sprech­bla­se, die mir je­mand im Schnei­de­raum (?) rein­ge­bas­telt hat, steht ei­nes mei­ner Lieb­lings­zi­ta­te zum The­ma Film­schau­spiel, auch aufs Dol­met­schen am Set über­trag­bar: On est payé(e)s pour pa­tien­ter, la pres­ta­tion est gra­tu­ite ! ... auf Deutsch: "Wir wer­den fürs War­ten be­zahlt, die Arbeit selbst ist gra­tis!"

Der Kopf krü­melt sich De­tails zu­sam­men und meint, die "Car­lin­gue" aus dem In­ter­view­trans­kript un­ter dem Film­stand­bild sei das Stich­wort: Das war der Kurz­na­me für die fran­zö­si­schen Ges­tapo im Frank­reich un­ter der Vi­chy-Re­gie­rung, die ihr Per­so­nal "teil­weise im Kri­mi­nel­len­mi­lieu an­heu­er­te" (Wi­ki­pe­dia). His­to­ri­ke­rin und Kri­mi­au­torin Do­mi­nique Ma­not­ti hat ihr Buch Le corps noir im Pa­ris die­ser Zeit an­ge­sie­delt, es ist auch auf Deutsch er­schie­nen, und zwar un­ter dem Ti­tel "Das schwar­ze Korps".

Plötz­lich er­in­ne­re ich mich glas­klar: Hier geht das Team mit Do­mi­nique Ma­no­tti von einem Dreh­ort zum nächs­ten. Pro­ta­go­nis­ten bei Lau­ne zu hal­ten, ist Teil der Auf­ga­ben­be­schrei­bung von uns Set-Dol­met­sche­rin­nen (Män­ner mit­ge­meint). Das fiel mir mit der wun­der­ba­ren Do­mi­nique Ma­not­ti und als His­to­ri­ker­toch­ter nicht schwer. Und ja, bei Dreh­ar­bei­ten muss oft ge­war­tet wer­den bzw. ist viel Ge­duld nö­tig, so­gar bei der Her­stel­lung von Do­ku­men­tar­fil­men und Re­por­ta­gen.

Die Auf­nah­men sind aus dem Mai 2015. Ich tra­ge ei­nen zu­sam­men­ge­rol­lten klei­nen Pa­pier­sta­pel (Dreh­buch, No­tizen, Hin­ter­grund­ma­te­rial, Vo­ka­bel­lis­ten), einen Ta­schen­com­pu­ter und Schreib­zeug, ge­dreht wird der ZDF/Arte-Do­kumen­tar­film mit dem Ti­tel "Kri­mis und das Drit­te Reich" in der Re­gie von Chris­toph Rü­ter und mit Phi­lip Kerr (Lon­don), Vol­ker Kut­scher (Köln) und Do­mi­nique Ma­no­tti (Pa­ris) als Pro­ta­go­ni­sten.

Die Dreh­ar­bei­ten wa­ren sehr in­te­res­sant, der Film ist sehr gut ge­wor­den und er wur­de nach dem viel zu frü­hen To­de Phi­lip Kerrs 2018 noch wert­vol­ler.

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Il­lus­tra­tion:
Schnei­de­raum (?)

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