Montag, 20. März 2017

Dauerunschärfe

Welcome, guten Tag, bonjour ... auf den Blogseiten, die in der Dol­­met­­scher­ka­bi­ne und am Übersetzerschreibtisch entstehen. Ich arbeite in den Bereichen Politik, Kultur, Wirt­schaft und Soziales. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch (Ausgangs- und Ziel­spra­che) und Englisch (nur Aus­gangs­spra­che). Nachtrag: Link der Woche.

Dolmetscher und Interviewerin
Im Morgenmagazin
Alexander Drechsel, ein Kol­le­ge, der in Brüssel arbeitet, wurde vom ZDF in­ter­viewt. Das Gespräch ist kurz und bündig und hier zu finden: klick!

Leider ist hier ständig von Übersetzern die Rede, dabei sind Dolmetscher ge­meint.

Es gebe ja in Brüssel viele Medienvertreter, meint darauf ein anderer Kollege, die auch nach jah­re­lan­ger Tätigkeit Institutionen wie Europarat, Europäischen Rat, Kommission, Par­la­ment etc. nicht auseinander halten könnten. Solche Menschen hätten es durch­aus schwer, gewisse Details und Unterschiede zwischen Berufen wie Dol­met­scher, Übersetzer, Fremdenführer und Synchronsprecher zu erfassen. Ich ergänze: Auch der Synchronübersetzer birgt seine Abgründe.

Andere Menschen mögen nach Optik entscheiden. Der Bäcker im Kiez des Zieh­soh­nes hielt mich lange für eine Flugbegleiterin (wegen der Klamotten und der Mehr­spra­chig­keit, so seine Erklärung). Indes, auch mancher "Arbeitsvermittler" in dieser Branche ist nicht wirklich qualifiziert bis verächtlich, unsereinem gegenüber. Eine Pariser Agenturfrau sprach immer von "Messemädels" (und behandelte uns auch wie kleine Mädchen). Aber neben Messehostessen und Stewardessen gibt es noch wei­te­re Zungenfertige, die in diesem Zusammenhang ins Bild rücken müssen.

Eine Berliner ArGENToUR wollte mich mal in ein südliches Land mit Fran­zö­sisch­do­mi­nanz entsenden als Dolmetscherin im Rahmen eines irgendwie gearteten Deals. Dann kam eine Pause. Dortselbst sei im Widerspruch zur im Land herrschenden Prü­de­rie üblich, derlei Erfolge durch menschliche Annäherungen zu feiern. Ob ich denn ... naja, prüde sei. Das ist zehn Jahre her, den Namen der "argen Tour" weiß ich noch immer. Kein von Dolmetschern oder Übersetzern geführtes Büro, sondern ein Makler, der eben auch Gebrauchtwagen hätte verticken können. Da war ihm die Handelsspanne wohl aber zu gering.

Und um es nochmal genau zu sagen: Wir brauchen keine branchenfremden Agen­tu­ren. Das Agenturprinzip ist ein Maklergeschäft. Frei­be­ruf­li­che Sprach­ar­bei­ter kön­nen sich als beratende Dolmetscher durchaus selbst um die Planung größerer Projekte kümmern.

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Foto: ZDF

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