Gesehen in der Rudi-Dutschke-Straße |
Wir trinken einen Kaffee in einem Bistrot mit Wlan.
Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Ich muss irgendwelche Witze reißen, sonst geht es nicht weiter.
An der Kasse sehe ich einen schönen Programmierfehler. Ich knipse, der Barmann will den Grund wissen. Ich erkläre ihn. Und ergänze bierernst, dass ich in der Schule immer die Klassenbeste gewesen sei, dass niemand mit mir hätte spielen wollen, weil ich immer alle und alles korrigiert habe.
Der Mann sieht mich entgeistert an. Ich schaue entgeistert zurück. Nach knapp 20 Sekunden lachen wir schallend los. Dann muss ich meinem (arabisch- und französischsprachigen) Kunden die Lage erklären. Hauptsache, die Stimmung stimmt. Ich reiße schon mal Witze auf eigene Kosten. Dann übersetze ich ihm in Grundzügen einen Taz-Artikel meines früheren Nachbarn, der mir gefällt und der vis-à-vis veröffentlicht wurde. Hier geht es darum, dass das Nichtverstehen manchmal auch ganz angenehm sein kann: "Zärtliche Zischlaute | Dem Menschenbild kann es nur zuträglich sein, wenn man die Landessprache nicht beherrscht".
Dass hier Rudi-Dutschke-Straße an Axel-Springer-Straße stößt und was das bedeutet, erkläre ich ihm nicht. Etwas froher gestimmt widmen wir uns weiter dem Trauerspiel Berliner Wohnungsmarkt. (Wobei plötzliches Lachen nach einem Satz in Gegenwart von Fremden immer erklärt werden muss, damit der Betreffende nicht das Gefühl hat, dass möglicherweise über ihn oder sie gelacht wird.)
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Foto: C.E.
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