Am Internationalen Frauentag haben viele Französinnen nach einem Dreivierteltag den Griffel fallen lassen. In Deutschland wäre das nach vier Fünftel Arbeitstag angesagt gewesen. Der "Gender Pay Gap" liegt im Westen irgendwo zwischen 20 und 25 Prozent. Und rechnen wir Teilzeitmodelle und Familienphasen heraus, kommen wir immer noch auf zehn Prozent "echter" Gehaltsdiskriminierung.
Viele Männer glauben Diskriminierung am Arbeitsplatz bis heute nicht. Sogar manche Frauen stellen derlei in Abrede. Es würde an den typisch weiblichen Berufen liegen, sagen diese. Aber das schlechte Image zum Beispiel von Aufgaben in den Bereichen Erziehung, Bildung der Kleinsten und Pflege und die Ergebnisse von Berufsberatung hin zu der "richtigen" Aufgabe für die Bewerberin sind ja auch Produkt unserer Gesellschaften.
Gesehen in Berlin-Mitte |
Nach dem Studium starten beide Geschlechter fast gleich ins Berufsleben. Doch Frauen können Kinder bekommen und werden im Beruf sogar am Aufstieg gehindert, weil sie welche bekommen könnten. (In Frankreich ist aufgrund der besseren Kinderbetreuung dieses Problem deutlich seltener.) Einen Uterus zu haben, ist auf unserer Seite des Rheins der größte Karrierekiller.
Frauen verhandeln aufgrund ihrer Sozialisation oft zaghafter, ihnen wird weniger zugetraut, sie bekommen weniger Erfolgszulagen oder Dienstwagen als Männer. Über allem schwebt le plafond de verre, die gläserne Decke. Mann bleibt lieber unter seinesgleichen.
Da schwingt viel Verachtung für uns Frauen mit. Dieser Tage sorgt im Internet eine Story für Furore, die eine Reihe von Tweets erzählt, das sind die Kurznachrichten des bei der Goldlocke beliebten Dienstes. Wie in einem Selbstversuch erprobte ein mutiger Mann, wie sich die Diskriminierung von Frauen anfühlt.
Und das kam so: Zwei Kollegen in einer Personalberatung, ein Mann, eine Frau, ein gemeinsamer Mailbriefkasten. Die Frau hatte wiederholt Ärger mit ihrem Chef, weil sie sich zu viel Zeit für ihre Kunden lassen würde. Eines Tages erlebte der Mann ohne jede Vorwarnung, out of the blue, dass ihn ein Kunde infrage stellt, wie er ruppig reagiert, nicht auf Fragen antwortet, ihn hinhält. Da fällt ihm auf, dass er die Signatur der Kollegin verwendet hatte. Er stellt sich als der Kollege vor, der das Projekt jetzt betreut.
Durch "Retweets" zu guter Reichweite |
Derjenige, der das berichtet, Martin R. Schneider, fasst zusammen: "Weder Technik noch Rat waren anders. Der einzige Unterschied: Hier schrieb jetzt ein Mann."
Die beiden Arbeitskollegen haben dann zwei Wochen lang ganz bewusst die Rollen getauscht. Er sagt: "Es war die Hölle." Die Langsamkeit der Kollegin könne er jetzt damit erklären, dass eine Frau mehr Zeit braucht, um überhaupt anerkannt, respektiert zu werden. Und in den zwei Wochen erlebte die Kollegin die erfolgreichste Woche ihres gesamten Angestelltenlebens.
Der über den Vorgang informierte Chef wollte die Sache übrigens nicht glauben. Die Frau hat die Firma verlassen und ist heute selbständig. Hier ihr Bericht: Working while female von Nicole Hallberg. Hier die Twitter-Story: Martin R. Schneiders A little story of the time.
Nicht alle Männer sind so, schreiben auch die Buddies ("Busenfreunde") Nicky und Marty. Leider dürfen wir nicht dem Glauben verfallen, dass Frauen immer die gerechteren Chefs sind. Nicht alle praktizieren die Räuberinnenleiter. Ich selbst habe erlebt, wie eine zu Macht gekommene Frau mir aus mir bis heute unbekannten Gründen 40 % meines Jahresumsatz durch böse Intrigen genommen hat. Begünstigter war ... ein Mann.
Soll ich mir neben meiner Freiberuflertätigkeit eine Firma ans Bein binden und den jüngeren männlichen freien Mitarbeiter zum Geschäftsführer machen? Vom Hörensagen kenne ich solche Strohmanngeschichten aus islamischen Ländern. Unverlangt an Verlage eingesandte Manuskripte haben eine achtfach höhere Chance, gedruckt zu werden, wenn der Name eines Mannes als Urheber firmiert als der einer Frau. Das hat The Independent vor bald zwei Jahren beschrieben: Writing under a male name makes you eight times more likely to get published, one female author finds.
Ce sujet nous donnera encore du fil à retorde — This remains a hard nut to crack.
Illustrationen: Twitter, C.E.,
Libby VanderPloeg
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