Montag, 21. Mai 2018

Auf keinen!

Als Dolmetscherin und Übersetzerin schaue ich den Leuten aufs Maul. Und ich ha­be aus den ver­schie­den­en Län­dern "meiner" Spra­chen so manch schöne Tra­dition über­nommen.

Tee und Gebäck auf einem Tablett
It's tea time!
"Auf keinen!" oder "Auf je­den!" So knapp äußert sich ge­le­gent­lich ein mir be­kann­ter Teen­ager und meint "auf keinen Fall" oder "auf je­den Fall!"

Sprache ändert sich, und jede Ge­ne­­ra­tion ver­wen­det sie an­ders, um sich von den Alt­vor­de­ren ab­zu­he­ben. Was eine Binse ist, aber mir aktuell wie­­der auffiel.

You alright? steht manchmal in eng­lischen Unter­titeln. Das Kürze hat Methode. In den meisten Welt­sprachen sind zum Bei­spiel die Wör­ter für Af­fir­ma­tion und Ne­ga­tion Einsilber. Außer, es kommt ein zögerliches naja ... Es sieht aus, als wür­den die jüngeren Berliner in noch größerer Zeitnot stecken als wir älteren.

Die so gewonnene Zeit investieren wir in tea time, it's five o'clock!

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Foto: C.E. (Archiv)

2 Kommentare:

caro_berlin hat gesagt…


Ergänzungen, die mir gerade eine Kollegin aus Westend geschickt hat:
"Gefällt dir?", "Machste jetzt?", "Ich Schule!"

"Ich Rathaus" und sowas kenne ich vor allem aus Neukölln, wo die türkische Sprache, die ohne Artikel auskommt, das Deutsche einfärbt. Ist jetzt offenbar im (wohlhabenderen) Westen angekommen.

caro_berlin hat gesagt…

Nach einer verbengeizigen Kindheit jetzt das silbengeizige Jugendalter ... neu abgelauscht: „Biste schon?“
Worum es genau ging, war nicht klar. „... da?“, „... schon fertig?“, „... auf 180?“

„Läuft ...“ für „Läuft gut“, „... alles im grünen Bereich“ oder die Verkürzung des längeren Jugendsprechs „läuft für Dich ...“?

Wir haben als Gören wenigstens noch „so lala“ gesagt, wenigstens wurde da eine Ambivalenz angedeutet, die beim ewigen „läuft!“ nie zu hören ist.

Aber auch das gehört zum Leben von Halbwüchsigen: Nichts genaues weiß man nicht. Zumdindest die Alten.