Im Großraumbüro des Filmkunstfests sitzen zwischendurch fast alle, hier ist viel Trubel. Die Raumsituation hinter den Kulissen ist schon immer ähnlich, nur die Adresse wechselt gelegentlich.
Treppe mit Regalfunktion |
(Als Kind habe ich mir immer von einer solchen Wohnung geträumt: Durch die geheime Tür in der Tapete oder der Holzverkleidung ins Kinofoyer gelangen oder am Fußboden in Betthauptnähe eine Klappe mit Spiegelsystem haben, durch die ich mir die Filme direkt auf die Zimmerdecke projizieren kann.)
Seit einiger Zeit werden für die Dauer des Festivals leerstehende Büroräume oder Ladengeschäfte in der Nachbarschaft angemietet. Manchmal gibt es dann zwei Räume, manchmal mehrere, aber im größten sitzen die meisten zusammen und arbeiten.
Ich kann in diesem "Backstage-Bereich" ganz gut arbeiten. Das war mal anders, ich war früher kein Fan solcher Arbeitsplatzsituationen: Bei den Französischen Filmtagen Tübingen, für die ich 2003 bis 2006 gearbeitet habe (in verschiedenen Rollen, als künstlerische Leiterin, Kuratorin, Moderatorin, Dolmetscherin ...), saß ich in zwei Jahren etliche Monate lang eng auf eng mit den anderen und habe gelitten, weil ich potentiell über alles informiert sein musste, mich aber lieber punktuell mit den Fragen beschäftigt hätte. Hier in Schwerin habe ich eine klare Aufgabe zu erfüllen und darf ansonsten die Ohren auf Durchzug stellen. Bei zu viel Lärm helfen Ohropax.
Lustig dieses Jahr die Treppe, die der Vormieter abgehängt hat. Ich fühle mich, als ich diesen Anblick anspreche, zum ersten Mal im Leben alt, denn ich habe die Berliner Mauer gesehen. Nur wer schon einige Jahre mehr auf dem Buckel hat, kann sich an die U-Bahn-Linien erinnern, die unter Ostberlin hindurchführten von "West" nach "West" (als politische Himmelsrichtungen; geografisch war das aus dem Süden in den Norden beispielsweise). Die Züge fuhren im Schritttempo durch die stillgelegten Bahnhöfe hindurch. Die Treppen waren nach oben hin zugemauert und sahen dem Prinzip nach genauso aus wie auf dem Foto hier, natürlich abzüglich des Marmors und der Materialhaufen je Festivalsektion. (Als Kind habe ich immer gedacht, dass diese Berlintreppen für Zwerge wären, die mit jedem Schritt kleiner werden müssten.)
Lesetipp: Heinz Knobloch, Stadtmitte umsteigen — Berliner Phantasien. 1982, viele Neuauflagen bis 2002, Jaron Verlag Berlin 2002, ISBN 3-89773-042-1.
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Foto: C.E.
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