Donnerstag, 9. März 2017

Shootings

Hier bloggt eine Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache (so­wie aus dem Englischen). Nachdem es gestern in Sachen Gleichheit etwas trau­ri­ger war, dürfen wir heute lachen.

Übersetzer und Dolmetscher sind oft mit zwei unangenehmen Situationen kon­fron­tiert. An erster Stelle steht die Frage: "Und was machen Sie im richtigen Leben, al­so als echten Beruf, meine ich?!" An zweiter kommt gleich: "Können Sie mir bitte sagen, was das Wort *somethingweird* auf Deutsch heißt?" Zwischen die Sternchen packen Sie bitte die Vokabel ihrer Wahl. Refrainartig rufen wir Sprach­ar­beiterinnen und Sprach­arbeiter dann immer laut und im Chor: "Kontext!"

Denn der Zusammenhang macht wirklich den Unterschied aus. Hier ein Beispiel.

Eine Recher­cheurin aus Paris, die Deutsch an der Schule gelernt hat, bittet mich dieser Tage um Hilfe in Sachen Archiv­recherche. Es geht um eine bekannte deutsche Politikerin, um Wahlen und Re­den. Die Re­cher­cheu­rin beschreibt eine längere Film­sequenz, liefert rückübersetzte Zi­ta­te, sie hat einen Zeitungsartikel gelesen, der die Momente als Stimmungsbild be­schrie­ben hat. Dann kommt die Frage der Fragen, die an den Sender gehen soll: "Haben Sie die ganze Siegesrede erschossen?"

To shoot = to film = drehen
To shoot = fusiller / abattre qn. = jemanden erschießen

Da muss ich an eine serbische Kamerafrau denken. In den 1990-er Jahren ging ihre Einreise in die USA am Flughafen John F. Kennedy ein bisschen lang­samer als geplant von­stat­ten als bei den anderen. Auf die Frage, was denn der Anlass ihrer Reise sei, hatte diese frei­mü­tig und ohne nach­zu­denken gesagt: I come for shootings.

Die kombinierten Stichwörter "Shootings" und "Kontext" lösten auch noch diese Assoziation aus. Hier spielen Übersetzer eine wichtige Rolle. Und die Wirkung von Sprache ...



Und hier noch eine aktuelle Varia­tion zum The­ma Schuss und Waf­fe, dies­mal aus dem Wirt­schafts­krieg, in dem wir leben: Ri­chard Mos­se: Flücht­linge mit der Wär­me­bild­ka­me­ra "ge­schos­sen".
Dank an Diet­rich Brüg­ge­mann für den Hin­weis.

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Film: Monty Python

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