Mittwoch, 15. März 2017

Wortkutscher

Hallo aus Berlin! Sie sind bei einem Weblog aus der Welt der Sprachen gelandet. Hier schreibe ich über Dolmetschen und Übersetzen für Medien, Politik, Wirt­schaft, Kunst, Gesellschaft und Soziales. Ich arbeite in Berlin, Paris, München und dort, wo ich gebraucht werde. Meine Arbeitssprachen sind Französisch (2. Spra­che) und Englisch (Ausgangssprache).

Eine Stunde sind 25 Euro auf dem Taxameter. Das haben wir erst neulich erprobt, als eine kanadische Regisseurin Berlinfahrten gedreht hat. Sonntagmorgen, frischer Schnee lag auf der Straße, das Taxi war eine Zeitmaschine und dafür spottbillig. Berliner Taxi im Winter halt, granteliger Konduktor inklusive.

Pariser Taxi im Sommer
Ein Berliner Amt bittet mich, bei Befragungen zu dol­met­schen, mitten in der Woche, an mehreren Terminen je­weils mitten am Tag, so dass es andere Termine ver­un­mög­licht, die damit perfekt kol­li­die­ren.

Das Berliner Jugendamt bietet mir 12,50 Euro die Stunde an. Mit welcher Be­grün­dung soll ein mehrsprachiger, studierter Mensch für den halben Preis ar­bei­ten, den ein Berliner Dieseldroschkenkutscher ganz selbstverständlich verlangen darf?

Hier geht es um geflüchtete Jugendliche, die hochgradig traumatisiert sind. In mei­ner Freizeit, als Hobby, kann ich mir das leisten und leiste es mir auch manch­mal. Aber bitte keine regelmäßigen Werktagsaufträge dieser Art. Mit Dolmetschen verdiene ich meinen Lebensunterhalt.

Und womit verdienen Sie so Ihr Geld, werter Sozialamtsmitarbeiter? Sie sind hier doch sicher auch für ein Trinkgeld tätig? Ist Ihre Frau Staatsanwältin, Chefärztin, Abgeordnete ... oder haben Sie etwa geerbt?

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Illustration: Historisches Schulbuch

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